drei Monate auf einem Bauernhof bei Linz und ließ sich von seiner Vertrauten, der Natur, neue Geheimnisse offenbaren, die er uns dann wohl in einer traulichen Stunde wieder verraten wird.“ Die Weihnachtsfolge der Zeitschrift „Die Gegenwart“ brachte sodann bereits die Novelle unter dem Titel „Der heilige Abend“ erstmalig zur Veröffentlichung. Aber Adalbert Stifter, der mit seinen schriftstellerischen Arbeiten kaum je zufrieden war und stets an ihnen noch feilte und besserte, arbeitete dann bei der Aufnahme dieser Erzählung in die Sammlung „Bunte Steine“ auch diese Novelle „Der heilige Abend“ noch um, die sodann den Titel „Bergkristall“ erhielt. Er schrieb gleichzeitig, immer noch damit unzufrieden, an seinen Verleger und Freund Gustav Heckenast unterm 30. August 1852: „Hätte ich nur zum ,Bergkristall“, der durch die Revision nun erst einen Schliff bekommen hat, die Möglichkeit, in späterer Zeit ihn noch einmal zu reinigen und zu fassen, bei allen Himmelsmächten, ich bilde mir ein, er könnte noch ein Diamant werden!“ Zu einer weiteren Umarbeitung der Novelle ist es glücklicherweise nicht mehr gekommen. Uns, den dankbaren Lesern von heute, aber gilt wie seinerzeit der öffentlichen Kritik beim Erscheinen der „Bunten Steine“ im Frühling 1853 diese Meisternovelle Adalbert Stifters auch ohne neuerliche Feilung als der Diamant unter den „Bunten Steinen“ und als der kostbarste Schmuckstein in Adalbert Stifters Dichterkrone. LITERATUR Brief Friedrich Simonys an Emil Kuh in: Emil Küh, „Zwei Dichter Österreichs (Franz Grillparzer- Adalbert Stifter), Verlag G. Heckenast, Pest 1872, S. 474-476. Fritz K r ö k e 1, „Stifters Freundschaft mit dem Alpenforscher Friedrich Simony“, VJSchr., Adalbert Stifter-Institut des Landes Oberösterreich, Jg. 4 (1955), Folge 3/4, Seite 99-117. Otto Jungmai r, „Adalbert Stifters Linzer Jahre. Ein Kalendarium“, Schriftenreihe des Adalbert Stifter-Institutes des Landes Oberösterreich, Folge 7. 360 Seiten. Verlag Stiasny, Graz, 1958, Seite 12-16. 6
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