auf dem Maria mit dem Kind sitzt, in das Dunkel der Epistelseite hinein; der Engel weist den Weg. Mitte des 19. Jahrhunderts (Abb. 3). Viertes Bild: Das Häuschen zu Nazareth. Vor dem Haus ist der Jesusknabe an der Arbeit. Auf der Hausbank sitzt Anna, die Mutter Mariens, die mit Josef das Geschehen erlebt. Fünftes Bild: Lichtmeß. Die Geburtshöhle war früher so weiträumig gehalten, daß man den Tempel mit seinem Mittelteil hineinschieben konnte. Seit 1951 wird der Krippenberg abgetragen (daher werden die beiden vorangehenden Bilder in der zweiten Jännerhälfte dargestellt), an seine Stelle kommt der weißgold gehaltene, mit vorhanggeschmückten Spiegelfenstern versehene Tempel. Zu diesem Bild gehören folgende alte Figuren: Maria, eine stoffbekleidete Figur mit blondem Haar, ist stehend mit einer Wachskerze in der Hand dargestellt, neben ihr Josef, das Kind auf den Armen haltend; ferner sehen wir die Prophetin Anna und die ebenfalls stoffbekleideten, Hellebarden tragenden Tempelwächter. Geschnitzte Krippen der Kunstsammlung Einleitend haben wir zwei Schnitzwerke der gotischen Zeit angeführt, die uns sagen, wie etwa der Mensch jener Zeit die Krippe gesehen hat. Älter als diese Darstellungen ist eine Dreikönigsschnitzereiin einem Elfenb ein -Triptychon von der Größe 15,8 X 11 X 2,2 cm. Unter dem dreigeteilten gotischen Baldachin thront Maria mit dem Kind; im Vorfeld bringen die Könige ihre Gaben dar. Das 1924 in Paris erschienene zweibändige Werk „Les Ivoires gothiques francais“ von Raymond Koechlin bezeichnet nach unserem Stück als dem ältesten und schönsten Exemplar die Werkstatt jener Schule als „L’atelier du Diptyque de Kremsmunster“ (14. Kap., S. 299-311, S. 305). Als Entstehungszeit wird etwa 1380 in Nordfrankreich angegeben. Der Werkstatt des Leonhard Asti um 1520 wird die Geburt Christi zugesprochen, die zum früheren Marienaltar von Vorchdorf gehörte (Breite 28 cm, Höhe 140 cm)3. Eine Weihnachtskrippe in der Stiftssammlung stammt von dem in Gmunden wirkenden Johann Georg Schwanthaler (geb. 1740 in Aurolzmünster). Das Werk steht unter Glas und Rahmen, ist 27 cm breit, 34 cm hoch und weist sechs Figuren auf, dazu Ochs, Esel und Gloria-Engel. Diese Krippe ist der Kunstgeschichte längst vertraut, denn sie waren schon mehrmals auf Ausstellungen zu sehen: 1884 in der Krippenausstellung zu Steyr, 1910 bei der Schwanthaler-Ausstellung in Ried i. L, 1922 auf der Weihnachtskrippenausstellung von Linz, 1923 abermals in Steyr, 1950 in der Ausstellung „1000 Jahre Christliche Kunst“ zu Linz. Das Gegenstück bildet die „Abnahme Christi vom Kreuz“. Diese beiden Schnitzbilder werden mit etwa 1795 datiert. Zweifellos von demselben Gmundner Künstler stammt eine Schnitzgarnitur von drei Bildern hinter Glas und prächtigem Rahmen. Das erste Bild (31 cm breit, 20,5 cm hoch) zeigt die Hirten bei der Krippe (sieben Personen), einen Engel und den charakteristischen Fenstergucker. Das dritte Bild in gleichen Maßen hat als Thema die Weisen aus dem Morgenland: Maria, Josef, die drei Könige. Das zweite, mittlere Bild (17,5 cm breit, 28 cm hoch) hat mit dem Weihnachtsgeheimnis nichts zu tun. Es ist die aufregende, figurenreiche 11
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