OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

der keltischen Völker durch Hekateios von Milet und Herodot vor, um 350 erfahren wir über sie durch Pseudo-Skylax, um 50 v. Chr. durch Cäsars berühmtes Werk „De hello Gallico", dasja bekanntlich die Hauptquelle zur Geschichte des antiken Keltentums bildet. Späte Berichte liegen vor von Plinius, Tacitus, Strabo u. a. Schon aus Cäsars Darstellung wissen wir von den religiösen Einrichtungen der Gallier, die von einer bestens organisierten Priesterkaste, den Druiden, getragen wurden. Es ist überliefert, daß diesem Stand vor allem Abkömmlinge des keltischen Adels angehörten und die Angehörigen dieser Institution eine bis zu zweiJahrzehnten dauernde Ausbildung aufsich nehmen mußten. Wie die Germanen pflegten auch die keltischen Priester ihre kultischen Zusammenkünfte in Hainen, meist solchen von Eiben oder Eichen, oder an bestimmten Steinen und Quellen, also unterfreiem Himmel, abzuhalten, doch ist auch bekannt, daß sie über steingefugte und hölzerne Bau lichkeiten, z. T. mit gedeckten Säulenumgängen, an ihren Kultstätten verfügten. Wichtig erscheint mir auch der Brauch der Kelten,an zentralen Plätzen Versammlungen größerer politischer Gemeinschaften abzuhalten. Unter den vielseitigen Zweigen der wissenschaftlichen Ausbildung der keltischen Prie sterschaft berichten die römischen Gewährsleute vor allem darüber, daß sie es in der astro nomischen Zeitberechnung und Kalenderwissenschaft zu großer Vollkommenheit gebracht hätten. Dazu kommt,daß die Kelten, wie u. a. die Beispiele aus Irland dartun, eine gewisse Urverbundenheit mit den Steinen gehabt zu haben scheinen. Man vergleiche dazu die mächtigen nord- und westeuropäischen Steinkreise und die Steinsetzungen, die noch in der christlichen Ära irische Klöster umgaben. Nähert man sich von Südosten her auf dem holprigen Bauernweg, so wuchtet einem der Granitbuckel des Hohen Steines mit seinen wulstigen Einzelklötzen als eine natürliche Felsenburg von eindrucksvoller Mächtigkeit entgegen. Auf der Ost- und Nordseite schließt sich eine Wiese an, auf deren Südseite ein Acker und hangabwärts im Westen ein Wald. Die Umgebung scheint künstlich eingeebnet zu sein, und gegen das nördliche Ende hin könnte man in einer leichten, angegrabenen Bodenerhöhung noch den Rest einer Schanze vermuten.Im Sommer und Frühherbst verhüllen die um den Felssockel wuchernden Hasel gebüsche, Birken und Eschen die künstlichen Abtreppungen der hohen Einzelblöcke, doch ist man der grünenden Natur nicht gram, daß sie die Steine wieder in ihre stille Obhut genommen und so der Raffgier entzogen hat, die in jüngster Zeit unbehindert daranging, im Mühl- und Waldviertel die malerischen Steinblöcke, die seit Urväterzeiten der Heimat ihr kennzeichnendes Gepräge gaben, zu Straßenbauzwecken in die Luft zu pulvern. Auf der beigefügten schematisch-naturalistischen Aufsicht habe ich die Einzelblöcke mit den römischen Ziffern I-VI bezeichnet und die künstlichen Treppungen und sonstigen Behauungen darauf anzudeuten versucht. Die Ausmaße der Blöcke in der Reihenfolge sind annähernd folgende: 4x9m; 5,5 X6m; 10x7m; 3,5 X4m; 4x3m und 4,5 X4m. Doch inzwischen hat Ing. Obergottsberger eine genaue Vermessung vorgenommen, auf die ich hiermit verweise. Die Blöcke weisen ungefähr fünf Dutzend größere Behauungen und drei Dutzend kleinere Eingriffe auf. Am erstaunlichsten sind diese stellenweise besonders mächtigen künstlichen Stufungen auf den Blöcken I, IV, V und VI. Am nördlichsten Felsen, dem Block I, fallen schon von weitem die treppenartigen Abstufungen der Ostflanke auf. Auf ihnen gelangt man zum Gipfel des Blockes, den eine zweieinhalb mal drei Meter große, sorgsam geglättete, doch mehrfach leicht abgestufte Plattform einnimmt. Hinter dieser, die wie die Treppe gegen den NordabfaU durch eine scharfzubehauene Einfassung teilweise abgeschirmt ist, sind in den Absturz der Westflanke 108

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