OÖ. Heimatblätter 1968, 22. Jahrgang, Heft 3/4

Freihaus zu Wels“ zur Krippe einen Gloria-Engel und andere kleine Engel geliefert (gefaßt?) hat. Theodorich Hagn, 1872 als Abt von Lambach gestorben, war von 1846 bis 1859 Kustos der Stiftskirche, die seit 1785 zugleich als Pfarrkirche dient. Wir dürfen mit gutem Grund annehmen, daß er in jenen Jahren auch die Erneuerung der Kirchenkrippe in Angriff nahm, glücklicherweise mit Verwendung der bereits erwähnten barocken Figuren. Schadhaftes wurde ausgewechselt, der Bestand ergänzt. Darum haben auch die neuen aus Lindenholz geschnittenen Figuren eine durchschnittliche Höhe von 36 cm. Sie sind, abgesehen von den Schabracken der Kamele, nicht mehr stoffbekleidet, sondern in Öl gefaßt. Leider hat der bescheidene Künstler, der diese Arbeiten durchführte, nirgends sein Signum hinterlassen, so daß wir den Namen des Meisters der für jene Verfallszeit ausgezeichneten Figuren nicht kennen. Bis 1951 war ein Krippenberg in Verwendung, den der hiesige Maler A. Hellerich 1870 erstellte. Bizarr wurde über das dünne, tragende Holzgerüst leimgetränkte Leinwand geworfen, felsenartig bemalt und mit Flimmer bestreut. Die Stadt Bethlehem und die Bäume waren bemalte Pappe. Der ebene Boden wurde alljährlich mit frischem Moos bedeckt. 1951 baute der Franziskanerpater Engelbert Zauner, damals in Steyr stationiert, einen neuen Berg in den oben angegebenen Maßen mit Wurzelholz aus dem beim Almsee liegenden Klosterwald. Das liebe Bild wird nun in dezenter Weise von unsichtbaren Lichtquellen beleuchtet, einzig die Stallaterne verbreitet sichtbar ihren sanften Schein. Neben dem Ziehbrunnen stehen einige Palmen. Was stört es das fromme Gemüt, wenn sich unweit dieser tropischen Oase wegen der kalten Jahreszeit heimische Hirten beim wärmenden Feuer lagern? Vor dem gemalten Hintergrund, auf der Höhe des Berges, liegt die Stadt Bethlehem. In diesem Szenium werden alljährlich folgende Bilder aufgestellt: Erstens das Hirtenfeld mit dem wächsernen göttlichen Kind in der Futterkrippe, Maria und Josef (beweglich, Stoff bekleidet), Ochs und Esel, der Gloria-Engel, vier kniende Hirten, sechs stehende Hirten, eine Frau mit Kind, in der Hand eine Einkaufstasche, 22 Schafe, 1 Geißbock, 1 Hund, Hirtenfeuer. Anstelle des blechernen schnitzte 1951 Ghlotilde Rauch von Altmünster einen vergoldeten Stern aus Lindenholz. Zweitens Die Heiligen Drei Könige. Die Weisen sind alte Figuren: Kaspar mit weißem Bart, er kniet, bekleidet mit rotsamtener Hose, reichem barocken Wams und goldenem Mantel, vor der Krippe. Er hat vor sich aufrotsamtenem Polster das geöffnete Schatzkästlein. Der prächtig verzierte Turban ist von Silberstoff. Melchior, stehend, mit blaßblauem, blumigem Kleid und einem Mantel von goldverbrämtem rotem Samt trägt ein goldenes Mozett. In der rechten Hand hält er ein zierliches, aus Golddraht filigran gearbeitetes Szepter. Sein Turban ist mit einer Perlenschnur geschmückt. Balthasar, der Mohr, gefallt in seinem blaßroten, goldgewirkten Kleid. Der rote Mantel ist von einer breiten Silberborte gesäumt. Auf dem Flaupt sitzt der weißseidene Turban mit goldener Spitzenkrone und Perlenschnur. In der rechten Hand trägt Balthasar sein Königszepter, die Linke hält das Myrrhengefaß. Zur Königsgruppe gesellen sich holzgeschnitzte bemalte Figuren aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die beiden im Zug befindlichen Kamele sind mit einer blauen bzw. roten silberverzierten Stoffschabracke bedeckt. Ein liegendes Kamel ist durch die grüne Schabracke gekennzeichnet. Bei einem dazugehörigen Türken, einer guten Figur, ist alles, auch der Turban, aus Holz. Zwei nach Römerart gekleidete Soldaten beschließen den festlichen Zug. Drittes Bild: Die Flucht. Der Stall liegt verlassen; der heilige Josef führt den Esel, 10

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