dieser Zeit wohl zumeist direkt um Windischgarsten. Die bairisch-deutsche Kenntnis des Pyhrnpasses im 8. Jahrhundert - der slowenische Name Pyhrn (pirdino) ist vor 770 ins Deutsche entlehnt worden5 - könnte auch noch von der frühen deutschen Siedlungslandschaft des Mitterennstales (700-750) erfolgt sein. Die deutsche Kenntnis des Hengstpasses6 hundert Jahre später macht aber klar, daß die bairische Stoßrichtung der Nordwesten war und blieb. Die Slowenen zogen sich von Windischgarsten aus immer mehr ins mittlere Dambachtal und nach Oberweng-Edlbach in abgelegene Gebiete zurück.7 Die Baiern stießen nach, und infolge der geringeren slowenischen Bevölkerung bildete sich eine slowenisch-deutsche Siedlungslandschaft. Ein Beispiel dafür ist die Nordseite des mittleren Dambachtales. Slowenische Namen sind Mutling, nach Kriegel vor 770 ins Deutsche entlehnt, Göritz, ca. 1000-1050 ins Deutsche entlehnt,8 ferner Glein, Golauz, Stelwiz und Schauetzing. Deutsche Namen sind Schaller, Klamm, Buchriegel, Horn, Gföhl.9 Wir können über die slowenische Epoche im Dambachgebiet folgendes zusammenfassen: Die deutschen Siedler haben die Slowenen aus der Beckenlandschaft um Windischgarsten in höhere Lagen nach Osten verdrängt. Sie kannten schon im 9. Jahrhundert die Hengstpaßstraße (Mutling Flußname, Hengst Paßname!) und sind im 11. Jahrhundert vom Dambach aus in das Slowenengebiet vorgedrungen, das nach Osten bis zum Lamberg reichte. Im oberen Dambachtal fehlen slowenische Namen völlig. Hier begann man erst am Ende des Hochmittelalters die Kulturlandschaft zu schaffen. Das Hochstift Bamberg in Franken hatte in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts (1012-1036) das Windischgarstner Becken vom König geschenkt bekommen.10 Die Landesgrenze (später Landgerichtsgrenze) zwischen Oberösterreich und der Steiermark (Herrschaft Steyr) verlief damals durch das obere Dambachtal. Es muß auffallen, daß diese Grenze durchwegs nicht auf der Wasserscheide, sondern im Einzugsbereich des Dambachs gezogen war. Der spätmittelalterliche Besitz der Windischgarstner Bauern reichte aber am Hengstpaß in den steyrischen Bereich, und ab dem 17. Jahrhundert wird das Forstamt Molin zum wichtigsten Almüberländergebiet der Bauern nördlich des Pyhrnpasses.11 Wie ist die Grenzziehung zu erklären? Sie ist sicherlich im Zusammenhang mit der Pyhrngrenze zu sehen.12 Zur Zeit der vorwiegend slowenischen Besiedlung um Windischgarsten kam dieser Landschaft eine passive Rolle zu, während das Mitterennstal und die Herrschaft Steyr politische Mittelpunkte waren und ihr Einflußbereich über die Paßhöhe reichte. Das Dambachgebiet ist von Windischgarsten her besiedelt worden. Einer ersten vorwiegend slowenischen Siedlungswelle im Buchriegel- und Imitzberggebiet mit dem Vorposten „Lom“ bis etwa 1050 n. Chr. folgt die Hauptwelle der deutschen Außenkolonisation bis spätestens 1150 n. Chr. Damals war das Gebiet bis zum Schöttelbauer besiedelt.13 Wir können annehmen, 5 Krawarik Hans, Studien zur Orts- und Bevölkerungsgeschichte von Windischgarsten und dem Stodergebiet, Diss., Wien 1967, S. 37. 6 Kriegel, Register 95, n 318: mhd. hengest = Wallach, Pferd. 7 Krawarik Hans, Das Windischgarstner Becken im Mittelalter, MOöLa 9, 1968, S. 173 ff. 8 Kriegel, LXXII. 9 Schiffmann Konrad, Die mittelalterlichen Stiftsurbare des Erzherzogtums Österreich ob der Enns II, Wien 1913, 173 f. 10 Krawarik Hans, Die territoriale Entwicklung der Herrschaft Spital am Pyhrn 1190-1490, JbÖöMv. 113, 1968, 116. 11 Überländbesitz ist aller Besitz eines Bauernhofes, der sich nicht unmittelbar um Hof und Haus legt, zum Beispiel Wald oder Almbesitz, insbesondere jedoch Besitz von Liegenschaften in einem anderen Verwaltungsbereich. 12 Krawarik Hans, Die historische Bedeutung des Pyhrnpasses, ZHVSt. 59, 1968, 75. 13 Beim Schöttelbauer verlief die absolute Zehentgrenze Kremsmünsters, das Besitzer der Filialkirche Windischgarsten war. Östlich dieser Grenze konnte Spital am Pyhrn, das 1199 die Pfarre Windischgarsten bekommen hatte, deshalb ungehindert und ohne Teilung den Zehent fordern, weil dort entweder die Bauerngüter nach 27
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