OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

Von der Renaissance bis zum Beginn des Hochbarock Als im 16. Jahrhundert die Klöster darniederlagen, übernahm der Adel, der seine Burgen zu Schlössern modernisierte, die Führung. Daneben entwickelten sich die Städte zu neuen Auftraggebern. Ihre Bautätigkeit zieht sich auch ins 17.Jahrhundert hinüber,und den Städten verdankt man eine Unzahl von Fensterkörben, Türschlössern, Schlüsseln und Be schlägen, Oberlichten und Türklopfern, Wasserspeiern usw. Vor allem stellt das Bürgertum auch das Kreuz seiner Sippe in den Friedhöfen auf, die sich schon von den Kirchen los zulösen beginnen. Die eigentlichen Großleistungen in der Eisenkunst setzen jedoch mit dem Beginn der Barockisierung der Klöster ein. Die Führung lag unbestritten bei Kremsmünster. Die Um- und Neubauten des Klosters im Sinne der religiösen Erneuerung beginnen schon um 1601, in jenem Jahr, in dem der bedeutendste Schmied des Landes, Hanns Walz, als „Bürger und Hofschlossermeister" im Markte Kremsmünster auftauchte. Die Kammerrechnungen des Stiftes zählen in ge treulicher Niederschrift seine Werke auf. Die Wasserspeier der Südfront, die Oberlicht füllung der Tür in den kleinen Hof,die Stiegengeländer des Prälatentraktes im Stift, Arbeiten am Klosterneuburger Hofin Wien und am neuen Hofin Stein wie in Linz liegen im ersten Jahrzehnt. In das zweite fallt sein Kremsmünsterer Hauptwerk: das große, 3157 Pfund schwere Abschlußgitter, das in der Zeit von 1616 bis 1618 entstand. Es trennt die Schiffe der Klosterkirche von den erhöhten Apsiden. Das Mittelstück kam 1728 nach Heiligenkreuz, einer Wallfahrtskirche unweit des Klosters und befindet sich jetzt in Schauersberg bei Wels. Mit der 1625 erfolgten Berufung seines Gönners, des Abtes Anton Wolfradt, auf den Bischofssitz und als kaiserlicher Kammerpräsident nach Wien, begann Walz seine Arbeiten am Wiener Bischofshof, am ehemaligen Jörgerhaus, das der Kaiser nach der Enteignung dem Stifte geschenkt hatte, am Schottenstift und zweifellos auch am Stephansdom. 1633 vollendete er sein Riesengitter für St. Florian. Reste seiner Arbeiten finden sich noch im Stiegenhaus des Osttraktes wie in den Gitterfeldern der Marien kapelle von 1696.Im Jahre 1634 folgte das Gitter im Stift Schlägl, das eine besondere Zierde der Stiftskirche darstellt. Zu seinen Schöpfungen sind noch die Oberlichten der Sakristei türen in Kremsmünster, das in Oberösterreich einzige Stück einer diesem Stift gehörigen Triangel, die bei der österlichen Feuerweihe verwendet wird und durch das Osterlamm im Blechschnitt charakterisiert ist, ein Gitterchen im Fußboden der „Moschee" und ein Wirts hausschild „Zur Sonne" im Markt Kremsmünster zu zählen. Das überragende Können von Walz machtihn zu einer schulbildenden Persönlichkeit. Sein Einfluß aufden aus Scharnstein stammenden Peter Seyerl, mit dem er gemeinsam die Wasserspeier der übrigen Stifts trakte schuf, wirkt noch bis 1670 nach. Das überlegene Können des Meisters Walz wird am besten im Vergleich mit dem Abschlußgitter des Böhmerwaldklosters Hohenfurt klar, das einer seiner Zeitgenossen, der Gallneukirchner Tobias Trautwein,geschaffen hat. Walzens Formen zeigen gewachsene und harmonische Verhältnisse; auch sein Verhältnis zur Groteske und Maureske zeigt sein in sich ruhendes Wesen. Er nimmt dem Grotesken alles Unheimliche und gibt ihm Humoristisches. Walz ist ein ausgesprochener Künder der Linie. Bei ihm findet sich die Spirale nicht nur in den Aufsätzen, sondern auch in den Feldern als Um spielung der vielen Stabgeflechte. Es dürfen wohl in den Gitterführungen in dieser Zeit in schöner Entsprechung landschaftsbedingte Formen gesehen werden. Meister Walz ent spricht der Vierkanter mit seiner vollen Geschlossenheit unter einem Dach;dem Innvierder Vierseithof jedoch, der an allen vier Ecken durch die mächtigen Tore die Sonne herein scheinen läßt, gleichen ideell die Innviertier Gitterformen. Die Friedhofsgitter oder das Ab10

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2