keltisiert worden zu sein®. Es unterliegt also keinem Zweifel, daß das Machland und die anderen donaunahen Ebenendes MühlviertelsseitUrzeiten besiedelt sind. Auch Bodenfunde beweisen das®. Der an sich erstaunliche Umstand, daß diese verhältnismäßig kleinen Gebiete niemals in den römischen Hoheitsbereich einbezogen wurden und die römischen Grenz festungen Lauriacum und Lentia über keine dauernden Brückenköpfe jenseits der Donau verfügten, beweist aber auch, daß die Mühlviertler Donauebenen von einem besiedelten Hinterland geschützt und gestützt wurden.Die Kelten,die hier und im gesamten böhmischen Raum Fuß gefaßt hatten und die Donaugrenze hielten, gehörten wohl zum großen Stamm der Bojer. Außer in Böhmen siedelten Bojer als Herrenschichte auch unter den illyrischen Raetern der Donauebene und durch die Alpentäler bis hinab in die Poebene. Vernünftiger weise ist anzunehmen, daß diese, den Alpenbergen und -Schluchten trotzenden Bojer auch nicht dem nur 30-40 km breiten Mühlviertler Bergland ausgewichen sind. Hinweise bieten dafür die Keltensiedlung auf dem Gründberg am Eingang des Haselgrabens*, ferner aufge deckte Siedlungsreste bei Kaplitz und Deutsch-Beneschau und vor allem das ansehnliche, einundzwanzig Hektar umfassende Oppidum der Bojer auf dem Hradiste bei Hollubau nächst Krumau®. Die Befestigung dieses in einer Moldauschlinge gelegenen Platzes, der an Größe Lauriacum gleichkam, mittels eines Holz-Steinwerkwalles (eines sogenannten murus Galliens) läßt vermuten, daß die keltischen Herren sich vor unterjochten Eingeborenen zu sichern hatten. Diese labile politische Lage trug wohl viel dazu bei, daß um etwa 10 v. Chr. die Markomannen ohne besondere Kämpfe in Böhmen eindringen und die Bojer in abge legene Gebiete und nach dem heutigen Bayern abdrängen konnten. Während der Völkerwanderung durchzogen Heruler, Rugier, Skiren und andere ger manische Stämme die transdanubischen Landstriche des heutigen Österreich, und auch Slawen sickerten ein, eben jene „Windischen", welche die mittelalterlichen deutschen Kolo nisten im Mühlviertel noch antrafen. Dort, wo sich die südböhmische Niederung von Hohenfurth und Oberhaid unweit des Grenzbahnhofes Summerau oberhalb Freistadt an den Mühlviertler Bergen staut, welche die Wasserscheide zwischen Rodl, Gusen, Aist und Moldau bilden, erstreckt sich auf einem vorprellenden Höhenrücken hangaufwärts der Weiler Eibenstein, der seinen Namen offenbar von einem gewaltigen Felsblock herleitet. Denn nur einen Steinwurf vom letzten Gehöft entfernt, erheben sich auf dem Grat des Rückens hinter Eschen, Birken und Hasel gestrüpp die Granittrümmer eines einst höheren Gipfels, die sich um eine überragende, wulstige Hauptgruppe, den sogenannten „Hohen Stein", gruppieren. Die Einzelklötze dieser Gruppe treten inmitten einer offenbar künstlich abgeflachten Umgebung aus einem ovalen, spärlich bewachsenen Kogel als nackter Granitfels zutage und sind fünf bis acht Meter hoch. Rechnet man die Basis - den Kogel- dazu,so kommt man aufeine Höhe von 10 bis 12 m. Verstärkt wird die Mächtigkeit der Gruppe noch dadurch, daß sich von ihrer Höhe gegen Westen und Nordwesten, wo der waldige Hang tief abfallt, ein beherrschender Fernblick bis weit nach Böhmen hinein eröffnet. Bemerkenswert ist, daß der Hohe Stein annähernd in der Mitte der Verbindungslinie vom Viehberg zum Sternstein liegt und hier um die Tag- und Nachtgleichen die Sonne ungefähr über dem höchsten Berg im Osten auf geht und über dem höchsten Berg im Westen untergeht. ® W. Krause, Die keltische Urbevölkerung Deutschlands. Leipzig 1904. • L.Franz,wie Anm. 1;ders. und Franz Stroh,Die keltische Niederlassung aufdem Gründberg.Jb.d.oö. Mus.- Ver., Linz 1940. • L. Franz und Fr. Stroh, wie Amn. 3. • L. Franz, wie Anm. 1. 103
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