OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

in ihre Kammer mit. Fortan ließ diejunge Magd keine Unterhaltung mehr aus, hatte Geld in Hülle und Fülle, und jedesmal beim Heimgehen stellte sich der hinkende Begleiter ein. Da sie aber zu kränkeln begann, von Monat zu Monat schlechter aussah und ihr auch der Begleiter allmählich zuwider wurde, ging sie zu einem alten Weib nach Seiring, die was von den „Schwarzen Künsten" verstand und fragte sie um Rat. Die Alte riet ihr, an das Fensterkreuz in ihrer Kammer ein Kranzl von Kuttlkraut zu hängen, das am Fronleich namstag geweiht wurde. Als der Teufel wieder zu Besuch kommen wollte und das Kranzl hängen sah, zerplatzte er mit lautem Knall. Als die Nachbarn, aufgeschreckt von dem Lärm, herbeieilten, war die Luft noch erfüllt von Schwefelgestank. Die Magd aber fanden sie tot auf ihrem Bett liegen. 9. Der Brunnendrache von Köppach Eines Tages im Monat März des Jahres 1923 - dieses Datum steht genau fest - kam um die Mittagszeit ein Vagabund in die Wohnung des Schusters Zach. Der Schustermeister wohnte im Sterrerhaus, das ist die ehemalige evangelische Volksschule in Echtberg. Aufge regt stürzte der Vazierende in die Stube und meldete, er habe soeben einen grünen Drachen von etwa einem Meter Länge mit glühenden Flügeln und leuchtenden Augen am Rand des Hausbrunnens hocken gesehen. Wie er mit dem Stock auf die Bestie losgehen wollte, sprang der Drache in den Brunnen hinab. Zach, der sonst ein besonnener Mann war, holte ein paar Nachbarn herbei und be trachtete mit ihnen den tief unten schimmernden Wasserspiegel seines Brunnens. Nichts Auffallendes war zu sehen. Und doch glaubten einige ganz sicher bemerkt zu haben, daß sich dort unten etwas gerührt habe. Aber keiner wagte es, sich hinunterzulassen, um an Ort und Stelle der Erscheinung aufdie Spur zu kommen. Bald sprach sich die Sache herum. Anjedem Tag, besonders an Sonntagen nach dem Kirchgang, sammelte sich eine Menge von Leuten um den Brunnen. Damit der Drache aber nicht doch einmal herauskäme, be deckte der Schustermeister den Brunnen nachts mit einem steinbeschwerten Brett. Schließlich wurde ihm aber auch diese Arbeit lästig, genau so lästig wie die vielen neugierigen Leute. Um dem Rummel ein Ende zu machen, entschloß er sich zusammen mit einem „In-Mann", sich in den Brunnen hinabzulassen und konnte dann feststellen, daß im ganzen Brunnen keine Spur von einem Drachen zu entdecken war. Trotzdem glauben einige besonders Hartnäckige noch heute, das Ungeheuer tief unten im Erdinnern rmnoren zu hören. 10. Der Spuk von Aigen Im Schloß Aigen sahen die Dienstboten bei den abendlichen Tischgebeten häufig drei blasse Kerzenlichter, die im Hintergrund unruhig hin und her flackerten. Ging jemand auf sie zu, verschwanden sie; ging man wieder weg, wurden sie wieder sichtbar. Seitdem aber das abendliche Gebet in der frommen Meinung für das SeelenheilVerstorbenergebetet wurde, war von den drei Kerzenlichtern nichts mehr zu sehen. 11. Die Wichtel von Hippeisberg In dem Hohlweg, der von Hippeisberg nach Atzbach hinüberführt, hausten einst kleine Geister. Wenn man nachts den Fahrweg hinabfuhr, spukte es nicht selten. Die Leute haben deshalb oberhalb des Hohlweges einen neuen Pfad ausgetreten. Die alte Huberin hat im Hohlweg einmal ein blaues und drei grüne Lichter schimmern gesehen. Das blaue war ganz ruhig, die grünen aber tanzten immerfort herum. Sie wollte schon umkehren, aber da kam ihr ein Mann nachgegangen und mit diesem ging sie aufdie seltsamen Erschei nungen zu. Da zeigte sich plötzlich, daß das blaue Lichtl ein schönes Mädchen mit einem 46

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