OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

Der Pilgerbrunnen zu St. Wolfgang im Salzkammergut Von Friedrich Barth Ein von den zahlreichen, aus nah und fern kommenden Besuchern unseres Ortes viel beachtetes Kunstwerk ist der „Pilgerbrunnen", auch „Wolfgangibrunnen" genannt. Verschiedene Aufsätze sind über diesen Brunnen in Druck erschienen; er wurde teils mit nur ein paar Hinweisen, teils in ausführlichen Arbeiten beschrieben. Nicht immer aber treffen die darin aufgezeigten Ansichten zu. G. Gugitz beispielsweise irrt, wenn er behauptet, daß dieser 1515 errichtete Brunnen im Ursprung weit in die Vorzeit zurückreiche und daß das Wasser dieses Brunnens schon von Anfang an von den Pilgern als heilsames Wasser im „Wolfgangfläschchen" nach Hause mitgenommen wurde^. Niemals kann hier auf diesem schmalen Felsenrücken eine Wasserquelle entsprungen sein; und als heilsames Wasser wurde dieses von weit hergeleitete Brunnenwasser erst viel später von den Pilgern in Gebrauch genommen. Nicht dieser Brunnen ist es, „so St. Wolffganngus wundertätiger Weis erwecket", in welchem die Pilger vertrauensvoll ihre Augen und kranken Glieder wuschen und dessen Wasser sie nach Hause mitnahmen, sondern der Quellen-Brunnen auf dem Falkenstein. Ebenso irrt K. Busch, wenn er in den figuralen Darstellungen am Sockel die zwölf Tierkreiszeichen zu sehen glaubt^,auch H.Rieders Auffassung,daß die vier Relieffiguren am Pfeiler in drastischer Weise die üblen Folgen übermäßigen Wassertrinkens zeigen, ist un richtig.® Einige Arbeiten sprechen von „phantastischen und nackten Gestalten,die der Gedanken welt der römischen Mythologie entnommen sind", ohne dieselben näher zu beschreiben^, andere wiederum erwähnen zwar die nackten Männerfiguren in den Nischen der Zinnen,die Relieffiguren aufdem obersten Sockelabsatz u. dgl. m.®,ohne aber näher daraufeinzugehen, woher beispielsweise diese genannten Relieffiguren entlehnt sind, was sie im einzelnen ver sinnbildlichen und anderes mehr. Im nachstehenden sei daher der Versuch unternommen, diesen nicht zutreffenden An sichten, Mängeln u. a. mit einer ausführlichen Beschreibung unseres „Pilgerbrunnens" zu begegnen.' Zwischen der Pfarrkirche und dem ehemaligen Pfarrhof und Konventgebäude, heute Herrschaftsgebäude, steht der reizvolle Pilgerbrunnen, dessen Guß der Passauer Bronze gießer und Büchsenmeister Lienhart Rannacher 1515 vollendete. Wolfgang Haberl, Abt zu Mondsee, ließ ihn, wie die Widmung auf dem Brunnenschalenrande bezeugt, zu Ehren seines Namenspatrones, des hl. Wolfgang, aus praktischen Gründen zur Trinkwasserver sorgung der zahlreichen um die Kirche lagernden Pilger errichten. Der Brunnen diente gleichzeitig dem Pfarrhof und Konvent als Hausbrunnen. Sein Wasser wurde aus einer in den Wiesengründen des einstzum Pfarrhofgehörigen „Ammanshofe",heute Maierbauernhof, südlich des Ahornplatzes, entspringenden Quelle zugeleitet. Nach dem Wiedererstehen der ^ Gugitz G., Die Wallfahrten Oberösterreichs. Linz 1954. 'Busch K., Wallfahrtskirche St. Wolfgang/Abersee. München 1939. 'Rieder H.,Die Wallfahrtskirche zu St. Wolfgang am Aber- oder Wolfgangsee. Salzburg 1948. 'Zibermayr I., St. Wolfgang am Abersee. Seine Legende und ihr Einfluß auf die österreichische Kunst.Horn 1961. 'Halm Ph., Der St.-Wolfgang-Brunnenzu St.Wolfgang im Salzkammergut und seine Meister. In: Kunst und Kimsthandwerk,Jg. 15(1912);Mittelalterlicher Brunnen zu St. Wolfgang. Mitteilung der Zentralkommission für Baudenkmale, III./1-2 1869. 'Noch ausführlicher wird der Fragenkomplex behandelt in Barth,F.Der Ammanshof. Manuskript. St. Wolf gang 1949. Wichtig war dem Autor auch eine briefliche Mitteilimg von Univ. Professor Dr. H. Hunger, Wien 1959. 32

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