OÖ. Heimatblätter 1968, 22. Jahrgang, Heft 3/4

NO führte eine 9 m lange Mauer gleicher Stärke. Eine eingehende Untersuchung der Anlage war aus technischen Gründen noch nicht möglich. Es fanden sich lediglich einige gebrannte Tonstücke und Kohlenreste. Mangels entsprechender Begleitfunde ist eine eindeutige Datierung vorläufig noch nicht möglich. Es ist auch nicht der Zweck dieser Veröffentlichung, mit Behauptungen aufzuwarten, es soll vorläufig nur auf diese Funde und Feststellungen hingewiesen und die Öffentlichkeit darüber in Kenntnis gesetzt werden. Die Bemühungen zur Klärung der einzelnen Funde werden fortgesetzt und die Ergebnisse zur gegebenen Zeit vorgelegt werden. Die bisherigen gesicherten römischen Funde, der Grabstein mit den Begleitfunden und die Münzen, von welchen 4 Stück laut Bericht schon aus der republikanischen Zeit stammen, und die Funde aus dem Gemeindegebiet Garsten,4 ließen mich die Frage aufwerfen, was wohl der Beweggrund für die Anwesenheit Roms tief im Voralpengebiet gewesen sein mag. Für die Reichsgrenze, das Limesgebiet ist sie begreiflich, für das unwirtliche Hinterland aber keineswegs. Als Begründung können wohl kaum andere als wirtschaftliche Belange in Betracht gezogen werden. Das Ennstal gehört in den Bereich des Königreiches Norikum, das auf Grund seiner politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Stellung Rom als gleichwertiger Partner gegenüberstand. Der wirtschaftliche Niedergang Roms zur Zeit der Mithridatischen Kriege zwang es, neue Handels- und Wirtschaftspartner in Europa zu suchen, und das war vor allem das norische Königreich mit seinem Metallreichtum.5 In den Tälern unserer Berge zeigen sich noch häufig die Spuren längst verfallener alter Stollen, so bei Ternberg, in Trattenbach und Wendbach und oberhalb Losenstein. Dort wurde von alters, her schon nach Eisen gegraben.6 ^,4. Bei einer Begehung des Geländes am Fuße der Hohen Dirn besichtigte ich den mittelalterlichen Bergbau mit seinen Stollen und Schutthalden. Dabei entdeckte ich gegenüber dem Zöppelgut in der Felswand einige Stollen, deren Eingang fast gänzlich verschüttet war und die sich von den mittelalterlichen Anlagen wesentlich unterschieden. Die Stollen führen nicht waagrecht in den Berg, sondern fallen steil nach unten ab und münden in eine Art Höhle, von wo sie sich wieder weiter nach unten fortsetzen. Zudem fand ich in unmittelbarer Nähe eine große Anzahl von Erz- und Schlackenstücken (Graglach), ein Umstand, der auf eine Verhüttung an Ort und Stelle schließen läßt. Ähnliche Erz- und Schlackenstücke fand ich auch auf der Hochterrassenstufe in Ternberg hinter dem Bahnhof. Dort wurde die am Fuße der Terrasse ziehende alte Straße verlegt und der Terrassenhang der ganzen Länge nach abgebaut. Dabei wurden an der Oberkante eine Reihe mächtiger Brandstellen freigelegt, bedauerlicherweise aber vollständig zerstört. Es waren Gruben voll stark korrodierten Tones mit viel Kohle und Eisenschlacken. In unmittelbarer Nähe der bereits erwähnten Tiefenbacherkapelle, durch welche mittendurch ein Weg führt, wurde neben Erz und Schlacken auch ein großes Flachbeil aus Grünstein gefunden. Beim Tiefenbachergut, welches oberhalb der Terrasse liegt, wurden bei der Anlage eines Kanals mehrere Feuerstellen angeschnitten. Eine nachträgliche Untersuchung ergab folgendes Bild: In einer Tiefe von rund 1 m unter dem heutigen Niveau - es führt dort eine neu angelegte Straße —war eine Feuerstelle aus hart gebranntem Ton angeschnitten worden. 4 Mittig, d. Oö. Landesarchivs III/54 S. 130. 6 R. Egger, Die Stadt auf dem Magdalensberg ein Großhandelsplatz S. 33 u. 36. 6 Rolleder, Heimatkunde von Steyr, S. 508, 440. 4 49

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