OÖ. Heimatblätter 1968, 22. Jahrgang, Heft 3/4

fügung. Eine dankenswerte Zusammenstellung der Literatur und der Schallplattenaufnahmen rundet die Berichterstattung über das Lied und seine Schöpfer auch nach der bibliographischen Seite hin ab. E. B. Helene Grünn, Die Pechler, Volkskunde aus dem Leben des Waldes. Mauritiuspresse, Wien 1960, 156 Seiten, 24 Abbildungen. Im Zusammenhang mit dem Artikel von E. Fietz über die Pechölsteine des Mühlviertels in diesem Heft muß unbedingt auch auf dieses schöne Werk von Helene Grünn hingewiesen werden, die sich durch mehrere gehaltvolle Arbeiten zur Volkskunde auch in Oberösterreich einen Namen gemacht hat. S. 62 f. führt sie zu unserem Thema auch den großen Pechölstein von Hundsberg an und teilt mit, daß „nach den bis 1939 geführten Aufzeichnungen im Heimatmuseum Freistadt“ in diesem Bereich einst 128 derartige „Pechölsteine“ gezählt wurden. Sie bezieht sich dabei im weiteren auch auf K. Radler, Pechölsteine. Heimatgaue XII, I, 147 ff. u. G. Brachmann, Ein verschollener Zweig der Forstnutzung. Oberdonau XVI, 1944. Derartige Granitsteine als Stätten der Pechölgewinnung waren nach H. Grünn auch im Vogtland bekannt (s. W. Hase, die Pechsiederei im Vogtland. 1939, 3). Indes, die Behandlung der Pechölgewinnung aus dem „toten“ Holz ist ja nur ein ganz kleines Detail aus dem stattlichen Buch, in dem die Verfasserin nicht nur die Art der Harzgewinnung und -Verarbeitung ausführlich beschreibt und alle dabei verwendeten Gegenstände im Bilde vorführt, viel wesentlicher und entscheidender ist, daß es ihr gelingt, uns die Pecher als einen bisher kaum beachteten und wissenschaftlich noch nicht erfaßten Berufsstand vor Augen zu führen, sie in ihrer sozialen Stellung innerhalb der Dorfgemeinschaft und ihrer eigenen Standes- genossen und als Traditionsgruppe mit eigenem Brauchtum, eigenen Sagen- und Liedüberlieferungen und religiösen Überzeugungen zu schildern, wobei sie diese volkskundlichen Erscheinungen mit den sonstigen Volksüberlieferungen der niederösterreichischen Landschaften in ihrer Besonderung und Übereinstimmung vergleicht. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn diese Monographie eines Standes auch für andere Berufsgruppen eine adäquate Nachahmung fände! E. B. Fritz Winkler, Sagen aus dem Mühlviertel. HI. Mühellandsagen aus dem Gebiet um den Maria-Trost-Berg. OÖ. Landesverlag, Linz, 1968. 160 Seiten, 55 Illustrationen von Gerhard Hirn- schrodt. Seinen von uns in den OÖ. Heimatblättern, Jahrg. XX., ausführlich besprochenen 2 Sagenbänden über das Mühlviertel läßt Fritz Winkler nun einen dritten folgen, den er, wie der Widmungstext ausführt, seinen sagenbegeisterten Kindern „und allen anderen, die gerne Sagen lesen“, gewidmet hat. Wieder erweist sich der Autor als guter Erzähler, der stets den Ton zu treffen weiß, mit dem man auch heute noch nicht nur Kinder, sondern auch viele Erwachsene mit Sagen- und Märchenerzählungen ansprechen kann. Jede seiner Sagen ist zu einer in sich geschlossenen „Geschichte“ geformt, die von einem gut gewählten Ausgangspunkt in zügigem Vortrag einem packenden Ende zustrebt. Die Illustrationen nehmen auf den gewünschten und erwarteten Zuhörerkreis Rücksicht und stützen in leicht verständlichen Darstellungen der Höhepunkte der jeweiligen Geschichte die Wirkung der Erzählung. Die Sagenbücher Winklers werden dadurch, wozu das handliche Format sicher mit beiträgt, vollkommen entsprechend der volksbildnerisch sehr dankenswerten Absicht des Autors, zur Volksliteratur im besten Sinne. Nun kann man mit Fug und Recht von solchen auf pädagogische Wirkung abgesteckten Büchern nicht verlangen, daß sie zusätzlich auch wissenschaftlichen Zwecken dienen sollen. Trotzdem ist die Volkskunde bei jeder auf den Büchermarkt kommenden Neuerscheinung sehr daran interessiert, den Quellenwert dieser Sagensammlungen festzustellen, zumal seit A. Depinys längst vergriffenem oberösterreichischen Sagenbuch keine repräsentative wissenschaftlich fundierte Sagensammlung mehr vorliegt. Wir haben bereits in unserer Besprechung der zwei ersten Bände der Sammlung Winklers darauf hingewiesen, wie dankenswert es wäre, wenn sich der Autor zu einer überlieferungsgetreuen Parallel-Ausgabe seines Materials unter Anführung der Gewährsleute entschließen würde. F. Winkler ist diesem Wunsche im vorliegenden Band insofern zum Teil nachgekommen, als er im Inhaltsverzeichnis hinter die Titel der Sagen jeweils den Namen (leider nur den Familiennamen) seiner Gewährsmänner gesetzt hat. Da man die auf dem Gebiet der Heimatforschung tätigen Persönlichkeiten selbstverständlich kennt, ist zu entnehmen, daß sich der Autor bei der Hälfte seiner Sagen auf gedrucktes Material gestützt hat. 16 mal wird „Sieß“ als Quelle angegeben (d. i. Sieß, Sagen aus dem oberen Mühlviertel. 6 Bändchen, Rohrbach 1897 ff.). 15 mal „Depiny“ (A. Depiny, Oberösterreichisches Sagenbuch, Linz 1932), 3 mal werden die „Beiträge zur Landes- und Volkskunde des Mühlviertels“ (III., VII., XIII.) angeführt, 1 mal „Braumann“ (Fr. Braumann, Sagenreise durch Oberösterreich, Linz 1967, eine gleich den Sagenbüchern Winklers ausschließlich auf die Erzählung von „schönen“ Geschichten ausgerichtete Sammlung). Als Gewährsleute für mündliche Mitarbeit werden angeführt 13mal der Name Mathie (wohl der um die Heimatkunde des Bezirkes Rohrbach höchst verdiente Schulrat Fiermann Mathie), 5mal Kneidinger, 4mal Ecker (wohl der als Bearbeiter der von der heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft der Lehrer des Bezirkes Rohrbach herausgegebenen „Bausteine“ bestens bewährte VD. Vitus Ecker), 3mal Kastner, je 2mal Dorfner, Gruber (offensichtlich der bereits als Gewährsmann Adalbert Depinys 1932 mehrmals angeführte J. Gruber), Kaiser, Lang, Pöschl, Revertera; je Imai Dumfart, Gangberger, Stoll, Lindenschmidt, Mayrhofer, Mandl, Pührmayer, Rechberger. Leider werden über den Stand, das Alter und die Verbundenheit der einzelnen Gewährsleute mit der bodenständigen Bevölkerung keine Angaben gemacht. Da bei den auf gedruckte Sammlungen zurückgehenden Sagen jede nähere bibliographische Angabe fehlt, stellen wir eine Reihe von ihnen im folgenden zusammen, um den Interessenten wissenschaftlicher Sagenbearbeitung die Vergleichsmöglichkeit zu erleichtern (wobei jeweils die von Winkler angeführte Quelle genannt ist): Seite 5, 10 Räuber auf der Kohlenödt (Sieß) bzw. Räuberhauptmann Gregor (Depiny): Sieß II, 15 (hier genannt „Gregor 62

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2