OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

beim Zwölfuhrschlag eine Schatztruhe, und auf dieser Schatztruhe sitzt eine schwarzver schleierte Frau, die so bitterlich weint, daß man ihr Wimmern schon weithin hören kann. Einmal ging ein armer Bergmann von Roßwald bei Geboltskirchen über die Ziegelroith nach Holzing. Als er die weinende Frau sah, hatte er Mitleid und fragte sie nach ihrem Kummer. Weil er gar so gut zu ihr sei, dürfe er sich was wünschen,sagte die Frau, denn sie sei die Schloßfrau und sei sehr reich, aber vor lauter Reichtum seisie unglücklich geworden. Der Bergmann aber war bescheiden und bat sie nur um zwei Gulden. Da gab ihm die Frau eine Ohrfeige und sagte: „Du Dummkopf, wenn du mehr verlangt hättest, wäre uns beiden geholfen gewesen!" Als er sich von seinem Schreck erholt hatte, war die Frau verschwunden. 4. Das Moosmandl Die kleinen Kinder von Altenhofsahen oft ein Moosmandl aufden Wiesen herumlaufen. 5. Der Urhamer Steinhaufenberg Der Steinhaufen auf dem Urhamer liegt ganz an der Grenze zwischen dem einst bay rischen Innviertel und dem seit alters österreichischen Hausruckviertel. Der große Stein haufen soll dadurch entstanden sein, daß die Innviertier, die gern nach Zell am Pettenfirst wallfahrteten, ein ihnen näher liegendes Heiligtum Unserer Lieben Frau haben wollten. Wenn jeder einen Stein mitnimmt, so dachten die Wallfahrer, und auf das Fleckerl Erde hinlegt, wo dann eine kleine Kapelle erbaut werden soll, kommt mit der Zeit auch genug Steinmaterial zum Bau zusammen und alles andere wird sich unter dem Beistand der Hei ligen und bei einigem guten Willen auch noch finden. Der Steinhaufen wuchs und wuchs, aber aus dem Bauvorhaben wurde nichts, da niemand die Unterhaltskosten übernehmen wollte. 6. Das Pumperwasserl Wenn du als Fremder nach Ampflwang kommst, dann wirst du sicher eingeladen, in das Brunnengassel zu gehen und dort vom Pumperwasserl zu trinken. Denn wer auch nur einmal von diesem Wunderbrunnen getrunken hat, wird sein Leben lang nicht aufhören, Ampflwang zu lieben und immer wieder dorthin zurückkehren. 7. Die Wilde Frau Ein Bauer unweit von Ampflwang sah abends, als er vom Felde heimging, eine schöne Frau durch die Wiesen wandern. Es war eine „wilde Frau". Er ging ihr nach und traf sie von nun an immer wieder. Oft fragte ihn die Frau, ob er verheiratet sei, aber er leugnete stets. Eines Tages schlich ihm sein Weib nach und fand ihn in den Armen der wilden Frau. Gutmütig sagte sie nur: „Ei, du mein Gott! Er hat sich halt in ihre schönen Haare ver schaut." Nun mußte der Bauer eingestehen, daß er verheiratet sei. Die Bergfrau machte ihm schwere Vorwürfe und sagte, wenn seine Frau zornig geworden wäre, hätte sie ihn zerreißen müssen. So aber schenkte sie ihm noch einen Schuh voll Gold und ermahnte ihn, gut zu wirtschaften und fortan seinem Weibe treu zu bleiben. 8. Die Teufelsbraut Vor vielen Jahren hatte der Bäcker von Schlaugenham eine Magd, die recht männer närrisch war. Als sie einmal auf einer Hochzeit bis weit nach Mitternacht noch immer tanzte, hatte kein Bursche mehr Lust, sie nach Hause zu begleiten. So ging sie allein heim und sagte vor sich hin: „Es tat mi schon wundern, wann i heut koan Begleita findat". Und schon kam von der Point auf der Straße nach Schlaugenham her ein junger Mann daher, der zwar etwas hinkte, sonst aber ganz reputierlich aussah. Er trug sich ihr als Begleiter an. Obwohl sie sah, daß er einen Bocksfuß hatte, ließ sie es geschehen und nahm ihn sogar noch 45

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