OÖ. Heimatblätter 1968, 22. Jahrgang, Heft 3/4

wird für jeden je nach Leistungsfähigkeit ein „lohnendes“ Programm angeboten. Die Karte (1:50.000) läßt durch Höhenschichten und teilweise Schummerung stets die Terrainverhältnisse erkennen, gibt Aufschluß über die Bodenbedeckung (Wald, Wiese, Ackerland) und hebt die Siedlungen deutlich hervor. Der Textteil beschreibt die Wanderrouten in klarer Weise, so daß sich kaum jemand verlaufen wird, der sich ihm anvertraut. Stets sind zuerst der Wegverlauf mit Ausgangspunkt und Ziel, dann die Markierungsfarbe und die Gehzeit angegeben, ehe der genaue Verlauf des Weges beschrieben wird. Bedauerlich ist, daß manchmal Text und Karte nicht ganz übereinstimmen, indem man hie und da einen in der Beschreibung erwähnten Orientierungspunkt (z. B. ein namentlich bezeichnetes Bauernhaus) in der Karte vergeblich sucht. Sehr dankbar aber wird jeder Wanderer begrüßen, daß in der Beschreibung der erreichten Orte jeweils auch die Sehenswürdigkeiten und deren Geschichte angeführt werden. E. B. Benedikt Pillwein, Beschreibung der Pro- vinzial-Hauptstadt Linz und ihrer nächsten Umgebung mit der ältesten Geschichte und einem Umrisse des Erzherzogthums Österreich ob der Enns als Einleitung. Linz 1824, unveränderter Neudruck, Verlag Wilhelm Enns- thaler, Steyr 1966. 418 Seiten. Jedem Heimatforscher ist selbstverständlich der Name des Linzer Historikers Pillwein bestens vertraut. Wie wenige aber dürfen sich so glücklich schätzen, ein Exemplar eines seiner seit mehr als hundert Jahren vergriffenen Werke zu besitzen, die doch bei landeskundlichen Studien immer wieder eingesehen werden müssen. Nun steht wenigstens für die Monographie über Linz ein Neudruck zur Verfügung, der jedem ersichtlich macht, welche Fundgrube historischen Wissens der „Pillwein“ ist. Nicht nur, daß hier eine von tiefer Heimathebe erfüllte Beschreibung der Stadt mit ihren Plätzen, Gassen, Denkmälern und Brunnen in der Zeit des frühen 19. Jahrhunderts vorliegt, die uns erst recht den ungeheueren Wandel des Stadtbildes innerhalb der letzten 150 Jahre erkennen läßt, werden wir auch über die damals bestehenden Ämter und öffentlichen Einrichtungen und vor allem über die Lebensverhältnisse der Bevölkerung ausführlich unterrichtet. Eine statistische Aufstellung gibt zum Beispiel auch über die Zahl der Geburten, Hochzeiten und Todesfälle im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts Auskunft; wir erhalten einen genauen Einblick in die gewerblichen und industriellen Betriebe, über die sanitären Anlagen und über die vielfältigen Unterhaltungen des Volkes. Ausführlich wird auch die Geschichte der Linzer Wollzeugfabrik behandelt, deren Gebäude in ihren Maßen und ihrer Ausführung als „alle gleich groß und edel“ bezeichnet werden. Wir hören aber auch von den Leistungen der Linzer Schulen, vor allem des einer kleinen Universität gleichkommenden Lyceums, und von den vielfältigen und schweren Heimsuchungen der Bevölkerung durch große Stadtbrände, Wassersgefahr, Pest und Krieg; wir erfahren von den inneren Kämpfen zwischen Handwerkern und Patriziern und von „Linzer Maß und Gewicht“. Daneben wird die Bedeutung der Stadt als Sitz von Kaiser und Königen (so unter Friedrich III. und Matthias) oder durch den Aufenthalt berühmter Persönlichkeiten (Maria Theresia 1743, Papst Pius VI. 1782, Napoleon 1805, 1809), ersichtlich. Eine Übersicht über die wichtigsten Boden-, Klima-, Wirtschaftsverhältnisse, über die damals bekannten Bodenfunde und die Heil- und Gesundbrunnen Oberösterreichs leitet das Werk von Pillwein ein; eine Beschreibung der umliegenden Orte wie Urfahr, Hagen (mit seinem Schloß), Pöstlingberg (Entstehungsgeschichte der Wallfahrtskirche), St. Magdalena, Auhof, Steyregg, St. Florian, Leonding, Wilhering und Ottensheim schließt es ab, so daß sein Werk noch heute eine wertvolle Quelle sowohl der Stadtgeschichte als auch der sozialen Wirtschaftsgeschichte des Raumes von Linz ist. E. B. Franz X. Pritz, Beschreibung der Stadt Steyr und ihrer nächsten Umgebung nebst mehreren Beiträgen betreffend die Geschichte der Eisengewerkschaft und der Klöster Garsten und Gleink. Steyr 1837. Unveränderter Neudruck. Verlag W. Ennsthaler, Steyr 1965. 466 Seiten, 6 Abb. Wer sich über die ältere Geschichte der Stadt Steyr unterrichten will, wird auch heute noch zuerst zu dem bewährten „Pritz“ greifen, der als einziger bisher eine kontinuierliche Geschichtsdarstellung bis auf seine Zeit vorgelegt hat, die nicht nur in glänzendem Stil geschrieben ist, sondern auch auf sorgfältigem Quellenstudium beruht. Freilich findet man nur mehr selten ein Exemplar dieses kostbaren Werkes in Privatbesitz. Deshalb ist es dem Verlag Ennsthaler besonders zu danken, daß er sich zu einer originalgetreuen Neuauflage entschlossen hat (wobei gleichzeitig eine Fortsetzung des Werkes bis in die Gegenwart durch einen zeitgenössischen Historiker angekündigt wird). Wie bei den meisten älteren Werken zur Stadt- und Landesgeschichte wird auch das Werk von Pritz durch ein umfangreiches Kapitel über die Topographie und Statistik eingeleitet, in dem der Verfasser auch auf die außerordentliche Bedeutung des Grenzflusses Enns hinweist, dem „alten berühmten Grenzhüter zwischen Awarien und Bayern im 7. und 8. Jahrhundert, gegen die Ungarn im 10. und 11., zwischen der Markgrafschaft der Babenberger und Baiern, zwischen dem Land ob und unter der Enns“. Ausführlich wird auch die Bedeutung des Flusses Steyr für die gewerbliche Entwicklung der Stadt behandelt und in einer genauen Schilderung der Plätze, Gassen, Kirchen und des Schlosses ein eindrucksvolles Bild vom Aussehen der berühmten Eisenmetropole zu Beginn des 19. Jahrhunderts gezeichnet. Wie in Pillweins Geschichte der Stadt Linz findet sich auch bei Pritz eine umfassende Darstellung aller damals in der Stadt betriebenen Gewerbe, wobei natürlich der Hauptakzent auf der Eisenverarbeitung liegt. Nicht weniger sorgfältig wird der Handel bedacht. In diesem Abschnitt sei inbesondere das anschauliche Bild hervor gehoben, das Pritz von dem Treiben bei den Wochenmärkten zeichnet, zu denen die Holz- und Getreidebauern der Umgebung in ihren Trachten mit schweren Pferdefuhrwerken in die Stadt kamen. Lange vor W. H. Riehls vorbildhaft wirkenden soziologisch orientierten Werken zur Volkskunde einzelner Landschaften und Stände wird hier ein „Charakterbild“ der Bevölkerung in ihren Lebensgewohnheiten, in der Begegnung der Stände untereinander, in ihren Heimsuchungen (durch Heuschreckenplage, Überschwemmungen, Feuersbrünste und Krankheiten) und in ihren Festen gegeben, das auch im Hauptteil (S. 71-383), der die politische Geschichte der Stadt behandelt, durch wichtige Einzel58

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