OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

Zur Dokumentation der Eisenkunst im Lande ob der Enns Von Otfried Kastner Die Eisenbearbeitung umfaßt in Oberösterreich in organischer Entwicklung einen Zeitraum von 3000 Jahren. Die Bedeutung Oberösterreichs als uraltes Eisenland wirkt sich freilich mehr auf das Wirtschaftsleben des Landes als auf die künstlerische Gestaltung aus. Aber schon allein dieses wirtschaftliche Schwergewicht kam insofern der künstlerischen Bearbeitung zugute, als eine große Zahl von Eisenkundigen stets im Lande wirkte. Das technische Können aus jahrhundertelanger Erfahrung war nicht nur für eine Unzahl von Eisengeschmeide und Handwerkswaren bestimmend, sondern war auch in höchstem Maße für die Eisenkunst von ungeheurem Vorteil. Wissen und technisches Können sind umso mehr Voraussetzungen, als die Eisenkunst nichts anderes ist und sein will als dienendes Handwerk. Ihre Schönheit und ihr Wesen ist dadurch gekennzeichnet, daß sie von einem Ineinandergreifen verschiedener Techniken bestimmt, wird und daß sich in ihren Werk formen Handfertigkeit und künstlerischer Sinn glücklich verbinden. Nicht nur die Zeiten, auch die Landschaften bilden recht verschiedene Schwerpunkte. Deutlich genug erweisen sich die Klöster über Jahrhunderte hinweg als Förderer der Eisen kunst. Sie spielen eine führende Rolle vor den wenigen kleinen Städten, die sich kaum einmal zu einem bedeutenden Zentrum entwickelten. Die Datierung der Eisenkunst stößt, abgesehen vom Erhaltungszustand, aus verschie denen Gründen auf Schwierigkeiten. So macht sich vor allem der Mangel an Vergleichs literatur aus den Nachbarländern bemerkbar, andererseits besteht zwischen den Spitzen leistungen von europäischem Rang und den einfachen Arbeiten eine überaus weite Spannung. Aber gerade die letzteren bieten die Möglichkeit, auf das Wesen des Volkes Rückschlüsse zu ziehen. Zwar erlauben die ornamentalen Formen eine Einreihung in die Stilgruppen, doch sind Stilverschleppungen, wie sie bei den datierten Gittern erwiesen sind, keine Sel tenheit. Der Brauch, die Datierung anzugeben, wird gern als typisches Merkmal der Volks kunst angesehen, aber auch die bedeutendsten Klostergitter tragen vielfach, wenn auch oft sehr versteckt, das Entstehungsjahr. Romanik Die Eisenkunst in der Romanik findet ihr Hauptanwendungsgebiet in der Ausgestaltung der Beschläge, die nicht nur den Schutz der ursprünglich mit farbigen Tierhäuten über zogenen Bohlentüren bilden, sondern auch die Konstruktionsteile zusammenhalten. Ein schmückendes Elementzeichnet die Beschläge an Türen und Toren,an Truhen und Schildern aus. Von diesen breiten Bändern wird in Weiterentwicklung des Schrotens ein Spiraldekor abgespalten und diese Lappen eingerollt. Die Spiralen wurden zum Leitmotiv der romani schen Beschlagskunst. Daneben finden sich auch Heilszeichen, Swastika und Dreischenkel sowie pfeilspitzenartige Zeichen, die den Schutz und die Sicherheit amulettartig aktivieren sollen. Nicht nur der Feind und der Bedroher der leiblichen Sicherheit, auch die Dämonen werden an der Schwelle gebannt, während den Eintretenden das Heil begrüßt. So verdich tete sich an den Türen der Schmuck, dem ein tiefer Sinn zugrunde liegt. In Oberösterreich läßt sich ein Zeuge romanischer Eisenkunst in dem nicht mehr ganz ursprünglichen Beschlag der Südtür in der Pfarrkirche in Waldneukirchen nachweisen. Übergangsbeispiele, wenn auch in spätgotischen Formen, bieten die Nordtore in Hart oder die Welser Burg. Deutlich sehen wir die „Bannknoten" in den Doppelschlingen. Ein

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