OÖ. Heimatblätter 1968, 22. Jahrgang, Heft 3/4

Eine Hälfte derselben ist erhalten geblieben, aber schon sehr brüchig und vom Wasser zersetzt. Der Boden ist muldenförmig, die Seitenwände noch 15 cm dick und bis zu einer Höhe von etwa 40 cm erhalten. Es ist der Rest einer kegelstumpfförmigen Anlage von rund 80 cm Durchmesser. Vom oberen Teil der noch bestehenden Ofenwand führte schräg nach unten ein 5 cm dickes, stark korrodiertes Tonrohr, vermutlich ein Winddüsenbruchstück. Nach Angaben des Grundbesitzers soll eine ähnliche Anlage unter der Straßendecke in sehr gutem Erhaltungszustand liegen. Es bleibt zu untersuchen, welchen Zwecken diese Anlagen tatsächlich gedient haben und welcher Zeit sie zuzuordnen sind. Die Möglichkeit, daß es sich hier wie am Terrassenhang um Reste von alten Rennöfen handelt, ist nicht von der Hand zu weisen und wird noch geprüft. Da die Vermutung nahestand, daß es sich bei den Schlackenfunden um Rennofenluppen handeln könnte, wurden die Proben der VÖEST, Vereinigte Österreichische Eisen- und Stahlwerke Aktiengesellschaft Linz, Forschung und Qualitätskontrolle, zur Untersuchung übergeben. Die Untersuchung der ersten Reihe der eingereichten Proben ergab laut Prüfschein der VÖEST vom 26. 3. 1968 TQ21/DI P/Kl, daß das Erz 58 % Eisen enthält und die Schlacken von ähnlicher Zusammensetzung sind wie die Proben vom Magdalensberg in Kärnten (vergl. „Erzreduktionsversuche in Rennöfen Norischer Bauart“ von Straube, Tarmann, Plöckinger). Die Untersuchungsergebnisse einer größeren Reihe der Proben steht noch aus. Nach diesen vorläufigen Ergebnissen erscheint die Forschung in der geplanten Richtung gerechtfertigt zu sein. Nach Abschluß derselben werden sie in zusammenfassender Darstellung umrissen werden. Bei dieser Gelegenheit danke ich Herrn Dipl.-Ing Wernfried Werneck, Linz, der die geologischen Untersuchungen dieses Gebietes durchführte und eigenes Fundmaterial zur Verfügung stellte und die Untersuchung der Schlacken durch die VÖEST vermittelte bzw. veranlaßte. Linz, am 9. Dez. 1968. II. Der Siedlungsraum Ternberg in geologischer Sicht Von Wernfried L. Werneck Es liegt in der Natur der Heimatforschung, daß sie im Rahmen einer meist konkreten thematischen Zielsetzung eine Reihe von Beobachtungen und logischen Ableitungen in sich schließt, die in ihren Grundzügen oft ganz verschiedenen Wissensgebieten angehören. Besonders bei der Bearbeitung von heute bereits historisch gewordenen Siedlungsgebieten oder deren Verbindungswegen ist eine bewußte oder auch unbewußte Heranziehung von Gedankenmodellen und die Beachtung von weiter entfernten „Hilfswissenschaften“ notwendig, soll das Stadium von Vermutung und Aufsuchung durch konsequente Auswertung von Einzelbeobachtungen zur sicheren Beurteilung eines Fundortes führen. So bin ich gerne der Einladung gefolgt, für die Erforschung des historischen Siedlungsraumes von Ternberg an der Enns den geologischen Rahmen beizusteuern, der in sich wiederum eine Reihe von - hier nur angedeuteten - Randbedingungen (Geomorphologie, Hydrologie, Klimakunde) einschließt. 50

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