OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

Augen gewaschen hat, ist das Pferd zwar wieder sehend geworden, der Bauer selbst aber ist erblindet. Seitdem ist auch die Heilkraft des Wassers verschwunden. 38. Der Goldbrunnen Vor langer Zeit standen in der Gegend von Geboltskirchen zwei Burgen; die eine stand auf dem Schloßberg in Bergham, die andere in Polzing, dort, wo heute das GugenederAnwesen steht. Beide hatten gemeinsam einen„Turm"im Hofmüllerteich. Es war eigentlich kein Turm,sondern ein kleinesWasserschlößl. Man benützte es beiJagden und kleinen Fest lichkeiten. Vielleicht diente es auch in Kriegsläuften als Zuflucht. Der Turm stand dort, wo sich heute das Teichpeternhaus befindet. Vom Land aus war er über eine Zugbrücke erreichbar. Den Schloßgraben kann man heute noch sehen. Beide Burgen gehörten der Familie der Hausrucker. Es soll um 1250 gewesen sein, als der damalige Besitzer sein Ende herankommen fühlte. Er rief seine beiden Söhne zu sich und teilte seinen Besitz unter ihnen auf.Jeder derjungen Ritter bekam ein Schloß. Beide hätten in Frieden nebeneinander leben können, wenn es nicht den „Goldbrunnen" gegeben hätte, den nach dem Willen des Vaters beide miteinander besitzen sollten. Aber jeder wollte den Goldertrag dieses Brunnens allein für sich haben. So entstand bald ein Streit zwischen den Brüdern, und der Ertrag des Goldbrunnens konnte nur unter dauernden Auseinandersetzungen zwischen den beiden geteilt werden. An einem Weihnachtstag nun sandte der Polzinger seinem Bruder nach Bergham die Nachricht, daß er ihn am Stephanitag im Wasserschlößl erwarte, um der langen Fehde ein Ende zu machen. Arglos und voll Hoffnung ritt der Berghamer dorthin. Die hölzerne Zug brücke war bereits herabgelassen, als er anritt. Als er jedoch mit seinem Pferd auf halbem Wege war, brach die Brücke plötzlich ein. Der Polzinger hatte die Stützen der Brücke an sägen lassen und seinem Bruder dadurch eine Falle bereitet. Unter lauten Hilferufen ver sank der Reiter in dem sumpfigen Grund des Schloßteiches. Den Nachbarn aber wurde er zählt, der Berghamer sei mit seinem Pferd auf der Brücke ausgeglitten und in den Sumpf gestürzt, wo ihm niemand mehr hätte helfen können. Der Brudermörder wurde von Reue gepeinigt. Er ließ zwar den Leichnam seines Bruders bergen und begraben und ein Kirchlein über dem Grab bauen und heilige Messen lesen. Dieses Kirchlein soll auch der Ursprung der heutigen Pfarrkirche Geboltskirchen geworden sein. - Aber er konnte doch nirgends Ruhe finden. Endlich hoffte er, am Grab des Herrn in Jerusalem sein reuevolles Herz erleichtern zu können. Er beteiligte sieh an einem Kreuz zug, fiel aber, von einem feindlichen Pfeil getroffen, noch ehe er die Stätten des Heiles ge schaut hatte. Sein Besitz in Polzing bestand zwar unter verschiedenen Herren noch lange weiter. Aber jeder wurde ruhe- und friedlos. Das Gold der Goldquelle nahm immer mehr ab und hörte schließlich ganz auf. Heute nennt das Volk diesen Brunnen nur mehr den „Sandbrunn". Die Schlösser Bergham und Polzing sind bis auf wenige Mauerreste verfallen und auch im Hofmüllerteich kann man nur noch ein paar Pfahle sehen, auf denen einst die Zugbrücke zum „Turm" geführt hat. 39. Das Pfaffensteigerl Als Geboltskirchen noch keine eigene Pfarre war, kamen immer Messeleser von Eber schwang in das kleine Nikolauskirchlein. Einmal schickte man von dort auch einen jungen, wortgewaltigen Priester, der sich mit seinen Höllenpredigten bei den armen Holzknechten, Kohlenbrennern und Kleinhäuslern aber bald recht unbeliebt machte. Trotzdem besuchten 53

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