der Siebenschläfer Österreich, nennt aber solche in der Bretagne, in Luxemburg und im Raume von Trier. Über letztere hat J. Dumont6 ausführlich berichtet. In Luxemburg waren die Siebenschläfer so volkstümlich, daß man sogar fünf Brustbilder und zwei Statuen, die in Wirklichkeit historische Persönlichkeiten darstellen, am Grabmal Johannes des Blinden für die Siebenschläfer von Ephesus gehalten hat. Herbert Paulus’ fragt „Woher kommt der Siebenschläferkult?“ und antwortet „Sicherlich ist er aus Altbaiern eingewandert“. Dies bezweifeln wir, da Bayern erst sich zwischen 1803 und 1810 die fränkischen geistlichen Fürstentümer einverleibt hat und von alters her eine ausgesprochene gegenseitige Abneigung zwischen Franken und Baiern bestand. Das wirkt sich auch im Heiligenkult aus, wie sich sogar für Oberösterreich nachweisen läßt: Das fränkische Lambach kennt im Gegensatz zu den bairischen Vierteln keine Verehrung der Wetterherren Johannes und Paulus (26. 6.) oder des heiligen Pantaleons mit dem Nagel im Kopf. Über die Verehrung der Siebenschläfer in Österreich sind vor allem die Arbeiten des Altmeisters der religiösen Volkskunde Gustav Gugitz8 herauszuziehen, der auch eine eigene Monographie über die „Wallfahrten Oberösterreichs“ vorgelegt hat. Dort hat er sich auch mit der Siebenschläfer-Frage befaßt, wobei er schreibt: „Die seltsamste Heiligenverehrung ist aber die der Siebenschläfer in zwei Kultstätten. Ganz Österreich hat sonst nur noch eine in Tirol aufzuweisen. Die ältere ist die Heiligkreuzkapelle (um 1580) zu Höllersberg oder Hörleinsberg bei Munderfing. Sie erhielt 1728 einen neuen Altar für diese sonderbaren Heiligen, nachdem ein Kirchlein für sie bewilligt wurde. Auch die sicher volkstümliche Kirchfahrt fand durch die Aufklärung ihren Untergang, ist aber nachträglich in einer bescheidenen Kapelle mit Gemälde der Siebenschläfer im 19. Jahrhundert wieder auferstanden. Sie fand in Schließedt bei Andorf gegen 1848 eine späte Nachahmung9.“ Im folgenden werden die in Oberösterreich bisher bekannt gewordenen Bilder und Kultstätten unter Angabe ihrer Schicksale, soweit sie eben in Erfahrung gebracht werden konnten, zusammengestellt: 1. Höllersberg bei Munderfing10 Als Herr Landeskonservator Dr. N. Wibiral im Juli 1963 die in Höllersberg unweit von Munderfing liegende Kapelle besuchte, war sie im Verfall begriffen. In ihr befand sich noch ein Bild der Sieben Schläfer mit einer Danksagung für Befreiung von Schlaflosigkeit. Zwei andere Bilder der Sieben Schläfer wurden in einem Bauernhof unterhalb der Kapelle aufbewahrt. Sie mögen aus den Jahren 1850 bis 1900 stammen. Auf einen von ihnen nimmt die Muttergottes den oberen Teil des Raumes ein, während die Schläfer unten ziemlich klein gezeichnet sind. Das andere Bild erscheint deshalb bemerkenswert, weil die Felsen der Grotte ähnlich gezeichnet sind wie auf russischen Ikonen. Laut Mitteilung des Herrn Bürgermeisters von Munderfing, Koblinger, vom 5. Oktober 1967, wurde die Kapelle mit einem Kostenaufwand von 16.570 S wieder instand gesetzt ' Jean Dumont, Sur le culte des VII Dormats d’Ephese, notamment au Luxembourg; in: Bulletin linguistiqeu et ethnologique 1957, fase. 7. 7 Herbert Paulus, Woher kommt der Siebenschläferkult in Franken. In: Erlanger Bausteine zur fränkischen Heimatforschung VIII (1961), H. 3/4. 8 Gustav Gugitz, Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Wien 1955 ff., Bd. V, S. 47, 126. Ders., Die Wallfahrten Oberösterreichs. Herausgegeben vom Institut für Landeskunde von Oberösterreich. Linz 1954. 9 Gugitz, Wallfahrten 35. 10 Gugitz, Wallfahrten 36, 74, wobei er sich auf die Angaben in Österr. Kunsttopographie XXX, 270, stützt. 40
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