OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

Kinder erzählten in der Schule, daß sich wiederjemand angemeldet habe, und bald darauf trat auch der Todesfall ein. Als die alte Greimlin in Atzbach starb,läutete beim Totengräber die Hausglocke im Vorhaus. 20. Die Gräfin Trautson auf Köppach war eine leidenschafüiche Spielerin. Einst lud sie einige Atzbacher Bauern zu einem Hasard spiel in ihr Schloß. Aber sie verlor unaufhörlich und verspielte ihren ganzen Besitz. Der Bauer,der ihr Schloß gewonnen hatte,wurde darüber aber nicht glücklich und verschleuderte das Gut wenige Tage später um dreitausend Gulden. 21. Der Spuk in Krottendorf Der Großvater eines noch lebenden Bauern hatte in Krottendorf bei Bachmanning zwei Häuser. Eines bewohnte er selbst. Im zweiten sollten seine älteren Töchter schlafen. Die aber getrauten sich nicht dort zu schlafen, denn dort krachten und knackten die Tische und Bänke während der ganzen Nacht. Da legten sich an ihrer Statt zwei Knechte in die Schlafstube. Aber auch ihnen ging es nicht besser. Ein paar Tage hernach wurde in der Tenne Korn gedroschen. Da fingen aufeinmal die Sicheln, die auf der Putzmühle lagen, von selbst zu gehen an und hackten immer auf den Boden nieder. Nun ließ der Bauer drei Messen lesen. Daraufhin hörte der Spuk auf. 22. Der Rauchfang am Kohlwasserbacherl Dort wo die sieben Wege in der Nähe der Kohlwasserquelle zusammentreffen,zwischen den Ortschaften Rackering und Simmering,dort soll einmal eine recht gefahrliche und merk würdige Gegend gewesen sein. Da reden die Leute immer, daß dort ein Rauchfang völlig frei aus der Erde herausgestanden sei und jeder die Zukunft voraussehen konnte, der sich an ihn lehnte. Einmal wollte sich ein Bauer aus Rackering die Zukunft „weisen" lassen. Er lehnte sich an die Brüstung des Rauchfanges und sah in die schwarze Tiefe hinunter. Auf einmal bekam er dasÜbergewicht und stürzte in denAbgrund.DieLeutesagen,er habe drunten lauter schreckliche Dinge gesehen, z. B. Wagen mit glühenden Augen, aber ohne Pferde, und sei vor Schreck und Angst nicht mehr imstand gewesen, heraufzuklettern. Andere sagen,er habe seine eigene Zukunft so ungünstig gesehen, daß darüber sein Herz zu schlagen aufgehört hat.Jedenfalls ist sicher, daß man von dem neugierigen Bauern seither nichts mehr gehört und gesehen hat. 23. Die vertragene Kirche von Ottnang Als vor einigen Jahrhunderten die Ottnanger eine Kirche bauen wollten, sollte sie mitten in ihrem Gemeindegebiet stehen. Man fand heraus, daß der richtige Platz dort sei, wo heute am Ortseingang von Bergern, Richtung Ottnang, eine Kreuzsäule steht. Von allen Seiten brachte man Balken und Steine herbei. Aber als man mit dem Aufmauern beginnen wollte, wardasgesamte BaumaterialaufgeheimnisvolleWeiseverschwunden.Manfand esan der Stelle wieder, wo heute die Pfarrkirche zum hl. Stephan in Ottnang steht. Die Bauleute ließen sich nicht entmutigen und brachten Steine und Balken wieder nach Bergern zurück. Aber am nächsten Morgen war wieder alles weg. Und das ereignete sich zwölfmal hintereinander! Da nahm man dies als Zeichen dafür,daß die Engel das Baumaterial an die „richtige" Stelle gebraeht hätten und beschloß,die Kirche dortzu bauen,wo sie heute steht:genau im Schnitt punkt der drei Pfarren Ottnang, Wolfsegg und Atzbach. Aber die Geschichte mit den Engeln glauben nicht alle. Viele glauben, daß die geschäftstüchtigen Ottnanger selbst auch ein wenig mitgeholfen haben, die Kirche in ihren Ort zu bringen. 49

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