bedeutend erweitert, was sicherlich auf die Kon junktur in der Möbelerzeugung (und damit ver bunden die Erzeugung von Preßspanplatten und ähnlichen Fabrikaten, zum Beispiel im Steyrtal Molin und Rosenau am Hengstpaß) zurückzufüh ren ist. Die Papiererzeugung ist ebenfalls ge wachsen, sie muß nunmehr nicht nur einen riesi gen Bedarf an Schreib- und Druckpapier liefern, sondern ist noch für Verpackungspapiere (die in des schon wieder der Kunststoffindustrie zustehen) zuständig, die oft bis zur Verschwendung ver braucht werden. Beide Blätter sind außerordent lich übersichtlich, man sieht sozusagen auf einen Blick alles Wissenswerte, auch was die Zahl der Beschäftigten betrifft, wie sich der Landesatlas ja immer mehr zu einem verläßlichen Nachschlage werk für jeden an Wirtschaft und Kultur von Oberösterreich Interessierten und sich mit ihnen, etwa aus Berufsgründen, Befassenden entwickelt. Das wird sich vor allem zeigen, wenn weitere Lieferungen vorliegen; dann wird sich das Bild immer mehr runden und noch eindringlicher wer den. Vergangenheit und Gegenwart werden in ihren Konturen fixiert, die Struktur Oberöster reichs, wie sie wirklich ist, tritt in ihrer kon tinuierlichen, man könnte auch sagen, in ihrer bruchlosen Tradition, die, soweit sie kräftig und trächtig ist, ins Heute übernommen wird, geradezu plastisch hervor und weist in die Zukunft, die nicht nebelhaft sein kann, sondern vorbedacht, ja gelenkt werden muß. Insofern ist auch Blatt 50 mit seiner Ent wicklung des Personenverkehrs (Postkutsche, Pferdebahn, Dampf- und Motorschiffahrt, Auto bus, Eisenbahn sowie Fernverkehr mit dem Aus land und Zahl der Schnellzugspaare) von 1854 bis 1964, auf vier Karten mit den Stichjahren 1854, 1874, 1914 und 1964 angelegt, von keiner geringen Bedeutung und nicht etwa aus einer Lieblingsbeschäftigung seines Verfassers mit die ser Materie in den Atlas hineingeschmuggelt. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind ja gerade für die Wirtschaft eines Landes und ihre Stärke maß gebend, und je dichter sie sind, desto mehr ge winnt daraus in unseren Tagen ein Wirtschafts zweig wie der Fremdenverkehr, bei uns als Devisenbringer geschätzt, ja notwendig zur Stüt zung der Handelsbilanz. Andererseits ersehen wir aus diesen vier Karten noch nachträglich, welchen Aufschwung diese Verkehrsmittel innerhalb von etwas mehr als hundert Jahren genommen haben. Unsere Vorfahren im Jahre 1854, denken wir an Adalbert Stifter, ja auch die aus dem Jahre 1874 würden den Stand im Jahre 1964 entweder als utopisch oder gar als verrückt bezeichnet haben. Wir aber wissen, daß diese Entwicklung unent wegt weitergeht, auch in der Luft. Dabei sind die privaten Verkehrsmittel, wie leicht erklärlich, auf diesem Blatt nicht miteinbezogen. Blatt 51 schließt sich thematisch dem voran gegangenen Blatt an, in dem alle Straßen ein schließlich der Autobahn mit dem Stand von 1966 eingezeichnet sind. Bei diesem Blatt sei die meisterhafte typographische Ausführung hervor gehoben, nicht etwa deshalb, weil die anderen Blätter drucktechnisch zurückstehen, sondern weil hier die in den letzten Jahren nicht immer auf dem höchsten Stand befindliche, früher anerkannt hohe Kunst österreichischer Drucker bei dem Ge wirr von Linien besonders bestechend ist. Man ist überrascht, daß es heutzutage noch soviel Liebe in einem Gewerbe gibt. Das könnte freilich nicht sein, wenn nicht der Autor des Blattes von vornherein sein Bestes gegeben, sich nicht einer Genauigkeit zum Zwecke der Übersichtlichkeit be müht hätte, die den Beschauer beinahe — aller dings freudig — schockiert. Die Textlegende zu dem Blatt nimmt dabei keinen untergeordneten Platz ein, wie überhaupt die Texte zu allen Karten knapp und doch erschöpfend sind; für jeden, der etwas von der Schwierigkeit versteht, solche Texte klar und kurz zu fassen, das Beispiel einer guten Feder. So bleiben nur noch die Blätter 52 bis 54 für eine näher zu betrachtende Durchsicht übrig. Sie stellen das Brauchtum in unserem Land dar, graphisch und im Text systematisch und detailliert nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnis sen der Kartographie. Gibt es noch soviel Brauch tum in Oberösterreich? Daran müßte man zwei feln, wenn nicht Ernst Burgstaller der Autor dieser Blätter wäre. Seine Qualifikation als Wissenschaf ter steht seit Jahrzehnten fest, aber nunmehr kann er, nicht zuletzt als Leiter des Institutes für Landeskunde von Oberösterreich und damit auch dieses Landesatlasses, seine Ernte einbringen. Wiederum tritt auf der ersten Karte des Blattes 52, die sich mit den Ostergebäcken be schäftigt, jene Trennungslinie zwischen Ost und West, die durch unser Land geht, unverkennbar vor uns hin. Auch das Maibaumstehlen gehört noch zum lebendigen Brauchtum und erhält im Text eine gewissenhafte Aufschlüsselung über die Art des Vollzuges in den verschiedenen Gegenden Oberösterreichs. Palmbaum (Palmbuschen) und Weltliches zur Osterbeichte vervollständigen die ses Blatt. Besonders dankbar sollten wir für die Dar stellung des Brauchtums der Unruhnächte sein, das ja noch nicht ausgestorben ist. Grenzlinie ist hier wiederum die Traun, aber auch die Feldaist, jenseits dieser Flüsse kennt man es nicht oder nur sporadisch, so in den Bezirken Kirchdorf und Steyr und am Hallstätter See. Zur Aufrechterhal tung dieses Brauchtums ist noch ein Rest der Männerbünde am Werke, wie sie in den ver gangenen Jahrzehnten streng organisiert und in ziemlich großer Zahl in Rüden und Zechen auf dem Lande vorhanden waren. Ferner finden die Garbenstände und die Erntegeräte zum Aufheben und Binden der Garben ihre nachträgliche Würdi gung und umfassende Aufzählung. Bei dem heu tigen Einsatz der Mähbinder und vor allem der Mähdrescher sind Garben und frühere Ernte geräte im Schwinden. Ganz ausgedient haben sie aber nicht, wie ein Gang über Land in der Ernte zeit überzeugen kann. Dagegen ist das Brauchtum der Feuerräder und Feuerfässer nur mehr Ver gangenheit. Wie Burgstaller nachweist, ist dieser Brauch 1935 zu Ende gegangen. Auf Blatt 54, dem letzten Blatt der 3. Lieferung des Landesatlasses von Oberösterreich also, soll ten die Darstellungen über das bäuerliche Erb recht (Aufnahme 1957) und das Totenbrauchtum 122
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