OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

bergers scheint mit Sicherheit das Richtige zu treffen. Nur für eine Gesamtummauerung mag einiges umständhch anmuten und auch die Schrägneigung mancher Stufen (wie jener aufBlock IV)und auch deren Richtung erscheinen merkwürdig und noch der Überprüfung zu bedürfen. Das Fehlen von sonst sehr notwendigen Einkerbungen an den Flanken der tiefen Rinnen zwischen II und III, IV und V sowie V und VI ließe sich durch eine vorzei tige Unterbrechung der geplanten Arbeiten erklären, weniger aber der Umstand, daß dagegen die Plattformen auf den Blöcken I, IV, V und VI für eine Auflage allzusehr ge glättet erscheinen und trotz einer oft unnötig komplizierten Formgebung keine Widerlager gegen den Randabfall aufweisen. Man gewinnt hier und vor den seltsam zierlichen, merk würdig gestalteten und zudem viel mehr verwitterten Stufen von Block II den Eindruck, daß für die eventuell frühmittelalterlichen Auflagebasen wenigstens teilweise viel ältere Abtreppungen verwendet und umgearbeitet wurden! Sollte es sich bei den letzten Behauungen um die Absicht handeln, etwa im Zuge der Grenzburgen Sprinzenstein, Haslach, Piberstein (Helfenberg), Waldenfels, Freistadt auch auf dem Hohen Stein eine Burg oder befestigte Warte zu errichten, so ist die Absicht nicht ausgeführt worden. Es müßten sich sonst aus solcher Zeit wohl noch einige letzte Spuren von Mauerwerk vorfinden. Eine gemauerte Feste aus noch früherer Zeit-jener der Völker wanderung oder der ersten bajuvarischen Vorstöße - kommt wohl auch kaum in Betracht. Weiters könnte man denken, daß zur Zeit der Neukolonisierung daran gedacht war, die Felsgruppe durch Mauern einzufassen und das Innere zu einer Terrasse aufzufüllen, um daraufdie in der Sage erwähnte Kdrche zu errichten. Doch eine Kirche, die aufeiner solchen Terrasse gegen den damaligen Brauch nordsüdlich ausgerichtet gewesen wäre, würde zu den Sonderfallen zählen. Was die Unterbrechung solch aufwendiger Arbeiten (entweder für eine Burg oder eine Kirche) anbelangt, so müßte man dafür feindliche Einfalle und diplomatische Proteste aus dem Norden verantwortlich machen oder den allerdings sehr triftigen Umstand, daß damals gerade der Haupthandelsweg auf den inzwischen gerodeten Kerschbaumersattel verlegt wurde! Es werden also noch recht eingehende Studien (verbunden mit Nachforschungen in Kloster-, Diözesan- und Landesarchiven) nötig sein, denn die Frühgeschichte des Steines und dieser altbesiedelten Landschaft ist nun womöglich noch vieldeutiger geworden. Dabei soll auch nicht jene für eine mittelalterliche Anlage unnötige, weite planierte Fläche über sehen werden, die, wie gesagt, zur ursprünglichen Kultstätte in Beziehung stehen könnte. Eine Version, daß nämlich die letzten Planungen um den Hohen Stein mit einem vorge schobenen Posten der bekannten Schwedenschanze zu tun haben könnten, erwähne ich der Vollständigkeit halber, doch nicht der Wahrscheinlichkeit halber. Da systematische Gra bungen bisher nicht vorgenommen wurden und schließlich auch die Auflagebasen für Mauerwerke zu allen Zeiten einander naturgemäß ähnelten, steht kein Alter fest und derzeit dafür ein noch unüberblickbar langer Zeitraum zur Auswahl. Aus den bisherigen Über legungen ließe sich lediglich mit allem Vorbehalt ein dünner Leitfaden folgender Art ent rollen: Die flache Senke südlich des Moldaubogens war nach den bisherigen Aufschlüssen im Süd- und südwestböhmischen Raum wahrscheinlich schon seit der Jüngeren Steinzeit besiedelt und eine Durchzugsstrecke zur Moldau.So könnte wohl schon während der illyrischvenetischen Hallstatt-Epoche um den exponierten Hohen Stein ein Kult- und Handelsplatz entstanden sein. Eine erste Zurichtung hätte dann der Stein in der mittleren und späten La-Tene-Zeit(von 300 v. Chr. an) erfahren. Das würde mit den Ausgrabungen in Hollubau bei Krumau übereinstimmen. Die um die Zeitwende aus Norden anrückenden Marko114

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