OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

gitter mit den eingelegten C-Schnörkeln, eine vornehme Art,die durch das Lichterspiel sehr reizvoll wirkt. Das frühe, ehemals im Turm des Landhauses in Linz befindliche Türgitter kombinierte die Wabenmuster mit blattfernen Sprossenstäben, wobei die Waben aus ein fachem, wellenförmigem Eisen gebildet und durch Bügel zusammengehalten wurden. Der Weyrer Schmied Schwall benützt 1692 in seinem schönen Gitter vor der Schlafhöhle des heiligen Sebald am Heiligenstein bei Gaflenz die C-Muster in den Waben der Flügel,während im Aufsatz die Spiralen weiter vorherrschen. Ähnlich wie in der Spätgotik laufen auch in diesem Abschnitt mehrere Kunstströmungen nebeneinander her. In der weiteren Umgebung des an Straßenkapellen so überreichen Gmundner Raumes finden sich Gitter, die den abstrakten Renaissancecharakter lange beibehalten. Ungelöst bleibt daher die Frage, ob dieses Beharren nur aus ländlich bedingter Schwerfälligkeit entspringt oder aber, ob diese abstrakten Spiralen und die Stabdurchstoßungen in besonderer Weise dem heimischen Geschmack entsprachen. Der Knorpelwerk- (Ohrmuschel-, Erbsenschoten-) Stil ist in der Eisenkunst nicht so differenziert wie die gleichzeitigen Arbeiten in Holz. Aber die Knorpelwerk-Beispiele sind doch zahlreich genug,um an ihnen den seit derJahrhundertmitte beschrittenen Entwicklungs weg zum Hochbarock zu verfolgen. Im Gegensatz zu den gleichbleibenden Rundstäben der lange nachklingenden Spätrenaissancezeit, wie sie besonders Meister Walz verkörpert, beginnt um die Mitte des 17. Jahrhunderts an den Abspaltungen und Treffpunkten eine Anschwellung um eine augartige Bildung. Man könnte dies als den ersten Anfang des eigent lichen Hoehbarocks ansprechen. Diese Verdickungen und Schwellungen führen schließlich an den Spiralenden zu den „Knoppern", meist Keulenschwung genannt. Den Höhepunkt des Übergangs zum Knorpelwerk bildet das Gitter von Kefermarkt (1675) von Martin Albrecht. Es nehmen besonders die Binnenzeichnungen auf den Schwellungspunkten immer mehr an Plastizität zu, wie am Türchen des Stiegengitters der Sakristei in Schlägt. Es bedarf nur mehr eines kleinen Schrittes, bis die Knopper zum Blatt auswächst und damit organisch in die Formen des hochbarocken Stils übergeht. Die Gegend um Lambach und Vöcklabruck, das Salzkammergut und die westlichen Teile des Mühlviertels machen diese Strömung nicht so früh mit. Auch Kremsmünster nicht, das eine Sonderform der glatten Rundstäbe entwickelt. Aus der Fülle der Beispiele dieser Zeit ist das Abschlußgitter der Marienkapelle (dat. 1696) in St. Florian besonders hervorzuheben. Der Großteil des Gitters ist ohne Zweifel nichts anderes als der Restbestand des verloren geglaubten großen Gitters von Meister Walz von 1631-1633. Der Preylinger Sebastian Zierlewang brachte das Gitter neu zur Auf stellung und gestaltete die weitgespannte Aufsatzzone sowie zwei Felder der Gittertore durch die für die Knorpelwerkzeit charakteristischen Belebungen der Oberfläche durch Keulenschwungendungen. Als weitere Beispiele für diese Stilströmung mögen noch das Schutzgitter um den Kanzelfuß in Baumgartenberg, die Stiegenhaus-,Friedhofskapellenund Oberlichtengitter in Reichersberg angeführt werden. Kremsmünster bleibt noch 1702 mit seinem Abschlußgitter bei dem Knotenwerk. Der Sohn Georg Preisingers, Melchior,fand in ihm die seinem ererbten Wesen entsprechende Ausdrucksform. Er hat nie eine gerade Linie geschmiedet, bei ihm findet sich weder Blatt noch Tiergroteske als Schmuck. So gehört er ohne Zweifel zu den eindrucksvollsten hei mischen Kündern unserer Liniensprache. Das Knotenwerk ist reines Linienmotiv, dem Leonardo und Dürer in ihren berühmten Knoten die bekannteste Prägung gaben. Das Knotenwerk war also schon in der deutschen Frührenaissance bekannt, die Eisenkunst hat 12

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