OÖ. Heimatblätter 1968, 22. Jahrgang, Heft 3/4

Die Krippe der Stiftskirche in Kremsmünster Von P. Altman Kellner Zum Gedächtnis an Josef Mohr, dem Dichter des Weihnachtsliedes „Stille Nacht“. Mohr absolvierte als Student von Kremsmünster hier 1810 das Lyzeum. Die Darstellung des Weihnachtsgeschehens beschränkt sich in unserem Kloster nicht auf jene Krippe, die mit Recht vom Heiligen Abend bis Lichtmessen im Gotteshaus die Aufmerksamkeit der Kirchenbesucher auf sich zieht. Ein Gang durch die Kunstsammlungen, die Klosterbibliothek oder die Schatzkammer des Stiftes zeigt eine Reihe von gemalten Weihnachtsdarstellungen, von Emailbildern, Kupferstichen und Schnitzereien, die allein ein umfangreiches illustriertes Heft füllen würden. Darum schenken wir, um das Thema zu begrenzen, unsere Aufmerksamkeit ausschließlich den geschnitzten Krippen. In die Zeit um 1480 gehört das Relief mit der Darstellung der Geburt Christi (68 x52). Von der alten Fassung sind nur mehr Spuren der Grundierung erhalten. „Äußerste Sparsamkeit kennzeichnet die Darstellung: Außer Maria und Josef und dem Christkind im Weidenkörbchen sehen wir ein Rind und den Esel, ganz frontal, und darüber eine eng geschlossene Gruppe von drei singenden Engeln, die ohne weiteres der Reihe der Vorläufer der Kefermarkter Reliefengel eingefügt werden können1.“ Die 30 bis 40 Jahre jüngere Anbetung durch die Heiligen Drei Könige, ein Predellenrelief von 82x45 cm, rückt K. Holter in die Nähe der Astl-Werkstatt: Der älteste König kniet entblößten Hauptes vor dem am Schoß der Mutter stehenden Kind, das eben wie spielend in die mit Gold gefüllte Kassette greift. Melchior trägt einen gotischen Buckelkelch und weist dem nachfolgenden schwertbewehrten Mohr, der in der rechten Hand das Gefäß mit der bitteren Myrrhe hält, auf das göttliche Kind hin. Die lebendig bewegte Gruppe zeigt (seit 1947 wieder) die reizvolle, originale Fassung. (Abb. 1). W e i h n a c h t s s p i e 1 e und Stiftskrippe in Kremsmünster Sowohl die Krippe als auch das Heilige Grab sind die erstarrten und stumm gewordenen Erben mittelalterlicher sakraler Spiele. Nur sind, im Gegensatz zu den eben angeführten Beispielen, die Figuren einzeln in die vorhandene Landschaft des Krippenberges und seines Vorfeldes einsetzbar, wobei die Stadt Bethlehem auf der Höhe den Hintergrund bildet. Dies erkennen wir, wenn wir die letzten - nur seit dieser Zeit sind Aufzeichnungen über Spiele vorhanden2 - auf uns gekommenen Berichte, fast 400 Jahre alt, zu uns sprechen lassen. Sie sind auch wegen der dabei verwendeten Musikform der Dialoge von Interesse. Man kann den Rechnungen entnehmen, daß diese Spiele szenisch dargestellt, also von kostümierten Sängern bei Verwendung instrumentaler Begleitung in der Kirche aufgeführt wurden. Die erste bekannte Dialogauffassung in Kremsmünster war auf den 25. Dezember 1603 festgesetzt. Die Vorbereitungen für dieses Spiel von der Geburt Christi beanspruchten die ganze Adventszeit. Am 6. Dezember liefert „der Niemberger zu Wels 12 Stürz Blech zum Spill Nativitatis Christi“, am 19. Dezember wird um zwei Gulden „Rauschgold, so auch zum Spill verbraucht worden“, bezahlt. Der Gerichtsschreiber Müller hatte zu Linz 1 K. Holter, Das gotische Kabinett des Stiftes Kremsmünster, in: „Christliche Kunstblätter“ 87 (1949), S. 14. 2 A. Kellner, Musikgeschichte des Stiftes Kremsmünster, Bärenreiter-Verlag Kassel und Basel 1956, S. 177 ff. Über die Krippen vor 1800 finden sich Angaben bei B. Pösinger, Kunst und Handwerk, Wien 1961 sowie im handschriftlichen Inventar der Stiftskirche und in nicht veröffentlichten Rechnungen. 7

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