OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

Hermann Steininger, Alte Weihnachtskrippen in Niederösterreich. Niederösterr. Landesmuseum. Wien I, Herrengasse 9, 1968, 36 Seiten, 50 Abb. Weit über den Rahmen eines Ausstellungs katalogs hinausgreifend, ist die Darstellung Steiningers deshalb von besonderem Wert, weil bisher (außer in G. Heß-Haberlandt, Zur Krippe her kommet, Wien 1965, und L. Schmidt in N. Grass, Weihnachtskrippe aus Österreich, Inns bruck 1966) keine nennenswerten Beschreibungen der nö. Krippenkunst vorliegen. Der Verfasser behandelt (und zeigt in z. T. sehr guten Bildern) außer den feststehenden und beweglichen Krippen auch die Nikolaushäuschen, Herbergsbilder und Szenen aus dem Krippentheater (Puppenspiel). E. B. Volkskundliche Beiträge. Veröffentlichungen des Institutes für Volkskunde der Universität Wien. Bd.I. A-Schendl-Verlag Wien 1966. 191 Sei ten,10 Abb.2 Kartenskizzen. Unter den in diesem Sammelband vereinigten Beiträgen, mit denen sich einige jüngere Autoren z. T. erstmals vorstellen, sind hervorzuheben; H. Birkhan, Sin gebaine si üf aim irminsül begrouben", in dem er auf Grund eines Zitates aus der „Kaiserchronik" einen höchst merkwür digen Bestattungsbrauch fürstlicher Persönlichkei ten sowie das vielbesprochene Motiv der „Irminsäule" abhandelt; femer H. Fielhauer, „Aller heiligenstriezel aus Stroh", in dem der Verfasser über einen eigenartigen Rügebrauch der bäuer lichen Burschenschaften des Weinviertels berich tet, und H(annelore) Fielhauer, „Die Nikolaus häuschen in Niederösterreich", wo sich schöne Parallelen zu den auch in Oberösterreich festge stellten „Nikolausgärtchen" oder „Goldbergen" u. ä. (s. Atlas von Oberösterreich, 1. Lfg., Karte 20 d, und Erläuterungsband 159 ff.) finden. Interessant ist H. Steiningers Belegsammlung zum „Maibaumumschneiden in der Steiermark", in der er sich ausführlich mit den dabei üblichen Masken- und Spielbräuchen befaßt. Einen tiefen Eindruck volkskundlichen Geschehens wird man aus der Lektüre von K. Gaal, „Das Klagelied in Stinatz" gewinnen. Dem sprachkundigen Autor ist es gelungen, die ergreifenden Klagelieder der weiblichen Angehörigen von Verstorbenen in den kroatischen Dörfern des Burgenlandes aufzuzeich nen, die in ihrer Ekstatik wohl nur mit den durch R. Wolfram bekanntgewordenen Klageliedern der norwegischen Bauern verglichen werden können. Über den merkwürdigen Artikel von I. Kretz schmer „Vom Fragebogen zur volkskundlichen Karte" zu berichten, wird man von uns kaum ver langen können, nachdem die Autorin, die jahre lang in Linz in der Zentralstelle des österreichi schen Volkskundeatlasses tätig war und dabei die Entstehung und Drucklegung der zahlreichen volkskundlichen Karten im „Atlas von Ober österreich" direkt miterlebt und die Spezialveröffentlichung „Das Fragewerk zu den volks kundlichen Karten", Veröffentlichungen zum Atlas von Oberösterreidi, Bd. 1, oft genug in der Hand gehabt hat, dieses umfangreiche Fragebogen unternehmen zur österreichischen Volkskunde mit der größten Belegortedichte, die jemals bei einer volkskundlichen Bestandsaufnahme erreicht wurde, nicht einmal in einer Fußnote zur Kennt nis nimmt. E. B. Josef Rittsteuer, Kirche im Grenzraum. Ein Beitrag zur Kirchengeschichte der Diözese Eisen stadt. Eisenstadt 1968, Verl. E. & G. Horvath. 382 Seiten, Bilderanhang. Ausgehend von dem Ziel, das christliche Leben auf dem Territorium des heutigen Burgenlandes von den Anfängen bis in die Gegenwart zu ver folgen, hat Josef Rittsteuer seinen Beitrag zur Kirchengeschichte der Diözese Eisenstadt in Form einer übersichtlich gegliederten, konstruktiven Ge samtschau gestaltet. Ihm ist es als hohes Ver dienst anzurechnen, eine gut aufgebaute Arbeit über die 1960 gegründete Diözese Eisenstadt in Form eines handlichen Buches geschaffen zu ha ben. Er sah, wie er selbst in seinem Vorwort bekennt, seine wesentliche Aufgabe darin, eine zusammenfassende Darstellung der Kirchen geschichte des Burgenlandes aus den vielen klei nen und größeren Beiträgen in Büchern und Zeit schriften zu diesem Thema zu liefern, wobei er sich naturgemäß nicht in tiefgreifende wissen schaftliche Analysen der historischen Entwicklung einläßt, wohl aber durch ein ausgezeichnetes Literaturverzeichnis, einen umfangreichen wissen schaftlichen Apparat Grundlage für weitere wis senschaftliche Einzel- sowie Gesamtforschung schaffen konnte. Rittsteuer schildert in übersichtlicher Form die wichtigen Ereignisse der burgenländischen Kir chengeschichte von den ersten Anfängen des christlichen Lebens in der Zeit der römischen Besetzung, verfolgt die Spuren der ersten Heiligen Pannoniens. Immer wieder hebt er mit Recht die besondere Stellung und Lage des Landes im Osten hervor als Aufmarsch- und Durchzugs gebiet der vordringenden Völkerschaften. Er stellt oft gerade für die Zeit der bayrischen Kolonisa tion, aber auch schon für die karolingische Ein flußnahme weithergeholte Kombinationen auf, mit dem Ziel, durch weitere Erforschung deren Mög lichkeit und Unmöglichkeit mit Hilfe noch un bekannter Argumente anzuregen. Die historische Entwicklung der Kirche im Burgenland war stets gekennzeichnet durch Zerstörung der Glaubens orte und durch ungebrochenen Aufbauwillen der gläubigen Bevölkerung. In kulturhistorischer Hin sicht versucht Rittsteuer die kulturellen Leistun gen der Kirche des burgenländischen Raumes im Mittelalter zu streifen, wobei er jedoch auf Grund der geringen Quellen und selten erhaltenen Bau denkmäler in Hypothesen steckenbleiben muß. Besonders interessant empfindet man die Be leuchtung des Zeitalters der Reformation und Gegenreformation. Ungarn und damit auch das heutige Burgenland waren durch die furchtbaren Verheerungen und Verwüstungen der Türken einfälle ein geeigneter Nährboden für das Durch greifen der neuen Lehre, der sich fast alle Grundherren und Burghauptleute anschlössen. Rittsteuer hebt dabei in besonderem Maße die Kroaten, die im 16. und 17. Jahrhundert aus Kroatien angesiedelt wurden, als die tapfersten Verteidiger und Anhänger der katholischen Kirche hervor. Mit dem Durchbruch der Gegenreforma tion hatte es auch die Jesuitenmission erreicht, daß die gewaltsam angebahnte Gegenreformation zu einer katholischen Reform führte. Ausführlich behandelt Rittsteuer die Entwick lung der Pfarrkirchen, Wallfahrtskirchen, der Or densgründungen vor und nach der Reformation. 125

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2