OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

ristikum für diesen Zeitstil ist seine Bevorzugung der Asymmetrie. An vielen Oberlichten in Schlössern, Pfarrhöfen und Bürgerhäusern, auch an Fenstergittern, die in die Architektur eingebaut sind (Linz, z. B. bei den Elisabethinen), an einigen Gartentürin und an Stiegen geländern,in Kirchen- oder Kapellengittern (z. B.St. Georgen im Attergau)oder an Glocken zügen (z. B. Ohlsdorf) ist dieses Stilelement zu sehen. Das Gitter von Vormoos, dat. 1768, zeigt noch den Übergangsstil um 1740. Auch das Gitter an einer Kapelle in Oberneukirchen aus demselben Jahre ist noch konservativ. Als drittes folgt das Friedhofsgitter in Viechtwang. Eine Reihe von Linzer Abschlußgittern (z. B. Ursulinen, Minoriten; in der Pfarrkirche die Johanniskapelle) wird zunehmend grazil. Weiters sind Suben und Wilhering mit ihren Speisgitterchen hier zu nennen. Für die siebziger Jahre dieses Jahrhunderts kennzeichnend sind die Werke des Unterweißenbacher Meisters Karl Kaufmann. Sein Einflußbereich erstreckt sich über das östliche Mühlviertel, in dem viele seiner Kreuze und Kerzenträger zu finden sind. Für den Süden bildet der überragende Friedhofsgitteraufsatz in St. Pankraz den Höhepunkt, die oberösterreichische Mitte repräsentiert das Taufbeckengitter in Hart heim, den Westen die beiden 1765 entstandenen Abschlußgitter in Reichersberg. Linz, Steyr und St. Florian zeigen noch einmal die ganze Pracht und Musikalität, die den Stilformen des späten Rokokos innewohnt. Den Anlaß zu jenem Linzer Gitter von 1769, das einen krönenden Höhepunkt darstellt, bildete der Besuch der Kaiserin Maria Theresia. Dieses Prunktor wurde damals vor dem Landhaus an der Brücke über den Graben der Stadtbefestigung auf der Promenade errichtet. Jetzt steht es vor dem Eingang zum oö. Landesmuseum. Das Florianer spätrokokozeitliche Ganggitter, in dem das Chorherrenstift nun seinerseits zum letzten Male seine Kunstliebe im Eisen kundtut, ist 1773 entstanden. Die Überspinnung mit den auf das verschiedenste geformten Rocaillen, die hier, wie sonst nirgends in Oberösterreich, auch Ringe bilden, ist für dieses Gitter typiseh. Sind auch diese späten Großgitter selten, so treten dafür nun in lockerer, fast duftiger Art die Emporengitter stark hervor. Wohl die schönste Lösung bringt die Dominikanerkirche in Steyr. Das Gitter von Ach ist eines der besten Beispiele dieser dem Malerischen zuneigenden Zeit. Farbige Fassungen waren beliebt und sind wiederholt feststellbar, z. B. im Aufsatz von Scharten (1769), in den beiden Abschlußgittern in Kirchberg bei Kremsmünster, in Wilhering und Reichersberg. Starke Goldhöhungen auf den Rocaillen zeigen Christkindl, Hartkirchen und die Fensterkörbe am Rathaus in Steyr. Das Stiegengitter in Zell a. d. Pram weist französische Stilformen auf. Auch die Rokokogartentür im Petzenschlößl in Steyr verdient es, zumindest kurz erwähnt zu werden. Oberlichten (wie in Pfaffing, Linz: Hofstätter-Apotheke, Freistadt usw.), Wirtshausschilder (wie Ebelsberg, Freistadt, Gmunden, Steyr, Wels usw.), Gang gitter in Pfarrhöfen(Ach)oder in Bürgerhäusern(Kremsmünster,Linz,Eferding) und endlich Turmkreuze (Pfarrkirchen b. Kremsmünster) runden das Bild ab. Klassizismus In den letzten zwei Jahrzehnten des 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahr hunderts wurden die als unerträglich empfundenen Äußerungen des barocken Reich tums abgelehnt. Die Vielfalt wird radikal abgebaut; man versueht, eine einfachere Haltung zu gewinnen. Dabei gelangt man zu scheinklassizistischen Formen. Die neuge wonnene Klassik hat freilich mit der antiken kaum etwas zu tun. Was erreicht wird, ist die Verbannung des Unheimlichen und Hintergründigen. In etwa 130 Orten sind Eisenkunstwerke aus dem Zeitraum von 1780 bis etwa 1850 festzustellen. Würde man eine volle Inventaraufnahme machen mit Einbeziehung der 16

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