OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

24a. Der Zigeuner Sowohl in der Gemeinde Eberschwang als auch in der Gemeinde Bruckmühl erzählt man sich von einem umgebrachten Zigeuner. Als einmal ein Haufen dieser landfahrenden Leute die Höhenstraße über den Hausruck passierte, sollen sie dort, wo es jetzt „Beim Zi geuner" heißt, gerastet haben. Da gerieten sie, man weiß es nichtwie,mit einem Bauern in Streit, der dann plötzlich einen Zigeuner niederschlug. Sterbend verfluchte ihn der Er mordete und drohte ihm das Aussterben seiner Familiean.DieZigeuner begrubenihren Ka meraden an Ort und Stelle und legten eine Steinplatte aufsein Grab. Heute findet man die Stelle nur mehr schwer. Die Platte ist schon ganz von Moos überwachsen. 24b. Der Steinhaufen am „Zigeuner" Wenn ich mit meinem Großvater am Grab des ermordeten Zigeuners vorbeikam, warferjedesmal einen Stein aufeinen großen Steinhaufen in der Nähe des Grabes. Angeblich kommt der Brauch daher, daß es an dieser Stelle im Hausruckwald nicht recht geheuer gewesen ist. Da war es gut, wenn man einen Stein bei sich hatte, um sich wehren zu können. Hatte man dann den gefahrlichen Orthintersich gebracht,brauchteman den Stein nicht mehr und warf ihn auf den Haufen zu den übrigen, die in Faust- und Kindskopfgröße dort bei einander lagen. Ganz alte Leute sollen diesen Steinhaufen den „Fürichthaufen" (Furcht haufen) genannt haben, weil es jeder mit der Angst zu tun bekam, der dort vorbei mußte. 24c. Der Zigeuner Auf dem Höhenrücken beim Tanzboden gibt es eine kleine Stelle, die „Der Zigeuner" heißt. Da soll einmal ein Adeliger einen Zigeuner erschossen haben. In den Rauhnächten geht die Seele des Toten um und mahnt die Vorübergehenden zu Eintracht und Frieden. 25a. Der Tanzboden Aufder Straße von Eberschwang nach Schwanenstadt muß man über eine größere Er hebung. Es ist dies der zwischen dem „Welser-Stollen" und der Ortschaft Hausruckedt gelegene „Tanzboden". Hier soll einmal eine Römerstraße über den Hausruck geführt haben. In den zwanziger Jahren gaben einige Funde in der Lehmgrube der Fa. Knasmüller Kunde davon. Der Name Tanzboden soll davon kommen, daß hier vor langer Zeit Burschen und Mädchen an gewissen Tagen zum Tanz zusammengekommen sind. 25b. Die Schanze Gleich unterhalb des Tanzbodens sieht man noch vier Erdwälle. Sie sollen aus dem Spanischen Erbfolgekrieg stammen. Die Verteidiger scheinen aber nicht sehr tapfer gewesen zu sein. Als ein Hirsch gegen die Holzpfahle aufden Wällen anlief, glaubten die Helden, der Feind sei schon da und liefen Hals über Kopfdavon. 26. Das Franzosenkreuz In der Nähe der Ortschaft Hötzing liegt das Herrenholz. Dort steht die „Rot-KreuzSäule". Vor einiger Zeit haben dort die Leute gegraben und fanden Säbel und andere militärische Ausrüstung aus den Franzosenkriegen. Man erzählt, daß auf diesem Flecken französische Krieger füsiliert worden seien. 27. Der erschossene Wilderer Schon immer hat ein Jäger einen Wilddieb gespürt, aber der mußte sich mit der „Pas sauerkunst", das ist die Schwarze Magie, gesichert haben, weil ihm der Forstbeamte niemals „ankonnte". Einmal lauerte der Jäger dem Wilddieb in der Nähe des Bauerngutes Fuchs am Berg unter einem Dickicht auf. Er hatte diesmal in sein Gewehr eine geweihte Kugel, eine sogenannte „Freikugel" geladen und wartete. Wirklich kam der Wilddieb. Der Jäger 50

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