OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

drückte ab und der Zauber der geweihten Kugel erwies sich stärker als die Schwarze Kunst. Sofort brach der Getroffene tot zusammen. 28. Das Kreisstehen Auf einer Wegkreuzung in Pumberg bei Eberschwang konnte man kreisstehen. Man mußte natürlich die richtige Zeit einhalten, nämlich die Mitternachtsstunde in der Metten nacht. Aber schon neun Tage vorher durfte man sich nicht waschen, durfte man keinen Weihbrunn nehmen und kein Gebet sprechen. Dann mußte man beim „Großen Zusammen läuten", das eine Viertelstunde lang dauerte, in der Mettennacht auf einem Platz stehen, wo zwei Wege sich kreuzen und dort mit einer einjährigen Haselrute einen Kreis machen. In diesem Kreis mußte man stehenbleiben und warten, bis sich einem ein Blick in die Zu kunft enthüllte. Der alte Feichtlschuster ist auch einmal kreisgestanden in der Mettennacht. Nach dem Zusammenläuten sah er den Teufel auf einem brennenden Wagen dahergaloppieren und gerade aufihn zu. Wie der Teufel plötzlich haltgemacht hat, sah der Feichtl schuster die ganze Hofmark von Ebersehwang,die damals noch aus lauter hölzernen Häusern bestand, hellaufbrennen, und auch das Schreien und Flennen der Abbrändler hat er deutlich hören können, genau so, wie es sich fünfzehn Jahre später wirklich zugetragen hat. Aueh von anderen Eberschwangern, deren Nachkommen noch im Orte leben, wird erzählt, daß sie kreisgestanden sind und immer ist der Teufel aufeinem brennenden Wagen auf sie zugefahren, hat knapp vor dem Bannkreis vor ihnen gehalten und ihnen dann eine schreckliche Zukunft sehen lassen. Besonders arg soll es gewesen sein, wenn ihnen Bilder von Friedhofund Sterben vorgespielt wurden. Die Angst allein soll sich in vielen Fällen schonihre Opfer geholt haben. 29. Im Loh Im Loh, das ist der düstere Graben bei Eberschwang, hat einmal ein Bauer ein ganz verkrüppeltes Mandl sitzen gesehen, das hat immer Garn von einer Haspel abgewickelt. Wie der Bauer vorbeigehen wollte, machte sich das Mandl über ihn lustig. Da schlug er es mit einem festen Schlag von seinem Sitz. Aber gleich darauf ist es schon wieder aufseinem Platz gesessen. Da schlug der Bauer noch einmal zu. Als er aber zum dritten Mal hinhauen wollte, sagte das Mandl:„Hau nur her!" Da liefes dem Bauern kalt über den Rücken, und er schaute, daß er weiterkam. 30. Das verteufelte Amastel In einer stockfinsteren Nacht ging einmal ein Grünbacher von einer Tanzerei nach Hause. Dabei mußte er durch die „Ziehgrube", einen Wald, gehen. Als er ungefähr mitten im Holz war, sah er zu seinem Erstaunen einen Kramerstand genau so wie die Kirchtags buden daheim vor sich.Die Hütte war mit öllichtern beleuchtet.Es waren aber nur Muscheln, Schneckenhäuseln, Nadeln und „Amastln" (das sind kleine ovale Behälter für die Näh nadeln) zu verkaufen. „Kauf bei mir an Amastl! Bei mir sind keine Nadeln, dafür aber eine richtige Teufelsbrut drin! Die Brut mußt du dir heimtragen, dann wird sie lebensfähig!" riefihm einer zu. Der Grünbacher traute sich nicht wegzugehen, ohne ein solches Amastel zu kaufen,und legte die paar Heller, die ihm von der Tanzerei noch geblieben waren, auf dieBudel.Und dannginger wieder weiterheimwärtsdurch den finsteren Wald. Beim Eglbach passierte ihm wieder etwas Besonderes. Da kam plötzlich ein brennender Wagen aufihn zu. In seiner Angst schleuderte er das Amastl ins Wasser. Der Feuerwagen verschwand. Aber aus dem Nachtdunkel entwickelte sich eine noch dunklere Gestalt, die sich zu einem mächtigen Ziegenbock auswuchs. Mit tiefer Stimme rief der Boek den Wanderer an: „Wirf dich sofort 51

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2