OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

andere Industrien ersetzt worden. Für das ober österreichische Ennstal aber hat sich kein Ersatz gefunden, wie aus diesem Blatt 43 ersichtlich ist. Erstaunlich ist der geringe Prozentsatz der un produktiven Flächen in der Land- und Forstwirt schaft. Zweifellos ergibt sich diese Tatsache teils aus der Aufforstung der im zweiten Weltkrieg geplünderten Waldbestände wie auch aus dem Umstand, daß unsere Bauern auf der Höhe neu zeitlicher Methoden in der Arbeit auf Feld und Hof stehen. So ist gerade dieses Blatt ein Muster beispiel dafür, daß sich kartographische Darstel lungen, wenn sie mit äußerster Akribie gemacht sind, weit über das eigentliche Thema erstrecken, falls man gewillt ist, selbst etwas beizusteuern. Aber wie immer bei einem Druckwerk, etwa einem Buch, kommt es doch auf die Zwiesprache des Lesers mit dem Autor an. Auf Blatt 44 stechen die Gegenden zwischen Steyregg, Mauthausen, Gallneukirchen und Schwertberg sowie die um Marchtrenk und am Attersee als die für neolithische Funde am er giebigsten hervor; Funde aus dem Paläolithikum sind nur in zwei Orten, Mauthausen und Gebiet des Krippensteins (wie die Reliefkarte ergibt), erbracht worden. Daß die übrigen urgeschicht lichen Funde aus der Bronze-, Urnenfelder-, Hall statt- und La-Tene-Zeit (Blatt 45) auf den Raum zwischen Traun und Enns massiert erscheinen und von Aschach bis zur Landesgrenze gegen Nieder österreich im engeren Raum des linken Donauufers ausgegraben worden sind, gibt weiter keine Rät sel auf. Es ist historisch bedingt. Das schließt vereinzelte Funde, so im Mühlviertel, wo es gegen den Böhmerwald hingeht, oder im Räume Braunau und Kirchdorf keineswegs aus. In einem Durchzugsland zwischen Ost und West sind sie in allen Gegenden möglich. Funde aus der Römer zeit und Frühgeschichte (Blatt 46), in Bauten, Gräber und Münzen geteilt, finden sich, ebenfalls historisch bedingt, im Raum Linz, Enns, Wels, Windischgarsten, Kirchdorf (Micheldorf war eine Poststation der Römer), Eferding, Frankenmarkt und Hallstatt. Die Römerstraßen spielen dabei eine Rolle. Sie scheinen nach den Forschungen von Jandaurek, Pascher und Noll genauso wie die Römerstädte, Poststationen, Legionslager und Ka stelle auf dem Blatt auf. Ebenso häufen sich die Funde aus der Frühen Baiernzeit (6. bis 8. Jahr hundert) im Viereckraum der Städte Linz — Efer ding — Wels — Enns, vereinzelt sind sie im Inn viertel ausgegraben worden, im Raum Braunau und Mattighofen (wo ja die Römerstraße durch das Mattigtal lief). Für Funde aus der Karolinger und Ottonenzeit (9. bis 11. Jahrhundert) hat sich bis 1966 das linke Donauufer zwischen Ottens heim und Perg mit Hinterland (bis Gallneukir chen und Pregarten) als der bedeutendste Raum ergeben. Gräber und Bauten herrschen vor. Mit Blatt 47 geht diese 3. Lieferung des Atlas ses von Oberösterreich mitten in die Gegenwart hinein. Die Bevölkerungszunahme und -abnähme in Oberösterreich zwischen 1934 und 1961 in den einzelnen Gemeinden ist naturgemäß mit der Ab wanderung vom Land in die Städte oder Industrie orte verbunden. So steht einer Bevölkerungs zunahme in Linz, Steyr, Wels, Vöcklabruck, Wildshut und Braunau, also lauter Industrie zentren, eine Abnahme der Bevölkerung auf dem Lande oder auch größeren Landgemeinden gegen über, die sich bis 1961 noch in Grenzen gehalten hat. Vermutlich sind es die Pendler, die zunächst eine größere Abwanderung nicht sichtbar werden lassen, weil sie erst allmählich nach ihrem neuen Arbeitsort übersiedeln. (Für 1969 dürfte sich be reits ein anderes Bild ergeben, wo im Hausruck, Kobernaußerwald, ja sogar in der einen oder anderen Gegend im Innviertel der Bevölkerungs schwund durch die endgültige Abwanderung der Pendler für die einzelnen betroffenen Orte be drohlich wird.) Immerhin ist der Bevölkerungs anteil von Land- und Forstwirtschaft im Jahre 1961 noch ansehnlich. Ist Oberösterreich auch kein reines Bauernland mehr (aber das war es ja auch bis 1938 nicht so ausschließlich, wie in der Öffent lichkeit darüber die Meinung geht), so ist zumin dest der Charakter des Landes noch nicht in den einer Industrielandschaft verändert. Hingegen gibt das auf Karte d dieses Blattes dargelegte Faktum einer Zunahme der Bevölkerung in nur zwei ländlichen Gemeinden (Raum Schärding und Vöcklabruck) zwischen 1951 und 1961 doch zu denken. Wenn ein Ort entvölkert ist, geht das den ganzen Raum an, der genauso wie bei der Stillegung einer Industrie in seinem Ganzen ge stört ist. Schon aus dieser Folgerung ergibt sich die Wichtigkeit eines Kartenwerkes wie dieses Atlasses. Er zeigt von Lieferung zu Lieferung deutlicher die Richtung an, in der die öffentlichen Stellen auf lange Sicht arbeiten müssen, um Wohlstand und lebendige Kultur des Landes zu gewährleisten. Gerade auf dem Lande, in der Land- und Forstwirtschaft kann die Mechanisie rung der Betriebe lediglich als Ausweglösung angesehen werden, sofern die Abwanderung aus diesem Wirtschaftsbereich in unvermindertem Maße weitergeht. (Daß unsere Bauernhöfe, diese mächtigen Vierkanter, die für zehn oder mehr Dienstboten errichtet worden sind, nicht dem Fa milienbetrieb, wie er überall aufkommt, ent sprechen, wirkt dabei erschwerend und bedarf nicht nur einer baldigen Untersuchung, sondern auch einer Lösung.) Im engen Zusammenhang mit Blatt 47 stehen die Blätter 48 und 49. Blatt 48 befaßt sich mit Industrie und Gewerbe im Jahre 1937, und zwar mit Betrieben von mindestens 20 Beschäftigten. Schon damals überwogen die Betriebe der Me tall-, Holzindustrie und des Bergbaues, auch die Zellstoff- und Papierindustrie mit ihren Fabriken in Penzing, Steyrermühl, Obermühl, Haunoldmühle (Steyrtal), Schwertberg und Linz (hier vor allem Druckereien) hebt sich heraus,und in Gmunden, Ebensee, Traun, Haslach (Mühlviertler Lei nenweber) ist es die Textilerzeugung, die hervor sticht, im Raum Linz auch noch die Nahrungs und Genußmittelindustrie (Tabakfabrik). Mattig hofen, Ried i. 1. und Rohrbach haben chemische und Lederindustrie nachzuweisen. Auf Blatt 49 mit seiner Darstellung der Holz-, Papier-, Leder-, Textil-, Bekleidungs-, Nahrungs- und Genuß mittelindustrie aus dem Jahre 1962 sind die mei sten dieser Betriebe vom Blatt 48 der Entwick lung unserer Technik entsprechend vergrößert und vermehrt, ein Zeichen dafür, daß es die Wirtschaft des Landes 17 Jahre nach dem zweiten Weltkrieg verstanden hat, sich an die Weltwirtschaft an zupassen. Auch die Holzverarbeitung hat sich 121

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