OÖ. Heimatblätter 1968, 22. Jahrgang, Heft 3/4

um 60 Pfennige Rauschgold besorgt und „Sperln“ (Stecknadeln) gekauft. Am 20. Dezember ist alles so weit fertiggestellt, daß Thomas Lehner an der Langwidt die Krippe mit Stroh decken kann. Der Maler Johann Paul Pflichtinger malte „etlich Sachen zum Dialogo in der Geburth Jesu Christi“. Bei der Aufführung wurde die Stiftsmusik durch Gastspieler verstärkt. Am 25. Dezember wurden „dem Paul und Hanns Leberle zu Khrembegg, so dem Weynachspill beigewohnt mit Pfeiffen vnd geygen, für ihre Bemiehung geben 5 s 10 pf“. Für das Weihnachtsspiel des Jahres 1604 malte Pflichtinger einen Stern mit 14 Spitzen und „was sonst verschinen Weinnachten zum Dialogo gemacht“. Hans Grießl, im Markt wohnhaft, lieferte 300 blaue Korallen zum Spiel, Paul Leberle, „so sich mit einer Sackpfeiffen beim Weihnachtspiel brauchen lassen“, erhielt 60 Pfennige. Im Jahr 1605 ist ein Dreikönigsspiel erwähnt, zu dem der Herr des benachbarten Schlosses Kremsegg Ausstattungsstücke beisteuerte. Des Zusammenhanges wegen sei angeführt, daß zum Osterspiel des Jahres 1605 „Johann Paul Pflichtinger zum Osterfest zum Dialogo allerlei Khlaidung vnd Gesichter possiert, auch mit der Aufmachung in der Kirchen sich hat gebrauchen lassen“, acht Gulden erhielt. Bei diesem Spiel traten fünf Teufel, drei große und zwei kleine, sowie der Tod auf. Pflichtinger stellte die entsprechenden Larven und Kleider her. Auch ein gemaltes Lamm trat in Aktion, Wolken schwebten über der Bühne, als Beleuchtungskörper wurden Ampeln verwendet, deren Aufmachung „viel mühe vnd Arbait“ kostete. 1608 wird ein Spiel der Unschuldigen Kinder erwähnt. Am 21. Februar erhielt der „Maler zu Kremsegg, so zum Spill der unschuldigen Kinder dieselben Khindlein angestrichen“, einen Gulden. Auf Abt Alexander a Lacu, der seit 1603 dem staunenden Volk Krippenspiele hatte vorführen lassen, folgte Anton Wolfradt (1613—1639), der nach der weitgreifenden, 1614 in Angriff genommenen Erneuerung der Stiftskirche eine feststehende Krippe baute. Wie bei den szenischen Darstellungen war der Platz dafür die dreischiffige romanische Marienkirche. Sie war vom Kreuzgang aus zu betreten und stand, da sie geostet war, parallel zur großen Kirche. Der Erbauer der ersten Krippe im heutigen Sinn könnte der hier 1612 bis 1628 bezeugte Hans Schiele, Tischler in Kremsmünster (auch Wels und Wien), gewesen sein.3 1632 wird das „Aufrichten des Khrüpls“ mitsamt der Arbeit beim Heiligen Grab erwähnt. Es war ein sich jährlich wiederholender Lohnposten der Zimmerleute. 1635 erfuhr die Krippe eine Überholung durch Georg Dölln, Maler zu Wartberg. Auch der Klampferer erhielt „vmb gemachte Arbeit zum Khrüpel 2 Gulden“. Bald aber entschloß man sich zu einer Neuanschaffung. 1637 erstellte Hans Spindler, Bildschnitzer zu Garsten, der bedeutendste Meister des Frühbarock in unserer Gegend, „ain ganz Newes Khrippel in die Khürchen“ um den ansehnlichen Preis von 30 Gulden. Eine Ergänzung lieferte Spindler 1640. Damals wurden ihm am 9. Dezember „für acht kleine Köpfe, acht paar Händlein und acht paar Füße zu dem Kripperi“, die man in verschiedene Stellungen bringen konnte, vier Gulden gereicht. Neben dieser Krippe besaß die große Kirche seit 1618 einen dem Weihnachtsgeheimnis geweihten Altar, dessen Ölbild „Christi Geburt“ von Georg Scheible aus Weilheim geschaffen wurde. Es befindet sich seit 1715 in der Marienkirche bei dem Altar, der während des Jahres die wertvolle Plastik des Vesperbildes ziert, die zur weihnachtlichen Zeit aber der Krippe Platz macht. 3 Abbildungen bei Kieslinger, Österreichische Kunst V (1938) S. 29. 8

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