OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

Zur Geschichte des Steyrer Südhandels in der Mitte des 16.Jahrhunderts Von Ferdinand Tremel(Graz) In seinem schönen Aufsatz über die „Venedigischen Handelsleute" der Stadt Steyr hatJosef Ofner darauf verwiesen, daß „der Italienhandel der Steyrer Kaufleute im Wirt schaftsleben der Eisenstadt eine hervorragende Rolle" spielte^. Da die in Linz und Steyr liegenden Quellen keinen genauen Einblick in diesen Zweig des Steyrer Handels geben, sollen die wenigen Angaben, die dort und da zu finden sind, zusammengetragen werden. Ein solcher kleiner Beitrag will auch der vorliegende Aufsatz sein, der bisher ungedruckte Aufzeichnungen im Mautbuch der Stadt Judenburg in der Obersteiermark aus dem Jahre 1542zurGrundlagegenommenhat''.Indiesem MautbuchwurdediegewöhnlicheWochenmaut verzeichnet, außerdem finden sich getrennt davon Güteraufgeschrieben,die zwar durch die Maut gingen, aber, wie im Buch vermerkt ist, „nicht auf Raittung aufgeschrieben" wurden, offensichtlich, weil die Verrechnung auf andere Weise als bei der „gewöhnlichen" Wochen maut erfolgte. Unter diesen Gütern sind auch solche verzeichnet, die nach Steyr geführt wurden bzw. die von dort kamen. Der Mautner verzeichnete nämlich gewissenhaft den Tag, den Namen des Säumers, den Ort, woher die Ware kam oder wohin sie ging - niemals beides -, Art und Menge der gesäumten Ware und die bezahlte Mautgebühr. Die Steyr betreffenden Notizen beginnen gleich am 2.Jänner desJahres 1542.An diesem Tag führten Christian und Simon von Glanegg' Baumwolle, Seife, Feigen, Mandeln, Wein beeren und Alaun,im ganzen 14 Saum, gegen Steyr. Am 27.Jänner kehrten sie von Steyr mit einer Ladung von 10)4 Saum Messern, Wachs und Rupfen nach Judenburg zurück. Die nächste Eintragung im Mautbuch, die Steyr betrifft, stammt vom 14.Jänner. An diesem Tag führte Andreas Pirkner von Steyr fünfSaum Wachs und zweiSaum Messer nachJuden burg. Dann hören wir längere Zeit nichts von Transporten von oder nach Steyr, erst am 12.Juni ist wieder ein Saumzug vermerkt, u.zw.führte einFuhrknechtaus Neumarkt in der Steiermark sechs Saum Seife und Blei in die Eisenstadt. Wessen Knecht er war,ist nicht an geführt, wir werden aber kaum fehlgehen, wenn wir als seinen Dienstgeber den Bürger und Frächter Michael Schüttner aus Neumarkt annehmen, denn dieser ließ durch seine Knechte häufig Waren in Judenburg vermauten. Die letzte Steyr betreffende Eintragung in unserem Mautbuch stammt vom 17. September, als zwei Frächter, Wäll und Öd, deren Heimatort nicht genannt ist, sieben Saum Wachs,Rupfen und Messer zur Maut stellten. Damit brechen die uns interessierenden Vermerke ab. Aus den folgenden Jahren ist kein Mautbuch erhalten. Im ganzen also eine bescheidene Ausbeute:20 Saum Güter wurden nach Steyr gesäumt, 24% Saum nahmen den entgegengesetzten Weg. Nach der Art der Waren aufgegliedert, verteilen sich die 20 Saum Einfuhr nach unserer Stadt auf sieben Saum Südfrüchte und Alaun - diese Waren sind nicht getrennt, weil für sie die gleiche Mautgebühr zu entrichten war — sechs Saum Seife, fünf Saum Blei und zwei Saum Baumwolle. Auf der Ausfuhrseite stehen 11% Saum Wachs, 10 Saum Messer und drei Satun Rupfen. ^ Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 21, Oktober 1960, Seite 29. 'Archiv Judenburg im Steiermärkischen Landesarchiv Graz, Schuber 7, Heft 44. Über die Bedeutung der StadtJudenburg im 16.Jahrhundert siehe F. Tremel,Der Handel der StadtJudenburg im 16.Jahrhundert, Zeitschrift des Historischen Vereinesfür die Steiermark, XXXVIII.Jahrg. 1947,Seite 95 ff., und F.Tremel, Das Handelsbuch des Judenburger Kaufmannes Clemens Körbler 1526-1548. Beiträge zur Erforschung steirischer Geschichtsquellen NF. XV, Graz 1960. 'Glanegg, Gerichtsbezirk Feldkirchen, Kärnten. 18

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