OÖ. Heimatblätter 1968, 22. Jahrgang, Heft 3/4

Die Besiedlung und Verödung der Rosenau Von Hans Krawarik Einführung Der Name „Rosenau“ könnte „Wiese, mit Heckenrosen bestanden“ bedeuten.1 Nach dieser Erklärung haben Siedler des Mittelalters wahrscheinlich ein waldfreies mit Hagedorn umsäumtes Talbodenstück des oberen Dambachgebietes —denn nur dieses war ursprünglich mit dem Namen gemeint — angetroffen. Die Rosenau in ihrem ursprünglichen Umfang, heute auch Dambachtal genannt, gehört zu den eigenartigsten, aber auch schönsten, wenngleich spärlich besiedelten Landschaften Oberösterreichs. Der Dambach durchfließt drei verschiedene Landschaften: die Windischgarstner Beckensohle mit dem Markt Windischgarsten, gewöhnlich unteres Dambachgebiet genannt; das mittlere Dambachtal mit überstellten Südhängen und ausflachenden Nordhängen, ein waldiges Engtal; das Trogtal des oberen Dambachs, eine vom Laglkargletscher ideal geprägte u-förmige Talschaft mit teilweise sumpfiger Aue — eben die Rosenau. Das obere Dambachtal wurzelt im Laglkar des Großen Scheiblingstein, das durch die Torsäule des Mitterberges zweigeteilt ist. Dem Auge des beherzten Wanderers auf der Höhe des alten Hengstpasses bietet sich ein prächtiger mit dichtem Waldkleid überzogener Trogschluß, zu dem ein sanft gewellter und gestufter Karboden abfallt (Bild 1). Ein 5 km langes Schlauchtal mit freundlichen Matten und vereinzelten Gehöftbauten schließt an. Die schattigen, teilweise feuchten Wälder werden häufig von Pilzliebhabern aufgesucht, und so mancher überdimensionale Herrenpilz stammt aus dieser Gegend. Es ist eine Oase des Friedens und der Ruhe, weitab vom Motorenlärm der Autostraßen, eine Insel des Erholungsuchenden inmitten des rastlosen Fremdenverkehrs. Vor der Eiszeit floß das Bächlein vom Laglkar in die Schluchten der Laussa. Unterhalb 1150 m trat schließlich die Flengstpaßgegend als Wasserscheide in Funktion.2 Heftige Faltungen und Pressungen an der Verbindungsstraße von der neuen zur alten Hengstpaßhöhe (Bild 2) zeugen noch heute von einstigem gewaltigen Erdgeschehen im Rosenauer Gebiet. Reste der Eiszeit verschwinden immer mehr unter der Verwitterungsdecke, und Karsterscheinungen in höheren Regionen gestalten die Landschaft um. Noch 1690 lag der Ursprung des Dambachs im Rosenauer See am Quellhorizont des Werfener Schiefers.3 Bergsteiger suchen heute vergeblich nach diesem See. 1. Die Besiedlung der Rosenau Das Sacktal des Dambachs mag Schuld daran haben, daß dieses Gebiet erst spät und nie vollständig durchsiedelt wurde. Im Westen ist die Kuppel des Damberges eine unüberwindliche Barriere, gegen das siedlungsarme Laussagebiet ist das Tal relativ offen. Freilich führte früher durch den untersten Teil die Hengstpaßstraße, die sicherlich zur Zeit der slowenischen Besiedlung (ca. 650-1250) schon begangen war. Bereits im Jahre 898 ist der „forestum ad Hengist“ erwähnt.4 Die Slowenen saßen zu 1 Kriegel Carmen, Die Siedlungsnamen der Gerichtsbezirke Grünburg, Kirchdorf an der Krems, Weyer und Windischgarsten, Diss., Wien 1967, Register 217, n 711. Kranzmayer Eberhard, Ortsnamenbuch von Kärnten II, Klgf. 1956, S. 130, erklärt Rosenau mit „Blumenau“. 2 Zwittkovits Franz, Geomorphologie der südlichen Gebirgsumrahmung des Beckens von Windischgarsten, Geographischer Jahresbericht aus Österreich, Bd. 29, 1963, S. 50. 3 Herrschaftsarchiv Steyr, OöLa. Linz, Hs. 135, Grundbuch ab 1647, Forst Molin, Almdienst n 65. 4 Kriegel, Register 95, n 318. 26

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