OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

den Höhenkamm in Richtung Geboltskirchen-Haag zu,so kommt er heute wie vor hundert Jahren am Waldeingang zum „Sonnwendgatter". Warum dieses Gatter so heißt, kann heute niemand mehr sagen. Manche glauben, es heißt so, weil dort oben einmal die Sonnwend feuer abgebrannt wurden. Ein zweites Gatter, das „Feileisengatter", steht an der Straßen mündung unweit des Anwesens Feileisen, zwischen Kern und Grausgrub. Wo sich das dritte Gatter befunden hat, hat man leider vergessen. Mit diesen drei Gattern hatte es eine besondere Bewandtnis. Kamen Männer aus den Nachbarpfarren später als um Mitternacht beim Gatter an, war ihnen eine tüchtige Tracht Prügel sicher, wenn sie sich nicht rechtzeitig in die richtige Stellung brachten. Sie mußten sich auf den Boden legen. Arme und Beine kreuzen und sich ganz ruhig verhalten. Dann kam der Teufel daher und suchte die Gattern ab, ob nicht jemand zu später Stunde noch durchgegangen sei. Stieß er auf die mit gekreuzten Gliedern auf dem Boden Liegenden,so sagte er, wie zu allem anderen aufdem Boden Herumliegenden, bloß: „Scherhaufen! Scher haufen!", gab den sich ganz still verhaltenden Männern mit dem Fuß einen leichten Stoß und ging weiter. Da er nach einer Viertelstunde wieder Nachschau hielt, mußten sich die Nachtwandler so schnell wie möglich aus dem Staub machen. 49. Der Mannaberg Wenige Gehminuten von St. Marienkirchen entfernt liegt der heute mit Wiesen und Feldern bedeckte Mannaberg. Dort soll einmal, ehe er besiedelt wurde, bei Rodungsarbeiten der Waldboden eingebrochen sein. In dem Loch sahen die erstaunten Leute einen wie lebend aussehenden Möneh aus der Frühzeit der Christianisierung über einem Buche sitzen. Zu seinen Füßen lag ein Totenkopf. Als man den unterirdischen Einsiedler wecken wollte, zerfiel sein Körper in Staub. In Erinnerung an diesen merkwürdigen Fund nannte man den Hügel Mannaberg. 50. Die Wilde Jagd vom Atzberg Oberhalb der Ortschaft Hippeisberg bei Atzbach befindet sich jener Teil des Atzberges bei den „Sieben Wegen", wo früher die Selbstmörder begraben wurden. Dort braust in gewissen Nächten die Wilde Jagd vorbei. Voraus reitet der Teufel aufeinem schwarzen Bock, begleitet von bellenden schwarzen Hunden. Immer sind auch die Selbstmörder vom Atzberg bei dieser Wilden Jagd dabei. Wer sie kommen hört, darf nicht stehen bleiben, sondern muß sich aufden Bauch legen, sonst wird er von den vorbeiziehenden Geistern mit genommen. Das soll früher etliche Male vorgekommen sein. Die Mitgenommenen wurden stundenweit durch die Lüfte getragen. Hatten sie Sünden oder sonst was Unrechtes aufdem Kerbholz, mußten sie ewig mitziehen. Waren sie aber sündenrein, wurden sie nur ein paar Stunden lang mitgeschleppt und dann an einem ihnen unbekannten Ort fallen gelassen. 51. Die Selbstmörder vom Atzberg Der Fuchsen-Hansl wollte einmal die Leichen der begrabenen Selbstmörder aus scharren und nachschauen,ob es wahrist,daß diese der Teufel geholt hat.Er grub vom frühen Abend an. Um das Gebetläuten soll ihn aber ein so furchtbarer Schauer (Hagelwetter) überfallen haben, daß er von seinem Vorhaben abstehen mußte. Die alte Kranawitterin von Hippeisberg wollte ihren Mann erlösen, der auch dort unter den Selbstmördern begraben liegt. Sie setzte sich nach dem Gebetläuten aufdie Grab stelle und betete einen Rosenkranz nach dem anderen. Aber da kam zuerst ein Feldhase, machte ein Männchen und setzte sich. Dann kam ein zweiter und ein dritter und beijedem folgenden „Gesätzl" wieder einer. Beim letzten setzte sich ein schwarzer Hund mitten unter 57

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