OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

blauen Schleier war, um das drei kleine grüne Geister immerfort herumtanzten. Als der Mann aber einen Huster machte, war der ganze Spuk verschwunden. Der Bürstenbinder Veit ist dort einmal über die Leiten heruntergekugelt und hat unten seinen Rausch ausgeschlafen. Als er wach wurde, konnte er keinen Atem kriegen. Fünf spannenlange Männlein saßen auf seiner Brust und hielten ihm die Kehle zu. Den Veit packte die Wut. Er faßte einen der Knirpse beim Kragen und ließ ihn nicht mehr los. Die anderen aber waren blitzschnell verschwunden. Als dem Gefangenen alles Gezeter nichts nützte, verlegte er sich aufs Bitten und versprach, dem Veit einen großen Schatz zu zeigen. Der Bürstenbinder willigte ein, und der Kleine sagte ein Zaubersprüchlein, von dem der Veit kein Wort verstanden hat. Da öffnete sich vor ihm die Leiten und der Veit kroch in die Höhlung und sah darin so viel Geld, wie er sich nie hätte träumen lassen, auf einmal beieinander liegen zu sehen. Er steckte sich in die Tasche so viel als Platz hatte, und wankte nach Hause. Am anderen Morgen wollte er die Tasche umdrehen und sein auf so billige Weise erworbenes Geld herzeigen. Aber es waren nur lauter gelbe und rote Laubblätter, die da aus der Tasche herausfielen, von Geld und Gold keine Spur. Von dieser Zeit an sollen die Wichtel in der Leiten verschwunden sein. Nur ab und zu sehen noch einzelne nächtliche Wanderer ein kleines Lichtl wo aufblitzen, das aber sofort wieder ver^ schwindet, wenn man sich ihm nähert. 12. Die Eisschützen von Köppach Einst machte sich eine Schar unverfrorener Burschen daran,stattin die Mette zu gehen, Eisstock zuschießen. Der Friedl von Staudach war auch dabei. Anfangs ging die Sacheganz gut. Das laute Gelächter der Burschen konnten die Mettengeher noch jenseits des Katzen berges hören. Als aber in Atzbach die Glocken die Wandlung in der Mette verkündeten, bemerkten die Burschen plötzlich, daß immer ein unbekannter Eisstock, von unsichtbarer Hand geführt, mitspielte. Das machte die Verwegenen aber nur noch lustiger, und sie spielten mit dem unsichtbaren Spieler. Als dieser aber immer gewann und gleichzeitig aus der Tiefe des Schloßteiches ein Knacken und Geraune des berstenden Eises hörbar wurde, packte sie ein Grauen und Grausen und alle liefen so schnell sie konnten nach Atzbach in die Kirche. 13. Der gugatzat Lenzl Der Lenzl stammte aus dem Brammerhaus in Staudach. Seinen merkwürdigen Namen hatte er daher, daß er immer „gugatzte", d. h. den Kuckucksruf nachahmte. Er bettelte in der Pfarre umher und sammelte Vierkreuzerstücke, von denen er schon einen ganzen Strumpf voll daheim hatte. Seine Ankunft kündigte er bei jedem Haus durch einen „Gugatzer" an. Alt und jung ergötzte sich daran, den kleinen Einleger zu foppen. Als der Lenzl gestorben war, begann es beim Brammer zu spucken. Deutlich konnte man um die Mitternachts stunde in der Stube,in der der Lenzl verschieden war,einen Gugatzer hören. Einmal geschah dies auch in der Menscherkammer. Die erschreckten Mägde sprangen aus dem Bett; eine rief: „Bist as du, Lenzl?"„Wer denn sonst", antwortetete eine laute Stimme,und die Mägde liefen schreckerfüllt hinunter. Eine aber fragte noch: „Lenzl, was können wir für dich tun?" „Ja", sagte er, „in meinem Westl sind noch drei Zwanziger drinnen. Laßt um das Geld Messen für mich lesen".Dieser Wunsch wurde erfüllt und seitdem ist der Spuk verschwunden. 14. Der Spitzberg-Hansl war einmal ein reicher Müller. Als aber sein Mühljunge unter das Rad seiner Mühle kam und er zusehen mußte, wie der junge Bursche zerfleischt wurde,verschenkte er all sein Hab und Gut und führte ein Büßerleben. Ruhelos zog er durch die Gemeinde, nährte sich von 47

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