OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

wendet), um dann in zwei miteinander korrespon dierenden Hauptkapiteln (IV. „Bevorzugte Motive des Passionsbildwerkes und ihre volksreligiöse Bedeutung in der Barockzeit", VIT. „Die volks tümliche Passionsandacht im barockzeitlichen Westfalen") eine bewundernswerte Vielzahl von Ausdrucksformen christlicher Kreuzverehrung vor zutragen. Hier erleben wir nicht nur die Dar stellung der einzelnen Motive in erlesenen Illu strationen und auch deren jeweilige Geschichte und Ausbreitung im religiösen Brauchtum, son dern werden auch mit der gesamten bisheri gen Literatur zu den einzelnen Fragen bekanntgemacht. Neben dem Thema „Der göttliche Ratschluß der Erlösung" und der Motivgruppe um den auf süddeutschen Andachtsbildern und in Darstellungen der Möbelbemalung häufig anzutreffenden Jesusknaben, der sein künftiges Leiden vorausahnend auf dem Kreuze sitzt, sind es vor allem die großen Stationen der Passion: die Todesangst Christi am ölberg, die Geißelung, die Dornenkrönung, Ecce homo!, die Kreuztragung (mit der Begegnung mit Veronika), die Kreuzigung und Kreuzabnahme, das Heilige Grab und schließlich die verklärende Auferstehung, die ebenso zu der kaum mehr übersehbaren Vielzahl künstlerischer Ausgestaltung führten, wie auch zu tiefgefühlten Andachten, die wie die LeidenChristi-Anda'cht, die Andacht zum Heiligen Blut, zur Schulterwunde und zum verwundeten Her zen Jesu sowie der Schmerzhafte Rosenkranz und die Heiligen-Grab-Andachten vielfach noch heute verrichtet werden. Immer wieder lassen uns die ausgezeichneten Beschreibungen der westfälischen Verhältnisse auch den Reichtum der heimischen Überlieferung erkennen und regen, wozu bereits wertvolle An sätze auch für Oberösterreich vorliegen, zum Vergleich mit ihnen an, wobei schon jetzt fest steht, daß ein gleich sorgfältiges Durchforschen auch anderer gut umgrenzter Landschaften zu ebenso eindrucksvollen Ergebnissen führen würde, wie wir sie G. Wagner für Westfalen verdanken. E. B. Max Währen, Brot seit Jahrtausenden. Die Brotformen und Bäckerei im Wandel der Zeiten (japanische Ausgabe). Verlag des Schweizerischen Bäcker- und Konditormeisterverbandes, Bern 1969, 64 Abb. Das bekannte Buch, mit dem der heute zu den ersten Fachleuten Europas zählende Gebäcks forscher Max Währen seinerzeit seine Publika tionsserie einleitete, ist nunmehr auch in japani scher Sprache erschienen, nachdem seine Erstaus gabe bereits in Deutsch, Englisch und Französisch ausgegeben wurde. Es enthält die summarische Darstellung der Gebäcksformen im alten Ägypten, in Alt-Rom und Alt-Hellas, einen kurzen Bericht über die Brote in der europäischen Vorgeschichte und einen Abriß über die Geschichte der Bäckerei vom frühen bis zum späten Mittelalter. Be achtenswert sind wieder die für den Interessenten von Gebäcksformen wichtigen Bilder, die außer der japanischen auch eine deutsche Beschriftung aufweisen. E. B. Helene Grünn, Faßbinder-Faßboden.Manutiuspresse (Arbeitsgem. f. Volkskunde im Bildungs werk der nö. Landesregierung, Wien I, Bankgasse Nr. 2), 1968,168 Seiten, 82 Abb. Nach der schönen Monographie über den Berufsstand der Pecher (Manutiuspresse 1965) vermittelt die Verfasserin nun einen vorzüglichen Einblick in das Handwerk der Binder und ihre Zünfte (vor allem im Hinblick auf Niederöster reich). In einem 2. Hauptteil wird die Geschichte des Gebindes, insbesondere der diversen Formen der Weinfässer, mit Beschreibung der Arbeits weise, der Arbeitsgeräte und der Namen der Bestandteile der Fässer vorgeführt. Besonders aus führlich behandelt H. Grünn die Auszier der Fässer, die entweder bemalt sind wie das be rühmte, reich mit symbolischen Szenen ge schmückte Hochzeitsfäßchen von 1783 im Oö.Lan desmuseum in Linz, oder, in Zusammenarbeit von Binder und Bildhauer, aus Reliefbearbeitun gen der Böden bestehen. Eingehend werden da bei die christlichen (z. B. Arche Noah, Noah mit Weinrebe und Ziegenbock, Christus im Weinberg und in der Kelter, Hochzeit von Kana, Auge Gottes usw.) und weltlichen Ziermotive behan delt. Besonders hervorzuheben ist das ausge zeichnete Bildmaterial. E. B. Närodopisne aktuality (üstav lidoveho umeni ve Sträznici), 1968, H. 3/4. Als brauchtumskundlich wichtigen Aufsatz he ben wir hervor die Darstellung von J. Tomas, Vänocni obyceje na Valassku (Die Weihnachts bräuche in der mährischen Walachei), deren Kenntnis insbesondere für die süddeutsch-öster reichischen Brauchformen bedeutsam sind. Be handelt werden die Nikolausmasken, die sehr seltsamen „maticky" („Mütterchen"), weiße Frauengestalten am Vorabend des Marientages (8. 12), die Luzienmasken, die Heischegänge der Weihnachtsspieler imd der mit Knütteln bewaff neten „Drei Könige", femer die Kultspeisen, darunter die Weihnachtsbrote mit allen ihren Bräuchen, und das Heilige Mahl, das Anschnei den der Schenkbrote zu Stephani und diverse Wahrsagebräuche. E. B. Friedridi Haider, Tiroler Volksbraudi im Jahreslauf. Tyrolia Innsbruck 1968. 592 Seiten, 156 Abb. Trotzdem man über manche Deutungsversuche anderer Meinung sein wird, ist das umfangreiche Werk F. Haiders wohl als eine der gewichtigsten Veröffentlichungen zur österreichischen Volks kunde in den letzten zehn Jahren zu bezeichnen. Es bildet eine großartige Materialsammlung, die, weit über die einstigen Zusammenstellungen von J. V. Zingerle und L. v. Hörmann hinausreichend, den Jahresbrauch in Nord-, Ost- und Südtirol in aus den einzelnen Orten stammenden Be schreibungen vorführt und durch ausgezeichnete Bilder illustriert. Besonders hervorzuheben sind der Detailreichtum der jeweiligen Brauchschilde rungen und der Nachweis der überaus zahlreichen, aber zum Teil heute kaum mehr greifbaren Lite ratur, die das Werk zu einem geradezu unerläß lichen Handbuch jedes Brauchtumsforschers wer den lassen. E. B. 124

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