OÖ. Heimatblätter 1968, 22. Jahrgang, Heft 3/4

Am vorderen Ende der Fuhr, dem „Kranzling“ (hier wird das Wort deutlich mit einem K begonnen), und zwar beim letzten Kipfenpaar, ist mittels eines Ringes ein Flacheisen (Länge 35 cm, Breite 1,5 cm) befestigt. Dieses besitzt am oberen Ende eine große Öse. Die Ruder haben im Blatte eine 4 cm lange Ausnehmung. Bei Nichtgebrauch wird das Flacheisen durch die Ausnehmung gesteckt. Ebenso hat die „Sess“ einen Ring, der ebenfalls in gleicher Weise befestigt wird. Dasselbe gilt für die Sitzbank. Dann wird die Kette am Haltering der Hütte befestigt und zuoberst durch das Flacheisen gesteckt. Ein Vorhängeschloß in dessen Öse schließt alles ab. Die Länge der abgebildeten Fuhr beträgt 980 cm, ihre größte Breite 120 cm, die Höhe vom Boden aus 48 cm. Es sind acht Kipfenpaare =16 Kipfen vorhanden. Die Fuhr ist also eine achtpaarige. Die durchschnittliche Stärke der Kipfen beträgt 7 cm. Nun noch der Wasserschöpfer, die „Sess“ (Abb. 3). Heute wird sie aus Eisenblech hergestellt. Ich besitze noch eine hölzerne. Breite des Schöpfers 20 cm, größte Tiefe 9 cm. Das Wort „Sess“ ist ein Lehnwort aus dem Italienischen. Das italienische Wort lautet „SESSOLA“. Wie kam es zu dem Namen „SESS“? Am 18. Juli 1884 vermurte der Mühlbach anläßlich eines Wolkenbruches den mittleren Marktteil in schwerster Weise. Es dürften an diesem Tage schätzungsweise 2,280.000 hl Wasser heruntergekommen sein. So reifte der Entschluß, diesen Wildbach zu verbauen. Dies erfolgte in den Jahren 1885-1888. Zu dieser Arbeit wurden Italiener herangezogen. Ungefahr dort, wo sich die „Falkenhayn-Sperre“ befindet und wo der Fußweg vom Turme durch die „Hölle“ hinabführt, zieht, ganz verwachsen, ein Steig das rechte Mühlbachufer bergwärts. Dieser Steig heißt heute noch der „Italienerweg“. Freilich, die junge Generation kennt ihn nicht mehr. Zur gleichen Zeit erfolgte der Bau der Kronprinz-Rudolf-Bahn, ebenfalls unter Heranziehung italienischer Arbeitskräfte. Es wäre also möglich, daß die Bezeichnung „Sess“ auf diese Zeit zurückgeht. Sie kann freilich auch viel älter sein und durch venetianische Händler gebracht worden sein. Jedenfalls sei auf den möglichen Ursprung dieses Wortes am Hallstätter See anläßlich der beiden Bauten hingewiesen. Am Grundlsee und Altausseer See ist diese Bezeichnung unbekannt. 46

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2