der Berge ertönte das Sausen der nahenden Windsbraut. Jetzt galt es das Äußerste zu tun, rascher und rascher griffen die Ruder ein, immer mühsamer rang sich das auf- und abschaukelnde Boot zwischen den von allen Seiten andrängenden Wogen durch, endlich — noch eine letzte Anstrengung - und mitten durch eine sich hoch aufbäumende Brandungswoge schoß das Fahrzeug auf die Landungsstelle hinaus.“ In seiner Wohnung in Hallstatt angekommen, wurde Simony von dem Besuch seines Dichterfreundes unterrichtet, den er nun auf der Anhöhe des herrlich gelegenen Bergfriedhofes aufsuchte. Er berichtet hierüber: „Einige Schritte vor mir lehnte ein Menschenpaar eng zusammengeschmiegt an der steinernen Brustwehr der Terrasse und schaute hinaus in das grausige Wettergetümmel. Ein betäubendes, in allen Bergen widerhallendes Donnern und Tosen erfüllte die Luft, unten der wogende, brandende, schäumende See, oben der wilde Kampf der durcheinander rollenden, flammenden Wolken. An den hohen, eng vergitterten Bogenfenstern des Gotteshauses rüttelte der vorbeirasende Orkan, daß sie jeden Augenblick in tausend Splitter zu zerbrechen drohten, hinter der Kirche ächzte der Buchenwald und die Kreuze über den stillen Gräbern klirrten und klapperten, wie wenn der jüngste Tag im Anbruch wäre. Im nächsten Momente nach dem Gewitter grüßten sich ein paar alte Bekannte. Es wurde, nachdem Stifters sich etwas angegriffen fühlende Gemahlin in dem besten Gelasse des Hauses untergebracht worden war, trotz des Regens ein Spaziergang in das Echerntal unternommen. Was ich früher nur mittelbar aus den Schriften Stifters entnommen hatte, trat jetzt in voller Lebendigkeit vor mich. Es war die zweifache Richtung seiner Naturanschauung. Im Vordergründe stand die rein künstlerische Erfassung der Landschaftsobjekte bis in ihr innerstes Detail; neben dieser zeigte sich aber dann das Bestreben, das Gesehene wissenschaftlich zu erörtern. Noch sehe ich ihn vor mir, wie er vor der bekannten schönen Felsengruppe hinter der Echern-Mühle plötzlich halt machte und dieselbe nun mit Worten abzuzeichnen und zu malen begann. ,Nichts fehlt zu dem Bilde als eine passende Staffage.1, schloß mein Begleiter und - als hätte eine freundliche Waldfee sich beeilt, seinen Wunsch zu erfüllen - im nächsten Augenblicke tauchte ein pausbäckiges, freundlich blickendes Kinderpaar mit riesigen Filzhüten auf den kleinen Köpfen und mit regendurchtränkten Grastüchern über dem Rücken, hinter den Steinblöcken hervor, uns Erdbeeren zum Kaufe anbietend. Stifter ging alsogleich auf den Handel ein, mit dem Bedeuten, daß die Kinder die Erdbeeren selbst essen und uns erzählen sollen, von wo sie kämen und wo sie während des Wetters gewesen seien. Sie waren am Morgen nach der Wiesalpe gegangen, um dem ,Ähnl‘ von der Mutter Kost zu bringen. Dann sammelten sie Erdbeeren im Holzschlag am Ursprungkogel, wie aber das Wetter „gar zu garstig getan“ habe, seien sie hinter einen,Palfen1, einen überhängenden Felsen, gekrochen, bis es nicht mehr donnerte und jetzt sind wir da - , dabei griffen sie herzhaft in ihr Körbchen, schauten uns ins Gesicht wie alten Bekannten und schwatzten noch treuherzig fort vom ,Ähnl‘ und der Mutter usw., bis die Erdbeeren zu Ende waren und Stifter die kleinen Bergwanderer mit einem Nachgeschenk heimschickte. Wir traten den Rückweg an. Es dämmerte schon, als wir am Waldbachsteg unterhalb des Strubs anlangten. Der Bach, welcher sich hier über einen Berg riesiger Felstrümmer herabwälzt, gewährte infolge der durch die starke Eisschmelzung und den Gewitterguß hervorgebrachten ungewöhnlichen Anschwellung einen unbeschreiblich großartigen Anblick. Von den niederdonnernden milchweißen Wasserwogen wirbelten ganze Wolken Staubes auf, der sich nebelartig in das Dunkel der beiderseitigen Waldhänge verzog und die dahinter liegende Felswand wie mit einem Schleier verhüllte. Eine Erwähnung der periodischen, mit dem Gange des täglichen und jährlichen Schmel4
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