OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

anschließenden Block II getrennt. In die östliche Felsrundung des letzteren schneidet in der Hauptrichtung der obgenannten Treppenstufen eine Anzahl sehr verwitterter Stufen wie die Saiten einer Zither ein, als künstliche Behauungen eigentlich überhaupt nur durch jene merkwürdigen Rezesse erkennbar, die so viele andere Stufen auch aufweisen, daß man sie, wenn es sich hier nicht um Zweckbauten handelte, als ein Stilmerkmal werten könnte. Am Ansatz der Westflanke sind in den Block II noch einige größere, ungleiche Stufen eingehauen, aber wegen des Steilabfalls schwer zugänglich. Waren auf Block I die Schein treppen das Merkwürdigste, so sind es hier auf der gerundeten, kaum bearbeiteten Kuppe von Block II drei künstlich vertiefte Wasserschalen unter einem mächtigen eiförmigen Überstein, der wie die GallenblaseaufeinerLeber lagert. Das sind die drei großen Aushöh lungen, die es bisherigen Beobachtern so sehr angetan haben, daß sie von dem Begriff„Blut schale aufdem Opferstein" nicht mehr loskamen!In ihrem Eifer übersahen sie die Tatsache, daß auf der halsbrecherisch schmalen und gegen den Abgrund geneigten Fläche für Opfer tiere, Priester und deren Helfer gar nicht Platz genug vorhanden war. Auf der Höhe von Block II sind wohl niemals größere Opfer dargebracht, in den Schalen niemals Ströme von Opferblut aufgefangen worden, abgesehen davon,daß die Schalen immer mit Wasser gefüllt waren I Nach aller Wahrscheinlichkeit war das ständig hier vorhandene Wasser die Hauptache - geheiligtesimd geweihtes Wasser -, das mit entsprechenden Zeremonien vielleichts auch als Heilwasser Verwendung fand. Die größte - nördlichste - Steinschale ist nach Dr. Kühnelts Ausmessung gegen zwei Meter weit, 40 cm tief und weist an der Sohle eine zusätzliche Vertiefung auf. Die anschlie ßenden zwei Schalen messen 100 X60 cm (30 cm tief) und 90 x80 cm (80 cm tief). Vielleicht war gerade das ewige Wasser aufdem dürren Felsgipfel der erste Anlaß, daß man den Stein (wie ähnlich in zahllosen anderen Fällen) als von höheren Mächten erkoren ansah. Noch jetzt versiegen die drei Becken nicht einmal in den heißesten Sommertagen, wenn die Sonne den Stein zum Glühen bringt und die Brunnen im Dorf versiegen! Da die Rundungen der ersten Schale an ein Kleeblatt erinnern,mag diese im Laufe der Zeit aus zwei oder drei kleineren Schalen zusammengewittert sein. Übrigens weist auch der erwähnte Überstein eine ausgewitterte Vertiefung auf. Steinblock II ragt überhängend über die nächste Zäsur, eine gegen zwei Meter breite und drei Meter tiefe Kluft, die - nachträglich geglättet- ein gedecktes Gelaß eingeschlossen haben könnte. In der von diesem „Gelaß" westseitig abwärts führenden tiefen Rinne (zwi schen Block II und HI) legte während der letzten Vermessung Ing. Obergottsberger einige ausgeprägte Treppenstufen frei, die ebenfalls jene schon erwähnten Rezesse aufweisen. Sie hören zwei Meter unter dem „Gelaß" auf und - was ebenso auffallig ist - sie reichen nicht bis zur Sohle des Abgrundes hinunter. Von dem Entdecker dieser Stufen wurde dies mit Recht als ein Beweis dafür angesehen, daß es sich nicht um Steig-,sondern um Auflagestufen handelt. Eine Besonderheit bildet der anschließende Block III, der auf drei Seiten von den übrigen Blöcken eingeengt und auf der großen, aufgewölbten Oberfläche außer einer flachen Schale am Südrand keine künstlichen Bearbeitungen aufweist. Nur an der Ostflanke ganz unten, wo der Block aus dem Hügelsockel herauswächst, sind eine Menge merkwürdig gegeneinander versetzter Stufen ausgehauen. Der weitere Hang darüber ist unbehauen. Wurde man hier mit einer begonnenen Arbeit nicht fertig,oder genügten diese tiefgelegenen Stufen dem Zweck? Fast als eine Verlängerung dieser Stufen, doch noch etwas tiefer, schon 110

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