OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

gangen.Dakamsieimmeraufeinem WaldwegvonEberschwangherüberindasdamalsnochaus hölzernen Häusern bestehende Gschwendt und weiter zum Wolfenkreuz in der Stiefering und über die Höll-Leiten. Niemand konnte den ganzen Zug verfolgen,aberviele sahen sie an den einzelnen Abschnitten, und so weiß jeder was zu erzählen. Der Lärm, den das Wilde Gjoad machte, war ungeheuer. In keinem Haus, das auf ihrem Weg lag, konnte man schlafen. Beim öllerbauern in Gschwendt hatten sie einen Hund, groß wie ein Kalb;jedesmal wenn 's Gjoad kam, mußte er mit, so oder so. Einmal ließ ihn der öller nicht von der Kette. Aber die fremden Kräfte waren in dem Hund so stark, daß er die starke Kette abriß und durch das nur 10 cm breite Abflußrohr der Jauchegrube ins Freie gezogen wurde. Draußen blieb der Hofhund wie tot liegen.- In einem anderen Haus kehrte die nächtliche Jagd jährlich im Stadel ein. War der Drusch noch nicht beendet, droschen die wilden Kerle den Rest aus. Sie droschen aber nicht mitDreschflegeln,sondern mit Wiesbäumen. Furchtbar, wie am nächsten Tag die Tenne ausgesehen hat und die Wies bäume abgeschlagen waren. — Beim Wolfenkreuz wurden die Pferde gewechselt.Woherdie neuen Pferde kamen und wohin man die alten brachte, weiß niemand. Aber auch die wilden Jäger hielten beim Wolfenkreuz Rast,schnitten sich die Fußnägel und schlugen den Pferden neue Hufe an. Hat aberjemand ein Stückchen Horn von den Hufen oder Nägeln auch erst nach Tagen vom Boden aufgehoben, so trug er Brandmale für sein ganzes Leben davon. Wer 's Wilde Gjoad einmal in seinem Leben gesehen hat, dem bleibt der Schrecken in den Gliedern. Alles, was sich in der Stiefering und in derHöll-Leiten noch zugetragen hat,scheutsich jeder, es zu erzählen. 45. Die gestohlene Leinwand Einem Bauern in Gschwendt bei Geboltskirchen wurde einmal ein ganzer Ballen Lein wand gestohlen. Er hatte ihn aber bald wieder. Er las aus seinem Zauberbuch, sagte dann eine Beschwörung und nahm dabei ein Wagenrad und begann es zu drehen. Sogleich mußte sich der Dieb aufden Weg machen und die Leinwand zurückbringen.Je schneller der Bauer drehte,desto schneller mußte der Dieb laufen;am Schluß drehte er so rasch,daß die Leinwand zum Fenster hereingeflogen kam und der Dieb ohnmächtig vor der Haustür liegenblieb. Seither hat in dem Haus niemand mehr gestohlen. 46. Das Bild der Gehängten in der Suppenschüssel Die Herrschaft Haag am Hausruck hatte einst auch die Blutgerichtsbarkeit. Bei der Ortschaft Eidenedt war bis vor wenigen Jahren noch ein „Frei-Grund", der den Flurnamen „Das Gericht" hatte. Hier wurden die Verbrecher gerichtet. Beim Duringer in Eidenedt, einem Anwesen in der Nähedes„Gerichtes",haben die Hausleute nach den jeweiligen Hin richtungen immer die Gehängten am Morgen oder Abend in der vollen Suppenschüssel hängen sehen. 47. Das Galgenholz Beim „Gericht" liegt auch das Piesingergut. Die Hausleute dieses Anwesens mußten zusammen mit dem Priester jeweils die Verurteilten auf ihrem letzten Gang begleiten. Als Entschädigung dafür erhielten sie dann das Holz des Galgens.(Der Piesingerhofsoll übrigens auf den Resten eines Awarenringes aufgebaut sein.) 48. Die drei Gatter Das Land um St. Marienkirchen soll einst durch drei Gatter gegenüber der Außenwelt abgeschlossen gewesen sein. Geht der Wanderer von St. Marienkirchen über Pilgersham 56

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