OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

mannen verdrängten die Bojer, werden aber als Rossezüchter mehr das böhmische Flach land und die Ebenen am linken Donauufer bevorzugt und die Restbojer unserer Gegend nur lose unter ihrer Oberherrschaft gehalten haben,zumalja auch die Bojer nur eine dünne Herrenschichte über einer einheimischen Urbevölkerung waren. Immerhin verlor der Hohe Stein damals allmählich seine vorerst vielleicht gauweite Bedeutung oder wurde schließlich auch von den neuen Herren und noch später von den vordringenden Slawen als eine Art Versammlungsstätte übernommen. Die Tradition des Kultplatzes hielt sich allerdings über Zeiten und Völker, und so hatten noch die ersten deutschen und bereits christlichen Neu siedler um die ehrwürdige Stätte Kämpfe zu bestehen. Zu jener Zeit wurde vermutlich der Plan für eine Verbauung des Hohen Steines gefaßt, aber aus sicherlich zwingenden Gründen bald wieder aufgegeben. So haben wir heute vielleicht eine doppelte Ruine vor uns; die eines alten Kultplatzes und die einer unausgeführten frühmittelalterlichen Anlage. Vorliegende Abhandlung verfolgt nicht die Absicht, ein wissenschaftliches Endurteil zu fallen, das bei der gegenwärtigen Lage noch sehr verfrüht wäre. Sie will lediglich dazu beitragen, das Problem des Eibensteines auch von Seiten der keltischen Religion her zu erörtern und zur Diskussion zu stellen. Bis zur endgültigen Klärung der Frage aber sind noch zahlreiche Einzelheiten zu lösen, die aufs engste mit der Erforschung der vorhistorischen und historischen, ethnischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in den Gebieten nördlich der Donau zusammenhängen, die doch für die Entwicklung Österreichs nicht hoch genug angeschlagen werden können. Bis zu deren Klarstellung aber bleibt ein symbolhaftes Denk mal für die Vergessenheit und Unentdecktheit der Schwelle zwischen Donau und Moldau der Hohe Stein von Eibenstein. 115

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