OÖ. Heimatblätter 1968, 22. Jahrgang, Heft 3/4

Schrifttum Alois Großschopf, Adalbert Stifter. Leben — Werk - Landschaft. Zum hundertsten Todestag des Dichters. Rudolf-Trauner-Verlag. Linz 1967. 31 Textseiten, 206 Abbildungen (z. Teil farbig, 16 Seiten Anmerkungen und Bildernachweis). Zieht man nach dem Verklingen des „StifterJahres“, dessen auch die „Oberösterreichischen Heimatblätter“ durch Wiedergabe des Aufsatzes von Otto Jungmair über die Entstehung der Novelle „Bergkristall“ gedenken, das Resümee aus all den Veranstaltungen und Publikationen aus diesem Anlaß, um zu sehen, „was bleibt“, so müssen hier vor allem die umfangreichen Bemühungen um die richtige Beurteilung der beiden Bildhauer Rint (s. den Katalog der Rint-Ausstellung im OÖ. Landesmuseum mit den grundlegenden Ausführungen von Benno Ulm) und das Stifterbuch des Leiters des OÖ. Stifterarchivs Dr. Alois Großschopf genannt werden. Es nimmt durch die dezente Art, wie der Herausgeber ganz hinter dem Werk und Menschen Adalbert Stifter zurücktritt und dabei doch in bewundernswerter Vielseitigkeit straffe Regie führt, wie auch durch gehaltvoll-würdige Ausstattung, die der bewährte Verlag dem Werk zuteil werden ließ, unter all den vielen Biographien des Dichters eine hervorragende Stellung ein. In dem kurzen Textteil, überschrieben mit „Wahrheit im Wort“, gibt der Editor Stifter selbst das Wort zu den Fragen: Kunst, Religion, Dichtung, Volkserziehung, Das sanfte Gesetz, Denkmalpflege, Politik, Kritik, Schicksal, Tod und Unsterblichkeit, zu denen jeweils Briefstellen und Gesprächsäußerungen Stifters und Zitate aus den Werken des Dichters wiedergegeben werden. Es folgt eine „Lebenstafel“ mit gleichzeitigem Verzeichnis der Schriften Adalbert Stifters, die überleitet zu der bewundernswert reichhaltigen Bilderschau, in der in den Abschnitten „Heimat Böhmerwald“, „Benediktinischer Geist“, „In der alten Kaiserstadt“, „Welt der Berge“ und „Bewährung und Ausklang“ (Aufenthalt in Linz und Stifters Nachruhm), die großen Stationen von Adalbert Stifters Lebensweg sozusagen rückblickend durchwandert und dem von den Bildern gefesselten Literaturfreund anschaulich vergegenwärtigt werden. Wir erleben an Hand der 206 Abbildungen, unter denen wir immer wieder auch Stifters eigenen Gemälden und Zeichnungen begegnen, nicht nur die Landschaften: seine Heimat Oberplan und den Böhmerwald, das richtungweisende Institut von Kremsmünster und die Eindrücke von Reisen durch das Salzkammergut, sondern auch den Wirkungskreis in Linz mit seinen Beziehungen zu den Lackerhäusern bei Schwarzenberg und zu Kirchschlag. Im weiteren sehen wir aber auch die landschaftlichen Motive, die ihren unmittelbaren Niederschlag in den Werken des Dichters fanden, und die Bilder jener vielen berühmten Zeitgenossen, mit denen Stifter in Kontakt kam und die gleich ihm die große Kulturperiode formten, die das frühe und mittlere 19. Jhd. zu einem Bild der „guten alten“, aber in Wahrheit doch von so vielen Kämpfen und Erschütterungen erfüllten Zeit gestaltet haben. Hier begegnen wir sie alle, die großen Männer der damaligen Zeit, die Maler und Dichter und Kunstförderer, wie M. Daffinger, J. Seidl, F. Halm, N. Lenau, J. v. Eichendorff, A. v. Spaun, F. Stelzhamer, H. Gilm usw. Wir sehen die unmittelbaren Freunde des Dichters, die beiden Rint, J. Aprent, den Verleger Heckenast, und wir sehen vor allem die Porträts des Dichters und seiner Frau im Laufe der Jahrzehnte bis zu der erschütternden letzten Photographie, die Stifter bereits als vom Tode gezeichnet zeigt. Den Ausklang bilden die Denkmäler, die dem Genius Stifter errichtet wurden, und ein 14 Seiten langer Anmerkungsapparat und Bildernachweis. Wahrhaft, ein ganzes Leben in seiner Schicksalsgebundenheit, in seinen Nöten und Drangsalen, aber auch in seinen Sternstunden und Irrtümern zieht an uns vorüber, leidenschaftslos und doch mit liebevoller Versenkung in jede Einzelheit des Geschehens dargeboten, das uns nicht nur den berühmten Dichter zeigt, sondern vor allem auch den Menschen Adalbert Stifter, der gerade uns Heutigen zu einem großen und unvergänglichen Erlebnis wird. E. B. Mundart und Geschichte. Herausgegeben von Maria Hornung. Eberhard Kranzmayer zum 70. Geburtstag am 15. Mai 1967 zugeeignet. Studien zur österreichisch-bairischen Dialektkunde IV. Boehlaus Nachf. Wien 1967. 180 Seiten, 8 Tafeln. Anhang mit Bio- und Bibliographie E. Kranzmayers von M. Hornung, 19 Seiten. Der schöne Brauch, bedeutende Universitätsprofessoren durch Festschriften zu ehren, ließ auch den vorliegenden stattlichen Sammelband entstehen, zu dem sich 11 Freunde und Schüler des berühmten Jubilars zusammenfanden, um von ihren verschiedenen Wissensgebieten her einen Beitrag zu dem von Eberhard Kranzmayer bevorzugten Forschungskomplex zu leisten. Daß dabei der Rahmen weit gespannt wurde, ist der Weite des Forschungsbereiches von Kranzmayer adäquat. Zwar sind die Beiträge nach dem Abc der Namen der Autoren gereiht, sie gruppieren sich sichtlich aber nach den zwei Hauptthemen: „Mundart“ und „Geschichte“. Den sprachwissenschaftlichen Teil führt ein Beitrag von Otto Höfler an, dessen Werke zur germanischen und mittelalterlichen Verfassungs- und Kulturgeschichte wohl kaum einem Volksforscher unbekannt geblieben sind. Der große Gelehrte untersucht die für Nichtphilologen nicht leicht durchschaubaren Phänomene der „Gekoppelten Lautgesetze“. Ernst Seidelmann bespricht „Geschichte und Geographie der Kollektivbildungen im Bairisch-Österreichischen“, Laurenz Strebl die „Urkundensprache im Stift Klosterneuburg“. Blanka Horacek stellt „Satzmorphologische Betrachtungen zur Alltags- und Dichtersprache“ an. Eine auch oberösterreichische Verhältnisse berücksichtigende Abhandlung verdanken wir Herbert Tatzreiter („Die Bezeichnung ,Feitel“ und ihre sinnverwandten Ausdrücke in den bairischen Mundarten Österreichs“). Herbert Seidler befaßt sich an Hand der Dramen Schönherrs mit „Sprachkunst in der Mundart.“ Den zentralen Beitrag steuert die Herausgeberin selbst bei durch ihre ausführliche Darstellung der „Romanischen Entlehnungen in der deutschen Sprachinselminderheit von Pladen“, in dem sie ein neuerliches Zeugnis ihrer erfolgreichen Sprachinselforschung vorlegt. Den Übergang zur zweiten Gruppe der Beiträge bildet wohl der Bericht Franz Hüters „Von den Deutschen im alten Trient“, dem sich Untersuchungen von Karl 56

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2