OÖ. Heimatblätter 1968, 22. Jahrgang, Heft 3/4

Schilderung vom Martyrium des hl. Bonifatius. Vielleicht läßt sich aus diesem Grund eines Tages der Auftraggeber oder der Empfänger ermitteln. Der Benediktiner von Kremsmünster P. Basil Heumann, 1771-1787 Kooperator in Kematen an der Krems und 1787-1803 am selben Ort Pfarrer, war sehr kunstsinnig. Ihm dankt die Kirche den von Johann Georg Schwanthaler geschnitzten Hochaltar samt dem Tabernakel, mit dem vom Kremser-Schmidt gemalten Altarbild des hl. Kirchenpatrones Martin. Er war es auch, der Schwanthaler als Schöpfer der Krippe gewinnen konnte1. Die weitere Geschichte dieser Krippe kann nicht unerwähnt bleiben. Nach 1938 war ein reichsdeutscher Sammler schon nahe daran, von Pfarrer Gerhard Zauner die Krippe (gegen einen neuen, zementierten Schweinestall in der Landwirtschaft) zu erstehen, als Dr. Ludwig Roithner, der kunstverständige Arzt des Ortes, dies zu verhindern wußte, indem er selbst vier Bilder der Krippe erwarb und so für die Heimat rettete. Von den sechs Bildern sind derzeit zu finden: 1. Das Hirtenfeld und die Dreikönige werden wie bisher zur Weihnachtszeit in der Pfarrkirche aufgestellt. 2. Beschneidung und Jesus im Tempel befinden sich im Besitz der Familie Roithner. 3. Der Bethlehemitische Kindermord (Abb. 4) und die Hochzeit zu Kana kamen durch Tausch von Roithner an das Stift Kremsmünster. Die bewegte Szene mit Herodes, der die Kleinen töten läßt, wird den Besuchern des Stiftes gezeigt.5 Um die Mitte des 19. Jahrhunderts war vor allem der aus Kukus in Böhmen stammende Linzer Bildhauer Johann Rint (1815-1876) in Kremsmünster geschätzt und mit Aufträgen bedacht. Eine geschnitzte Krippendarstellung zeigt die Hirten vor der Heiligen Familie. Die Strahlen des Sternes, in die ein Engel wie harfenspielend greift, zeigen auf das göttliche Kind (Maße: 20 cm breit, 16 cm hoch). Der wertlose Rahmen stammt nicht von Rint. Sollte Rint auch der Meister der von Th. Hagn (s. o.) nach 1850 beschafften Krippenfiguren sein? Ein Vergleich zwischen ihnen und dem Rint-Bild fällt jedenfalls zugunsten der Kirchenkrippe aus. Auch der etwas jüngere Josef Ign. Sattler (1852-1927) aus Linz arbeitete mehrfach für Kremsmünster. Für Wilhering schuf er die Kirchenkrippe; bei uns ist eine zweigeteilte Schnitzerei (die Hirten bei der Krippe; die Anbetung durch die Weisen), gehalten von einem sauber gearbeiteten Stehrahmen, erhalten (signiert I S 1886). Zimmerkrippen Den Abschluß unserer Wanderung bildet ein Besuch bei einigen Patres, die ihr Zimmer zur weihnachtlichen Zeit mit einer Krippe schmücken. An erster Stelle ist jener Raum zu erwähnen, in dem der Ghristbaum aufgestellt wird und die familiäre Feier des Heiligen Abends stattfindet. Neben dem Baum steht eine von Josef Tschurtschenthaler aus Sexten bei Innichen um 1950 geschaffene Krippe. Aus einem Block (Breite 52 cm, Höhe 53 cm) sind die Heilige Familie, Ochs- und Eselkopf, zwei Hirten und zwei Schafe geschnitzt. 1 s. Allgemeines Lexikon der Bildenden Künste, 30. Band, S. 355. 6 Zu Punkt eins muß gesagt werden, daß die Figuren dieser beiden Bilder durch das alljährliche Aufstellen und Abräumen schon beschädigt und durch die überhandnehmenden Kunstdiebstähle sehr gefährdet sind. Daher ist dem Stift Kremsmünster zu empfehlen, diese beiden Darstellungen aus der ihm inkorporierten Kirche den schon in den Kunstsammlungen befindlichen Gruppen beizugesellen. Dies wird besonders dann möglich sein, wenn die Pfarrkirche, ohne ihr Vermögen in Anspruch nehmen zu müssen, eine neue, qualitätsvolle, aber diebssichere Krippe erhält. Es ist ein vielfach geübtes Vorgehen, das allenthalben zur Sicherung gefährdeter Kunstschätze angewendet wird. 12

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2