OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

tiven Scharfsinn der Baumeister, die hier offensichtlich tätig waren, erscheinen die diversen im Mühlviertel und in den niederösterreichischen Nachbargebieten mehrfach als solche bezeichneten „Opfersteine" als ganz bescheidene lokale Formationen. Leider sind die schriftlichen Belege über die erweiterte Kolonisierung des Mühlviertels im Mittelalter recht spärlich. Vielleicht sind die in Klöstern und im Bistum Passau etwa vorhandenen Schriften darüber noch gar nicht ausgewertet. Die bairisch-fränkischen Neu siedler um 1100 n. Chr. jedenfalls begründeten ihren Anspruch auf das Land gegenüber den dünngestreuten Resten der Vorbevölkerung nicht mit Rechten aus der Vorgeschichte und dem Hinweis auf die verwandten früheren markomannischen und keltischen Besitzer. Sie fühlten sich einfach als bevollmächtigte Sendlinge des Landesfürsten und einzelner Bistümer und als überlegene Träger einer fortgeschrittenen christlichen Kultur. Diesen deutschen Kolonisatoren war nach dem Abebben der madjarischen Gefahr und der Festi gung der Ostgebiete durch die kraftvoll um sich greifende Macht der Babenberger eine für das Gesamtreich sehr bedeutsame Aufgabe gestellt: das ungeschützte, slawischen Zu griffen ausgesetzte und zwischen dem christlichen Baiern und der ebenfalls christlichen Ostmark eingezwängte, noeh heidnische Mühlviertel zu christianisieren und abzusichern. Dazu mußte das spärlich besiedelte und nur im Süden längs der Donau schon seit der Marko mannen- und Völkerwanderungszeit leicht bajuvarisierte Grenzland in größerem Ausmaß urbar gemacht und durch einen planvoll gegliederten Sperrgürtel von Burgen und um mauerten Orten gegen den unruhigen Norden gefestigt werden. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist es dabei mit den Alteingesessenen bald zu einem erträglichen Nebeneinander ge kommen, so daß zum Beispiel das heidnische Wendendorf an der Stelle des heutigen Frei stadt® nicht sofort gewaltsam bekehrt wurde. Man begnügte sich zunächst mit der Errich tung einer bescheidenen Taufkapelle (der heutigen Johanneskirche) am Rande der Ort schaft, während die deutschen Neusiedler auf den Höhen ringsum bereits Pfarreien einrich teten®. Trotzdem ging es sicherlich nicht ganz ohne Reibereien mit der Vorbevölkerung ab, wie dies die Sage von einer „Schlacht" am Eibenstein vermuten läßt. Hören wir, was die bisherige Forschung über diese Örtlichkeit berichtet: Der Hohe Stein in Eibenstein wird von Prof. Dr. K.Jaeckl zum ersten Maleals „kel tischer Opferaltar" bezeichnet^®. Die von ihm gezeichneten Aufsichten und Querschnitte blieben bis zu den großartigen Vermessungsarbeiten von Ing. W. Obergottsberger die besten maßgerechten Darstellungen. Er beschrieb die vier hauptsächlichen Felsklötze (in Nordsüdrichtung) folgendermaßen: 1. Steinhügel mit Treppe und einer obersten Plattform; 2. Opferstein mit Blutschalen, einer obersten Plattform und einem darüberliegenden „Verbindungsstein", gleichfalls mit einer Blutschale; 3. und 4. Felsblöcke mit Steinstufen und Einschnitten zur Auflage von Verbindungs balken und einer treppenförmigen Abstufung gegen Westen zu. Als nächster würdigte in seiner Broschüre „Über heidnische Opfersteine" Franz Kießling den Hohen Stein^i. Kießling, den ich in Begleitung seiner Gattin selbst dortnoch antraf. ® Aufsolche Verhältnisse deuten anscheinend auf Freistädter Boden die Ortschaftsnamen Zaglau, wovon noch heute Freistadt in der CSSR mitunter als Zachlava bezeichnet wird, Pregarten und, in nächster Nähe der Stadt, Zeletau. ® z. B. die Altpfarre Neumarkt, dann die Pfarren und Filialkirchen Gutau, St. Peter, St. Michael usw. "K.Jaeckl in: Illustrierter Führer durch Freistadt und Umgebung. Woerle Reisebücherverlag Leipzig 1905. Über weitere Literatur zum Eibenstein s. die Angaben in der Arbeit von E. Burgstaller in diesem Heft. Franz Kießling, Über heidnische Opfersteine. Wien 1927. 105

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