OÖ. Heimatblätter 1968, 22. Jahrgang, Heft 3/4

AHRGANG 22 1968 HEFT 3/4 OBERÖSTERREICHISCHE HEIMATBLÄTTER

Oberösterreichische Heimatblätter Herausgegeben vom Institut für Landeskunde von Oberösterreich Schriftleiter: Universitätsdozent OR. Dr. Ernst Burgstaller unter Mitwirkung von OR. Dr. Otto Wutzel Jahrgang 22 Heft 3/4 J u 1 i — D e z e m b e r 1968 INHALT Die Entstehung von Adalbert Stifters Meisternovelle „Bergkristall" von Otto Jungmair 3 Die Krippe der Stiftskirche in Kremsmünster von P. Altman Kellner 7 Die Pechölsteine im oberösterreichischen Mühlviertel von Ernst Fietz 14 Die Besiedlung und Verödung der Rosenau von Hans Krawarik 26 Die Verehrung der Siebenschläfer in Oberösterreich von Robert Schindler 39 Bausteine zur Heimat- und Volkskunde Kessel und Höllenloch. Periodische Riesenquellen des Salzkammergutes von Friedrich Morton 43 Die letzte „Fuhr" mit Naturkipfen auf dem Hallstätter See von Friedrich Morton 45 Neue Forschungen aus dem Siedlungsraum Ternberg im Ennstal von David Mitterkalkgruber und Wernfried I. Werneck 47 Nachruf Hans Strigl (1897—1956) von Egon Oberhuber 54 Schrifttum 56

Zuschriften an die Schriftleitung: Universitätsdozent OR. Dr. Ernst Burgstaller 4020 Linz a. d. D., Landstraße 24/11L Ruf 26 4 26 Zuschriften an den Verlag: Institut für Landeskunde von Oberösterreich, Linz a. d. D., Landstraße 24/III, Ruf 26 4 26 Drude: Oberösterreichischer Landes Verlag, Linz a. d. D.

Die Entstehung von Adalbert Stifters Meisterno veile „Bergkristall“ Von Otto Jungmair Unter den vielen Erzählungen unseres großen österreichischen Prosadichters Adalbert Stifter gilt die Novelle „Bergkristall“ aus der Sammlung „Bunte Steine“ als die „Perle“ seiner Erzählkunst. Mit einfachsten, geringsten Mitteln in Natur- und Menschenschilderung erreicht er hier auf der Höhe seiner Kunst größte Wirkung. Wie in den meisten seiner Erzählungen finden wir auch hier drei innere Mächte als Anlaß seiner Kunst, aus denen er seine Werke gestaltet. Das Auge des Malers Adalbert Stifter, dessen Malernachlaß in der Wiener Adalbert-Stifter-Sammlung ihn auf bedeutender Höhe zeigt, erfaßt das Gegenständliche von Erscheinung und Stimmung und prägt es sich unverwischbar ein. Der Naturwissenschafter in Stifter geht den Erscheinungen auf den Grund und prüft und vertieft den Sinneseindruck. Schließlich formt der Genius des Erzählers das Erlebnis mit den einfachen Mitteln seiner Sprache zum zwingenden plastisch wirkenden Kunstwerk. Das seherische Auge seiner Phantasie befähigte ihn ja auch, über den eigenen Sinneseindruck hinaus, Landschaften und Naturstimmungen überzeugend zu schildern, welche er nie mit dem leiblichen Auge gesehen hatte: So die Landschaft des Gardasees in der Erzählung „Zwei Schwestern“, die Steppennatur der ungarischen Pußta in „Brigitta“ und besonders farbenreich die öde Weite der Wüste in „Abdias“. Über diese Dreiheit der inspirierenden inneren Mächte, aus denen Stifters Erzählungen wachsen, können wir aber bei der Meisternovelle „Bergkristall“ noch einen weiteren Blick in das Werden seiner Dichtungen tun, weil wir aus einem Erlebnisbericht des mit Stifter eng befreundeten Dachstein-Forschers Friedrich Simony über den unmittelbaren Anlaß zur Abfassung von „Bergkristall“ eingehende Kunde haben. Friedrich Simony, der Erforscher des Dachsteingebietes und Gründer des Hallstätter Museums, sowie später als Universitätsprofessor in Wien der Begründer des Geographischen Institutes der Universität Wien, war in seiner Jugend gleichzeitig mit Adalbert Stifter Hauslehrer im Hause des Staatskanzlers Metternich und dem Dichter seither in Freundschaft verbunden. Die Simony-Hütte am Dachstein erinnert an ihn, und Adalbert Stifter hat dem Freunde in seinem „Nachsommer“ in der Person des jungen Naturforschers Heinrich Drendorf ein bleibendes Denkmal gesetzt. Simony hatte als erster einige Wintertage und -nächte auf dem Hohen Dachstein verbracht und viele Motive des Gebirges als ausgezeichneter Zeichner auch im Bilde festgehalten. Im Sommer 1845 unternahm Stifter von seinem Sommeraufenthalt in Linz einen Ausflug ins Gebirge, wobei er in Gmunden und in Hallstatt Station machte und in Hallstatt auch seinen Jugendgenossen, den dort lebenden Naturforscher Simony, besuchte. Er traf den Freund nicht in seinem Heim an und ging mit seiner Gattin Amalia, da eben ein schweres Gewitter im Anzug war, zum Hallstätter Friedhof hinauf, um von dort das Naturschauspiel zu erleben. Simony war indessen von einer Gebirgswanderung in Obertraun eingelangt und schildert uns seine gefahrvolle Fahrt über den sturmgepeitschten düsteren See nach Hallstatt: „Ich und mein Begleiter, ein Hallstätter Führer, legten uns mit aller Kraft in die Ruder, da es sicher war, daß in kürzester Zeit ein Gewittersturm losbrechen werde. Das kurz vorher nur leise vernehmbare ferne Grollen wuchs zu weit hallendem Donner an und in den Klüften 3

der Berge ertönte das Sausen der nahenden Windsbraut. Jetzt galt es das Äußerste zu tun, rascher und rascher griffen die Ruder ein, immer mühsamer rang sich das auf- und abschaukelnde Boot zwischen den von allen Seiten andrängenden Wogen durch, endlich — noch eine letzte Anstrengung - und mitten durch eine sich hoch aufbäumende Brandungswoge schoß das Fahrzeug auf die Landungsstelle hinaus.“ In seiner Wohnung in Hallstatt angekommen, wurde Simony von dem Besuch seines Dichterfreundes unterrichtet, den er nun auf der Anhöhe des herrlich gelegenen Bergfriedhofes aufsuchte. Er berichtet hierüber: „Einige Schritte vor mir lehnte ein Menschenpaar eng zusammengeschmiegt an der steinernen Brustwehr der Terrasse und schaute hinaus in das grausige Wettergetümmel. Ein betäubendes, in allen Bergen widerhallendes Donnern und Tosen erfüllte die Luft, unten der wogende, brandende, schäumende See, oben der wilde Kampf der durcheinander rollenden, flammenden Wolken. An den hohen, eng vergitterten Bogenfenstern des Gotteshauses rüttelte der vorbeirasende Orkan, daß sie jeden Augenblick in tausend Splitter zu zerbrechen drohten, hinter der Kirche ächzte der Buchenwald und die Kreuze über den stillen Gräbern klirrten und klapperten, wie wenn der jüngste Tag im Anbruch wäre. Im nächsten Momente nach dem Gewitter grüßten sich ein paar alte Bekannte. Es wurde, nachdem Stifters sich etwas angegriffen fühlende Gemahlin in dem besten Gelasse des Hauses untergebracht worden war, trotz des Regens ein Spaziergang in das Echerntal unternommen. Was ich früher nur mittelbar aus den Schriften Stifters entnommen hatte, trat jetzt in voller Lebendigkeit vor mich. Es war die zweifache Richtung seiner Naturanschauung. Im Vordergründe stand die rein künstlerische Erfassung der Landschaftsobjekte bis in ihr innerstes Detail; neben dieser zeigte sich aber dann das Bestreben, das Gesehene wissenschaftlich zu erörtern. Noch sehe ich ihn vor mir, wie er vor der bekannten schönen Felsengruppe hinter der Echern-Mühle plötzlich halt machte und dieselbe nun mit Worten abzuzeichnen und zu malen begann. ,Nichts fehlt zu dem Bilde als eine passende Staffage.1, schloß mein Begleiter und - als hätte eine freundliche Waldfee sich beeilt, seinen Wunsch zu erfüllen - im nächsten Augenblicke tauchte ein pausbäckiges, freundlich blickendes Kinderpaar mit riesigen Filzhüten auf den kleinen Köpfen und mit regendurchtränkten Grastüchern über dem Rücken, hinter den Steinblöcken hervor, uns Erdbeeren zum Kaufe anbietend. Stifter ging alsogleich auf den Handel ein, mit dem Bedeuten, daß die Kinder die Erdbeeren selbst essen und uns erzählen sollen, von wo sie kämen und wo sie während des Wetters gewesen seien. Sie waren am Morgen nach der Wiesalpe gegangen, um dem ,Ähnl‘ von der Mutter Kost zu bringen. Dann sammelten sie Erdbeeren im Holzschlag am Ursprungkogel, wie aber das Wetter „gar zu garstig getan“ habe, seien sie hinter einen,Palfen1, einen überhängenden Felsen, gekrochen, bis es nicht mehr donnerte und jetzt sind wir da - , dabei griffen sie herzhaft in ihr Körbchen, schauten uns ins Gesicht wie alten Bekannten und schwatzten noch treuherzig fort vom ,Ähnl‘ und der Mutter usw., bis die Erdbeeren zu Ende waren und Stifter die kleinen Bergwanderer mit einem Nachgeschenk heimschickte. Wir traten den Rückweg an. Es dämmerte schon, als wir am Waldbachsteg unterhalb des Strubs anlangten. Der Bach, welcher sich hier über einen Berg riesiger Felstrümmer herabwälzt, gewährte infolge der durch die starke Eisschmelzung und den Gewitterguß hervorgebrachten ungewöhnlichen Anschwellung einen unbeschreiblich großartigen Anblick. Von den niederdonnernden milchweißen Wasserwogen wirbelten ganze Wolken Staubes auf, der sich nebelartig in das Dunkel der beiderseitigen Waldhänge verzog und die dahinter liegende Felswand wie mit einem Schleier verhüllte. Eine Erwähnung der periodischen, mit dem Gange des täglichen und jährlichen Schmel4

zens der Dachsteingletscher zusammenhängenden Oscillationen des Waldbaches gab den Anstoß, von meinem ersten winterlichen Besuche des Karls-Eisfeldes zu sprechen und dabei eine Eishöhle zu schildern, durch welche es mir gelungen war, unter dem Gletscher eine bedeutende Strecke vorzudringen. Da wegen des strömenden Regens eine Unternehmung ins Freie gar zu abenteuerlich gewesen wäre, lud ich Stifter ein, sich indes bei mir häuslich niederzulassen. Mit ganz besonderem Interesse betrachtete er nun in meinem Heim lange ein von mir ziemlich treu gemaltes Bild jener Gletscherhöhle, von welcher ich ihm erzählt hatte. Plötzlich sagte er: ,Ich habe mir jetzt das Kinderpaar in diesen blauen Eisdom versetzt gedacht; welch ein Gegensatz wäre dies liebliche, aufknospende, frisch pulsierende Menschenleben zu der grauenhaft prächtigen, starren, todeskalten Umrahmung! Vielleicht stehle ich Ihnen einmal dieses Bild, wenn Sie nicht vorziehen, es selbst unter die Leute zu bringen/ - Nun, er hat es später auch im ,Bergkristall‘ unter die Leute gebracht und so unnachahmlich schön, daß es kein Mensch schöner hätte fertigbringen können.“ Soweit berichtet uns Friedrich Simony. Handlung und Inhalt der Erzählung „Bergkristall“ sind einfach wie fast bei allen Erzählungen Stifters. Wie im Kindermärchen werden auch hier zwei Kinder, der ältere Knabe Konrad und sein jüngeres Schwesterchen Sanna am Weihnachtsabend aus dem Dorfe Gschaid - am Gars gelegen - man wird dabei an Gosau denken dürfen - aus der behüteten Ordnung der häuslichen Gemeinschaft über das Gebirge - den „Rais“ - bei strahlend schönem Wetter zu den Großeltern nach Millstatt geschickt, und sodann von diesen, mit Geschenken und stärkendem Imbiß bedacht, wieder rechtzeitig auf den Heimweg gebracht. Und nun hebt die grandiose, in unserer Literatur wohl einzig dastehende Schilderung der einsamen Bergwanderung durch Schnee und Eis der beiden Kinder an: Ein leiser Schneefall setzt ein, der stärker und stärker wird und ihnen bald die Sicht des Weges raubt und sie in Einsamkeit und Irre führt. Sie glauben bergab zu gehen und gehen bergauf, vom verschneiten, unwegsamen Gelände verführt. Immer wieder kommen in der Erzählung über zwei Blattseiten hin die Worte vor: „Sie wollten, sie versuchten, aber sie konnten nicht!“ Das Hinauf wird ein Bergab, das Vorwärts ein Zurück, Bewegung im Kreis wird ein Bleiben am Ort und Täuschung. „Sie wollten jenseits wieder hinab klettern“ heißt es, „aber es gab kein Jenseits!“ Endlich gelangen sie, durch die ragenden Felsen zu beiden Seiten gezwungen, in ein großes Eisgewölbe, in die Eishöhle unter dem Gletscher, die blau ist wie nichts auf der Welt, gleichsam wie himmelblau gefärbtes Glas. Von dem schreckbaren Blau, dem dämonischen Widerschein des Firmamentes, geängstigt, fliehen die Kinder aus der Eishöhle. Aber sie sind, wohin sie sich auch wenden, von neuen starrenden Eiswänden umgeben, die ihnen den Weg verstellen. Endlich nach langem Herumirren finden sie eine Felshöhle, in welcher sie die Nacht zubringen können. In der ungeheuren lastenden Stille der Eiswelt hören sie das schreckliche Krachen des Eises, als würde die Erde unter ihnen bersten. Aber diese Urstimme der chaotischen Naturmächte hält sie wach und scheucht ihren Schlaf, der ihnen den sicheren Tod brächte. Das Schneien hat indessen aufgehört. Mit offenen Augen starren sie in die unendliche Sternenwelt hinauf, in deren Bogen der grüne Schimmer eines Nordlichtes erblüht, in dem die kleine Sanna den heiligen Christ zu erblicken glaubt. Unten in den Tälern der Menschen erklingen die Weihnachtsglocken, aber die Kinder hören sie nicht. Endlich beginnt es zu tagen. Die Natur und ihre unheimliche Macht, die sie wach gehalten hat, läßt sie nun in der Tiefe in klarer Morgenfrühe die Zeichen der Bewohner von Gschaid erkennen, die in treuer Gemeinschaftshilfe sie suchen gingen. Sie werden in die Ordnungswelt des Dorfes und des Heimes wieder zurückgebracht. Die Welt weiß wieder um das Weihnachtswunder, das die Verirrten durch die Macht der Natur und die Beharrlichkeit der Kinder gerettet hat. Wo alle Sinne und alles Wissen versagten, da blieb den Kindern, in ihrer Unwissenheit selbst ein Stück und ein Kleinod der Natur, nur die unerschütterliche Zuversicht, mit der der unablässig suchende und vorwärts strebende Knabe auf seiner Bahn beharrt und sich für die jüngere Schwester verantwortlich fühlt, und das Mädchen ihm in unerschütterlichem Glauben und Vertrauen folgt. Das in aller Wirrsal immer wieder auf klingende Wort „Ja, Konrad“ des Mädchens klingt dem Leser wie eine friedvolle Weihnachtsglocke über der chaotischen Eiswelt und schwingt in die weite lichtzitternde Flut des Himmels hinein. Im „Bergkristall“ zeichnet Stifter letzte und entscheidende Gefahr und bringt das unendliche Schweigen der Eiswelt zum Klingen mit geringen Mitteln seiner wunderbaren Sprachkunst. Alle Eigentümlichkeiten seiner großen Kunst sind hier zur vollen zwingenden Wirkung vereint. Von seinem bedeutungsvollen Ausflug ins Hochgebirge und zu seinem Jugendfreund wieder in seinen Sommeraufenthaltsort nach Linz zurückgekehrt, schrieb Stifter dann im „Gstöttnerhof“, der heutigen Spiritusfabrik Kirchmayr in Urfahr, „im nettesten Bauernhaus in absoluter Muße und Stille“, wie er berichtet, die Novelle nieder. Die Wiener Zeitschrift „Die Gegenwart“, der er die Erzählung zum Druck überließ, kündigte diese bereits in ihrer Oktoberfolge des Jahrganges 1845 mit den Worten an: „Der liebenswürdige Stifter lebte 5

drei Monate auf einem Bauernhof bei Linz und ließ sich von seiner Vertrauten, der Natur, neue Geheimnisse offenbaren, die er uns dann wohl in einer traulichen Stunde wieder verraten wird.“ Die Weihnachtsfolge der Zeitschrift „Die Gegenwart“ brachte sodann bereits die Novelle unter dem Titel „Der heilige Abend“ erstmalig zur Veröffentlichung. Aber Adalbert Stifter, der mit seinen schriftstellerischen Arbeiten kaum je zufrieden war und stets an ihnen noch feilte und besserte, arbeitete dann bei der Aufnahme dieser Erzählung in die Sammlung „Bunte Steine“ auch diese Novelle „Der heilige Abend“ noch um, die sodann den Titel „Bergkristall“ erhielt. Er schrieb gleichzeitig, immer noch damit unzufrieden, an seinen Verleger und Freund Gustav Heckenast unterm 30. August 1852: „Hätte ich nur zum ,Bergkristall“, der durch die Revision nun erst einen Schliff bekommen hat, die Möglichkeit, in späterer Zeit ihn noch einmal zu reinigen und zu fassen, bei allen Himmelsmächten, ich bilde mir ein, er könnte noch ein Diamant werden!“ Zu einer weiteren Umarbeitung der Novelle ist es glücklicherweise nicht mehr gekommen. Uns, den dankbaren Lesern von heute, aber gilt wie seinerzeit der öffentlichen Kritik beim Erscheinen der „Bunten Steine“ im Frühling 1853 diese Meisternovelle Adalbert Stifters auch ohne neuerliche Feilung als der Diamant unter den „Bunten Steinen“ und als der kostbarste Schmuckstein in Adalbert Stifters Dichterkrone. LITERATUR Brief Friedrich Simonys an Emil Kuh in: Emil Küh, „Zwei Dichter Österreichs (Franz Grillparzer- Adalbert Stifter), Verlag G. Heckenast, Pest 1872, S. 474-476. Fritz K r ö k e 1, „Stifters Freundschaft mit dem Alpenforscher Friedrich Simony“, VJSchr., Adalbert Stifter-Institut des Landes Oberösterreich, Jg. 4 (1955), Folge 3/4, Seite 99-117. Otto Jungmai r, „Adalbert Stifters Linzer Jahre. Ein Kalendarium“, Schriftenreihe des Adalbert Stifter-Institutes des Landes Oberösterreich, Folge 7. 360 Seiten. Verlag Stiasny, Graz, 1958, Seite 12-16. 6

Die Krippe der Stiftskirche in Kremsmünster Von P. Altman Kellner Zum Gedächtnis an Josef Mohr, dem Dichter des Weihnachtsliedes „Stille Nacht“. Mohr absolvierte als Student von Kremsmünster hier 1810 das Lyzeum. Die Darstellung des Weihnachtsgeschehens beschränkt sich in unserem Kloster nicht auf jene Krippe, die mit Recht vom Heiligen Abend bis Lichtmessen im Gotteshaus die Aufmerksamkeit der Kirchenbesucher auf sich zieht. Ein Gang durch die Kunstsammlungen, die Klosterbibliothek oder die Schatzkammer des Stiftes zeigt eine Reihe von gemalten Weihnachtsdarstellungen, von Emailbildern, Kupferstichen und Schnitzereien, die allein ein umfangreiches illustriertes Heft füllen würden. Darum schenken wir, um das Thema zu begrenzen, unsere Aufmerksamkeit ausschließlich den geschnitzten Krippen. In die Zeit um 1480 gehört das Relief mit der Darstellung der Geburt Christi (68 x52). Von der alten Fassung sind nur mehr Spuren der Grundierung erhalten. „Äußerste Sparsamkeit kennzeichnet die Darstellung: Außer Maria und Josef und dem Christkind im Weidenkörbchen sehen wir ein Rind und den Esel, ganz frontal, und darüber eine eng geschlossene Gruppe von drei singenden Engeln, die ohne weiteres der Reihe der Vorläufer der Kefermarkter Reliefengel eingefügt werden können1.“ Die 30 bis 40 Jahre jüngere Anbetung durch die Heiligen Drei Könige, ein Predellenrelief von 82x45 cm, rückt K. Holter in die Nähe der Astl-Werkstatt: Der älteste König kniet entblößten Hauptes vor dem am Schoß der Mutter stehenden Kind, das eben wie spielend in die mit Gold gefüllte Kassette greift. Melchior trägt einen gotischen Buckelkelch und weist dem nachfolgenden schwertbewehrten Mohr, der in der rechten Hand das Gefäß mit der bitteren Myrrhe hält, auf das göttliche Kind hin. Die lebendig bewegte Gruppe zeigt (seit 1947 wieder) die reizvolle, originale Fassung. (Abb. 1). W e i h n a c h t s s p i e 1 e und Stiftskrippe in Kremsmünster Sowohl die Krippe als auch das Heilige Grab sind die erstarrten und stumm gewordenen Erben mittelalterlicher sakraler Spiele. Nur sind, im Gegensatz zu den eben angeführten Beispielen, die Figuren einzeln in die vorhandene Landschaft des Krippenberges und seines Vorfeldes einsetzbar, wobei die Stadt Bethlehem auf der Höhe den Hintergrund bildet. Dies erkennen wir, wenn wir die letzten - nur seit dieser Zeit sind Aufzeichnungen über Spiele vorhanden2 - auf uns gekommenen Berichte, fast 400 Jahre alt, zu uns sprechen lassen. Sie sind auch wegen der dabei verwendeten Musikform der Dialoge von Interesse. Man kann den Rechnungen entnehmen, daß diese Spiele szenisch dargestellt, also von kostümierten Sängern bei Verwendung instrumentaler Begleitung in der Kirche aufgeführt wurden. Die erste bekannte Dialogauffassung in Kremsmünster war auf den 25. Dezember 1603 festgesetzt. Die Vorbereitungen für dieses Spiel von der Geburt Christi beanspruchten die ganze Adventszeit. Am 6. Dezember liefert „der Niemberger zu Wels 12 Stürz Blech zum Spill Nativitatis Christi“, am 19. Dezember wird um zwei Gulden „Rauschgold, so auch zum Spill verbraucht worden“, bezahlt. Der Gerichtsschreiber Müller hatte zu Linz 1 K. Holter, Das gotische Kabinett des Stiftes Kremsmünster, in: „Christliche Kunstblätter“ 87 (1949), S. 14. 2 A. Kellner, Musikgeschichte des Stiftes Kremsmünster, Bärenreiter-Verlag Kassel und Basel 1956, S. 177 ff. Über die Krippen vor 1800 finden sich Angaben bei B. Pösinger, Kunst und Handwerk, Wien 1961 sowie im handschriftlichen Inventar der Stiftskirche und in nicht veröffentlichten Rechnungen. 7

um 60 Pfennige Rauschgold besorgt und „Sperln“ (Stecknadeln) gekauft. Am 20. Dezember ist alles so weit fertiggestellt, daß Thomas Lehner an der Langwidt die Krippe mit Stroh decken kann. Der Maler Johann Paul Pflichtinger malte „etlich Sachen zum Dialogo in der Geburth Jesu Christi“. Bei der Aufführung wurde die Stiftsmusik durch Gastspieler verstärkt. Am 25. Dezember wurden „dem Paul und Hanns Leberle zu Khrembegg, so dem Weynachspill beigewohnt mit Pfeiffen vnd geygen, für ihre Bemiehung geben 5 s 10 pf“. Für das Weihnachtsspiel des Jahres 1604 malte Pflichtinger einen Stern mit 14 Spitzen und „was sonst verschinen Weinnachten zum Dialogo gemacht“. Hans Grießl, im Markt wohnhaft, lieferte 300 blaue Korallen zum Spiel, Paul Leberle, „so sich mit einer Sackpfeiffen beim Weihnachtspiel brauchen lassen“, erhielt 60 Pfennige. Im Jahr 1605 ist ein Dreikönigsspiel erwähnt, zu dem der Herr des benachbarten Schlosses Kremsegg Ausstattungsstücke beisteuerte. Des Zusammenhanges wegen sei angeführt, daß zum Osterspiel des Jahres 1605 „Johann Paul Pflichtinger zum Osterfest zum Dialogo allerlei Khlaidung vnd Gesichter possiert, auch mit der Aufmachung in der Kirchen sich hat gebrauchen lassen“, acht Gulden erhielt. Bei diesem Spiel traten fünf Teufel, drei große und zwei kleine, sowie der Tod auf. Pflichtinger stellte die entsprechenden Larven und Kleider her. Auch ein gemaltes Lamm trat in Aktion, Wolken schwebten über der Bühne, als Beleuchtungskörper wurden Ampeln verwendet, deren Aufmachung „viel mühe vnd Arbait“ kostete. 1608 wird ein Spiel der Unschuldigen Kinder erwähnt. Am 21. Februar erhielt der „Maler zu Kremsegg, so zum Spill der unschuldigen Kinder dieselben Khindlein angestrichen“, einen Gulden. Auf Abt Alexander a Lacu, der seit 1603 dem staunenden Volk Krippenspiele hatte vorführen lassen, folgte Anton Wolfradt (1613—1639), der nach der weitgreifenden, 1614 in Angriff genommenen Erneuerung der Stiftskirche eine feststehende Krippe baute. Wie bei den szenischen Darstellungen war der Platz dafür die dreischiffige romanische Marienkirche. Sie war vom Kreuzgang aus zu betreten und stand, da sie geostet war, parallel zur großen Kirche. Der Erbauer der ersten Krippe im heutigen Sinn könnte der hier 1612 bis 1628 bezeugte Hans Schiele, Tischler in Kremsmünster (auch Wels und Wien), gewesen sein.3 1632 wird das „Aufrichten des Khrüpls“ mitsamt der Arbeit beim Heiligen Grab erwähnt. Es war ein sich jährlich wiederholender Lohnposten der Zimmerleute. 1635 erfuhr die Krippe eine Überholung durch Georg Dölln, Maler zu Wartberg. Auch der Klampferer erhielt „vmb gemachte Arbeit zum Khrüpel 2 Gulden“. Bald aber entschloß man sich zu einer Neuanschaffung. 1637 erstellte Hans Spindler, Bildschnitzer zu Garsten, der bedeutendste Meister des Frühbarock in unserer Gegend, „ain ganz Newes Khrippel in die Khürchen“ um den ansehnlichen Preis von 30 Gulden. Eine Ergänzung lieferte Spindler 1640. Damals wurden ihm am 9. Dezember „für acht kleine Köpfe, acht paar Händlein und acht paar Füße zu dem Kripperi“, die man in verschiedene Stellungen bringen konnte, vier Gulden gereicht. Neben dieser Krippe besaß die große Kirche seit 1618 einen dem Weihnachtsgeheimnis geweihten Altar, dessen Ölbild „Christi Geburt“ von Georg Scheible aus Weilheim geschaffen wurde. Es befindet sich seit 1715 in der Marienkirche bei dem Altar, der während des Jahres die wertvolle Plastik des Vesperbildes ziert, die zur weihnachtlichen Zeit aber der Krippe Platz macht. 3 Abbildungen bei Kieslinger, Österreichische Kunst V (1938) S. 29. 8

Zur Beleuchtung der Spindlerkrippe wurden zehn Ampeln verwendet, die 1643 der Klampferer Sigmund Kresperger lieferte. 1658 und 1660 waren bei der Krippe Arbeiten nötig, die der hiesige Bildhauer Sebastian Gründler durchführte. Als sein Meisterwerk gilt der 1664 in Gleink aufgestellte, noch vorhandene Hochaltar wie auch die einheitlichen Einrichtungen der Filialkirchen Ober- Rohr und Weigantsdorf unweit des Stiftes. 1666 finden wir den Stiftsmaler Dionys Paur mit der Krippe beschäftigt, der für Gründler die Faßarbeiten besorgte. Hans Christoph Burkhard, der von 1669 bis 1679 in Kremsmünster weilte und von 1683 bis 1697 als Maler und Messner in St. Florian bezeugt ist, muß an der Krippe viel geändert haben, denn ihm wird der halbe Preis dessen bezahlt, was einst Spindler erhalten hatte. Er arbeitete mit dem Bildhauer Johann Wegscheider zusammen, der 1667 bis 1689 in Kremsmünster bezeugt ist. Von ihm ist hier der Zierat zu den prächtigen Kästen der Schatzkammer erhalten. 1676 wurde, weil sie dem Bauplan des barocken Stiftes zuwider war, die romanische Frauenkirche abgetragen und 1677 von Carlatonio Garlone aus Passau die bestehende Marienkapelle aufgeführt. Diesem Neubau fiel die wertvolle Spindlerkrippe zum Opfer. Die neue, mit drei Altären ausgestattete Kapelle nahm gleichfalls die Krippe auf. Ihr Standort ist die Nische des rechten Seitenaltares. Er gestattet für den Krippenberg eine Breite von 4,18 m bei einer Tiefe von 1,35 m. Er hat jetzt eine Höhe von 2,48 m im Hintergrund, gemessen von der vorangestellten Altarmensa an. Der Abt liest dort die Missa in aurora, das Hirtenamt am frühen Morgen des Weihnachtstages; das Mettenamt und das Hochamt des Heiligen Tages wird in der großen Kirche pontifikal zelebriert. Es war wohl Johann Wegscheider, der den Auftrag erhielt, die neue Krippe zu schaffen. Jedenfalls hat er (nachträglich) zu dem „Neuen Kripl einen Engel geschniten (4fl4 ß 0 ^)“. Aber schon 1676, als man noch mit dem Bau der Kapelle beschäftigt war, schnitzte er Engel, Ochs und Esel. Da Wegscheider hier nach 1689 nicht mehr erwähnt wird, die Arbeit an der Krippe aber erst 1695 zu Ende ging, muß man neben und nach ihm auch an Arbeiten des Linzers Franz Josef Feichtmayr, einem Glied der berühmten Wesse- brunner Familie denken, der von 1682 bis 1700 für das Stift arbeitete. Es kann sein, daß „sechs von Holz gemachte Figuren (18 fl.)“ und vier weitere, für die er im selbenjahr 1693 14 Gulden erhielt, zur Krippe gehören. Es ist sicher, daß er an der Ausstattung der Marienkapelle mitarbeitete. Fachleute mögen entscheiden, welche der 14 erhaltenen barocken Figuren den einen oder den anderen Künstler zum Meister hat. Auch Michael Zürn der Jüngere könnte daran beteiligt gewesen sein; er schnitzte 1690 im Auftrag des Stiftes für die ihm inkorporierte Pfarrkirche Grünau im Almtal den noch erhaltenen Weihnachtsaltar mit acht Figuren (außer dem Jesuskind im Weidenkorb Maria, Josef, drei Hirten, zwei Engel, die Köpfe von Ochs und Esel, den Stern oberhalb des schindelgedeckten Stalles). Die Kleinarbeit an der Klosterkrippe zog sich also längere Zeit hin; erst 1695 heißt es: „Die Unkosten wegen des Neuen Kripls haben sich beioffen auf 38 fl 5 s 2 pf“. Die Summe gilt wohl nur für dieses abschließende Rechnungsjahr, denn nun kommt der Schneider Adam Schwenckh zu seinem Teil. Er erhält „vmb vnderschiedliche arbeith beim Krippl vnd anderes 9 fl“. Das betraf die Kleidung der Figuren. Sie sind auch heute noch mit barocken Stoffen prächtig gekleidet. Doch stammt diese Bekleidung der alten Figuren nicht schon von 1695 (Abb. 2). Bevor die sonst gesprächigen Rechnungen verstummen, hören wir 1732 noch, daß „Wolfgang Andreas Heindl, Fresco Mahler und Hausmeister in dem kremsmünsterischen 9

Freihaus zu Wels“ zur Krippe einen Gloria-Engel und andere kleine Engel geliefert (gefaßt?) hat. Theodorich Hagn, 1872 als Abt von Lambach gestorben, war von 1846 bis 1859 Kustos der Stiftskirche, die seit 1785 zugleich als Pfarrkirche dient. Wir dürfen mit gutem Grund annehmen, daß er in jenen Jahren auch die Erneuerung der Kirchenkrippe in Angriff nahm, glücklicherweise mit Verwendung der bereits erwähnten barocken Figuren. Schadhaftes wurde ausgewechselt, der Bestand ergänzt. Darum haben auch die neuen aus Lindenholz geschnittenen Figuren eine durchschnittliche Höhe von 36 cm. Sie sind, abgesehen von den Schabracken der Kamele, nicht mehr stoffbekleidet, sondern in Öl gefaßt. Leider hat der bescheidene Künstler, der diese Arbeiten durchführte, nirgends sein Signum hinterlassen, so daß wir den Namen des Meisters der für jene Verfallszeit ausgezeichneten Figuren nicht kennen. Bis 1951 war ein Krippenberg in Verwendung, den der hiesige Maler A. Hellerich 1870 erstellte. Bizarr wurde über das dünne, tragende Holzgerüst leimgetränkte Leinwand geworfen, felsenartig bemalt und mit Flimmer bestreut. Die Stadt Bethlehem und die Bäume waren bemalte Pappe. Der ebene Boden wurde alljährlich mit frischem Moos bedeckt. 1951 baute der Franziskanerpater Engelbert Zauner, damals in Steyr stationiert, einen neuen Berg in den oben angegebenen Maßen mit Wurzelholz aus dem beim Almsee liegenden Klosterwald. Das liebe Bild wird nun in dezenter Weise von unsichtbaren Lichtquellen beleuchtet, einzig die Stallaterne verbreitet sichtbar ihren sanften Schein. Neben dem Ziehbrunnen stehen einige Palmen. Was stört es das fromme Gemüt, wenn sich unweit dieser tropischen Oase wegen der kalten Jahreszeit heimische Hirten beim wärmenden Feuer lagern? Vor dem gemalten Hintergrund, auf der Höhe des Berges, liegt die Stadt Bethlehem. In diesem Szenium werden alljährlich folgende Bilder aufgestellt: Erstens das Hirtenfeld mit dem wächsernen göttlichen Kind in der Futterkrippe, Maria und Josef (beweglich, Stoff bekleidet), Ochs und Esel, der Gloria-Engel, vier kniende Hirten, sechs stehende Hirten, eine Frau mit Kind, in der Hand eine Einkaufstasche, 22 Schafe, 1 Geißbock, 1 Hund, Hirtenfeuer. Anstelle des blechernen schnitzte 1951 Ghlotilde Rauch von Altmünster einen vergoldeten Stern aus Lindenholz. Zweitens Die Heiligen Drei Könige. Die Weisen sind alte Figuren: Kaspar mit weißem Bart, er kniet, bekleidet mit rotsamtener Hose, reichem barocken Wams und goldenem Mantel, vor der Krippe. Er hat vor sich aufrotsamtenem Polster das geöffnete Schatzkästlein. Der prächtig verzierte Turban ist von Silberstoff. Melchior, stehend, mit blaßblauem, blumigem Kleid und einem Mantel von goldverbrämtem rotem Samt trägt ein goldenes Mozett. In der rechten Hand hält er ein zierliches, aus Golddraht filigran gearbeitetes Szepter. Sein Turban ist mit einer Perlenschnur geschmückt. Balthasar, der Mohr, gefallt in seinem blaßroten, goldgewirkten Kleid. Der rote Mantel ist von einer breiten Silberborte gesäumt. Auf dem Flaupt sitzt der weißseidene Turban mit goldener Spitzenkrone und Perlenschnur. In der rechten Hand trägt Balthasar sein Königszepter, die Linke hält das Myrrhengefaß. Zur Königsgruppe gesellen sich holzgeschnitzte bemalte Figuren aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die beiden im Zug befindlichen Kamele sind mit einer blauen bzw. roten silberverzierten Stoffschabracke bedeckt. Ein liegendes Kamel ist durch die grüne Schabracke gekennzeichnet. Bei einem dazugehörigen Türken, einer guten Figur, ist alles, auch der Turban, aus Holz. Zwei nach Römerart gekleidete Soldaten beschließen den festlichen Zug. Drittes Bild: Die Flucht. Der Stall liegt verlassen; der heilige Josef führt den Esel, 10

auf dem Maria mit dem Kind sitzt, in das Dunkel der Epistelseite hinein; der Engel weist den Weg. Mitte des 19. Jahrhunderts (Abb. 3). Viertes Bild: Das Häuschen zu Nazareth. Vor dem Haus ist der Jesusknabe an der Arbeit. Auf der Hausbank sitzt Anna, die Mutter Mariens, die mit Josef das Geschehen erlebt. Fünftes Bild: Lichtmeß. Die Geburtshöhle war früher so weiträumig gehalten, daß man den Tempel mit seinem Mittelteil hineinschieben konnte. Seit 1951 wird der Krippenberg abgetragen (daher werden die beiden vorangehenden Bilder in der zweiten Jännerhälfte dargestellt), an seine Stelle kommt der weißgold gehaltene, mit vorhanggeschmückten Spiegelfenstern versehene Tempel. Zu diesem Bild gehören folgende alte Figuren: Maria, eine stoffbekleidete Figur mit blondem Haar, ist stehend mit einer Wachskerze in der Hand dargestellt, neben ihr Josef, das Kind auf den Armen haltend; ferner sehen wir die Prophetin Anna und die ebenfalls stoffbekleideten, Hellebarden tragenden Tempelwächter. Geschnitzte Krippen der Kunstsammlung Einleitend haben wir zwei Schnitzwerke der gotischen Zeit angeführt, die uns sagen, wie etwa der Mensch jener Zeit die Krippe gesehen hat. Älter als diese Darstellungen ist eine Dreikönigsschnitzereiin einem Elfenb ein -Triptychon von der Größe 15,8 X 11 X 2,2 cm. Unter dem dreigeteilten gotischen Baldachin thront Maria mit dem Kind; im Vorfeld bringen die Könige ihre Gaben dar. Das 1924 in Paris erschienene zweibändige Werk „Les Ivoires gothiques francais“ von Raymond Koechlin bezeichnet nach unserem Stück als dem ältesten und schönsten Exemplar die Werkstatt jener Schule als „L’atelier du Diptyque de Kremsmunster“ (14. Kap., S. 299-311, S. 305). Als Entstehungszeit wird etwa 1380 in Nordfrankreich angegeben. Der Werkstatt des Leonhard Asti um 1520 wird die Geburt Christi zugesprochen, die zum früheren Marienaltar von Vorchdorf gehörte (Breite 28 cm, Höhe 140 cm)3. Eine Weihnachtskrippe in der Stiftssammlung stammt von dem in Gmunden wirkenden Johann Georg Schwanthaler (geb. 1740 in Aurolzmünster). Das Werk steht unter Glas und Rahmen, ist 27 cm breit, 34 cm hoch und weist sechs Figuren auf, dazu Ochs, Esel und Gloria-Engel. Diese Krippe ist der Kunstgeschichte längst vertraut, denn sie waren schon mehrmals auf Ausstellungen zu sehen: 1884 in der Krippenausstellung zu Steyr, 1910 bei der Schwanthaler-Ausstellung in Ried i. L, 1922 auf der Weihnachtskrippenausstellung von Linz, 1923 abermals in Steyr, 1950 in der Ausstellung „1000 Jahre Christliche Kunst“ zu Linz. Das Gegenstück bildet die „Abnahme Christi vom Kreuz“. Diese beiden Schnitzbilder werden mit etwa 1795 datiert. Zweifellos von demselben Gmundner Künstler stammt eine Schnitzgarnitur von drei Bildern hinter Glas und prächtigem Rahmen. Das erste Bild (31 cm breit, 20,5 cm hoch) zeigt die Hirten bei der Krippe (sieben Personen), einen Engel und den charakteristischen Fenstergucker. Das dritte Bild in gleichen Maßen hat als Thema die Weisen aus dem Morgenland: Maria, Josef, die drei Könige. Das zweite, mittlere Bild (17,5 cm breit, 28 cm hoch) hat mit dem Weihnachtsgeheimnis nichts zu tun. Es ist die aufregende, figurenreiche 11

Schilderung vom Martyrium des hl. Bonifatius. Vielleicht läßt sich aus diesem Grund eines Tages der Auftraggeber oder der Empfänger ermitteln. Der Benediktiner von Kremsmünster P. Basil Heumann, 1771-1787 Kooperator in Kematen an der Krems und 1787-1803 am selben Ort Pfarrer, war sehr kunstsinnig. Ihm dankt die Kirche den von Johann Georg Schwanthaler geschnitzten Hochaltar samt dem Tabernakel, mit dem vom Kremser-Schmidt gemalten Altarbild des hl. Kirchenpatrones Martin. Er war es auch, der Schwanthaler als Schöpfer der Krippe gewinnen konnte1. Die weitere Geschichte dieser Krippe kann nicht unerwähnt bleiben. Nach 1938 war ein reichsdeutscher Sammler schon nahe daran, von Pfarrer Gerhard Zauner die Krippe (gegen einen neuen, zementierten Schweinestall in der Landwirtschaft) zu erstehen, als Dr. Ludwig Roithner, der kunstverständige Arzt des Ortes, dies zu verhindern wußte, indem er selbst vier Bilder der Krippe erwarb und so für die Heimat rettete. Von den sechs Bildern sind derzeit zu finden: 1. Das Hirtenfeld und die Dreikönige werden wie bisher zur Weihnachtszeit in der Pfarrkirche aufgestellt. 2. Beschneidung und Jesus im Tempel befinden sich im Besitz der Familie Roithner. 3. Der Bethlehemitische Kindermord (Abb. 4) und die Hochzeit zu Kana kamen durch Tausch von Roithner an das Stift Kremsmünster. Die bewegte Szene mit Herodes, der die Kleinen töten läßt, wird den Besuchern des Stiftes gezeigt.5 Um die Mitte des 19. Jahrhunderts war vor allem der aus Kukus in Böhmen stammende Linzer Bildhauer Johann Rint (1815-1876) in Kremsmünster geschätzt und mit Aufträgen bedacht. Eine geschnitzte Krippendarstellung zeigt die Hirten vor der Heiligen Familie. Die Strahlen des Sternes, in die ein Engel wie harfenspielend greift, zeigen auf das göttliche Kind (Maße: 20 cm breit, 16 cm hoch). Der wertlose Rahmen stammt nicht von Rint. Sollte Rint auch der Meister der von Th. Hagn (s. o.) nach 1850 beschafften Krippenfiguren sein? Ein Vergleich zwischen ihnen und dem Rint-Bild fällt jedenfalls zugunsten der Kirchenkrippe aus. Auch der etwas jüngere Josef Ign. Sattler (1852-1927) aus Linz arbeitete mehrfach für Kremsmünster. Für Wilhering schuf er die Kirchenkrippe; bei uns ist eine zweigeteilte Schnitzerei (die Hirten bei der Krippe; die Anbetung durch die Weisen), gehalten von einem sauber gearbeiteten Stehrahmen, erhalten (signiert I S 1886). Zimmerkrippen Den Abschluß unserer Wanderung bildet ein Besuch bei einigen Patres, die ihr Zimmer zur weihnachtlichen Zeit mit einer Krippe schmücken. An erster Stelle ist jener Raum zu erwähnen, in dem der Ghristbaum aufgestellt wird und die familiäre Feier des Heiligen Abends stattfindet. Neben dem Baum steht eine von Josef Tschurtschenthaler aus Sexten bei Innichen um 1950 geschaffene Krippe. Aus einem Block (Breite 52 cm, Höhe 53 cm) sind die Heilige Familie, Ochs- und Eselkopf, zwei Hirten und zwei Schafe geschnitzt. 1 s. Allgemeines Lexikon der Bildenden Künste, 30. Band, S. 355. 6 Zu Punkt eins muß gesagt werden, daß die Figuren dieser beiden Bilder durch das alljährliche Aufstellen und Abräumen schon beschädigt und durch die überhandnehmenden Kunstdiebstähle sehr gefährdet sind. Daher ist dem Stift Kremsmünster zu empfehlen, diese beiden Darstellungen aus der ihm inkorporierten Kirche den schon in den Kunstsammlungen befindlichen Gruppen beizugesellen. Dies wird besonders dann möglich sein, wenn die Pfarrkirche, ohne ihr Vermögen in Anspruch nehmen zu müssen, eine neue, qualitätsvolle, aber diebssichere Krippe erhält. Es ist ein vielfach geübtes Vorgehen, das allenthalben zur Sicherung gefährdeter Kunstschätze angewendet wird. 12

Dazu kommen als frei stehende Figuren zwei Hirten und, für Epiphanie, die Dreikönige (Figurengröße 24 cm). Ein Pater hat eine Gruppe, die von Johann Seisl, Wörgl 1928 signiert ist. In meiner Zelle erfreuen mich alljährlich die Figuren, die 1937 Romed Speckbacher von Thaur für mich schnitzte. Die Anschaffung des zweiten Teiles, der Anbetung durch die Könige, vermutlich die prächtigere Gruppe, verhinderte die anbrechende NS-Zeit. Bastelnde Studenten bauen Krippenberge, und wenn es auch keine Schnitzwerke sind, die sie dann aufstellen, sondern Marktware von Tonfiguren oder billige Gestalten aus einem Krippen-Bilderbogen, so ist das Ergebnis doch dasselbe: besinnliche Freude und Dank an Gott, der „die Welt so sehr liebte, daß er seinen eingeborenen Sohn für sie hingab“. Darum: „In dulci iubilo, nun singet und seid froh, aller unser Wonne leit in praesepio!“ 13

Die Pechölsteine im oberösterreichischen Mühlviertel Von Ernst Fietz Ein zarter Rauch kräuselt aus einer kleinen Waldlichtung, würzigen Harzgeruch verbreitend. Der Rauch kommt aus einem kleinen Meiler im Gschwandtgraben in der Ortsgemeinde St. Leonhard bei Freistadt. Um den Meiler hocken schweigend drei Männer und beobachten den Meiler, dafür sorgend, daß das Holz nur langsam giosend niederbrennt und daß das abrinnende Pech ohne Verlust in einen Behälter tropft. Man schrieb das Jahr 1933, und es war herbstliche Zeit. Die Leute waren,, Pechlbrenner“ und der Stein, auf dem der Meiler errichtet war, war ein „Pechlstein“. Das gewonnene Pech wurde als Wundmedizin und, mit Fett vermischt, als Wagenschmiere verwendet. Es ist ein sehr alter Brauch, der sich hier im Gschwandtgraben vollzog. Als Material zum Pechbrennen verwendete man Kiengallen, die harzreichen Auswüchse von kranken Föhren, die Kernstücke von Wurzelstöcken und schließlich zerkleinertes, harzreiches Föhrenholz. Diese Holzsorten wurden pyramidenförmig aufgeschlichtet, wobei die untersten größeren Holzstücke zusammengebunden wurden, damit sie stehen konnten. Die weiteren Hölzer wurden nach oben immer kleiner und zum Schlüsse kamen Späne. Dann wurde der kunstvoll aufgebaute Meiler sorgfältig mit Rasenstücken verkleidet und mit Erde und Schmiedzunder abgedichtet. Als Unterlage dienten geeignete Steine, die eine möglichst ebene Oberfläche mit einer Neigung von 1 zu 3 bis 1 zu 10 hatten. Damit das Pech sicher abgeleitet werden konnte, waren die Steine im allgemeinen mit Rillen versehen, die die Form eines Blattes mit seinen Rippen haben, also eine mittlere Hauptrinne, in welche von beiden Seiten die Nebenrinnen münden. Natürlich mußte bei der Rillenanordnung auf die Unebenheiten der Oberfläche Rücksicht genommen werden. Diese Steine haben verschiedene Bezeichnungen: Pechlsteine (Pechölsteine), Pechschmiersteine und Speckschmiersteine. Um das abtropfende Pech gut auffangen zu können, endete die mittlere kleine Rinne entweder in einem Loch, das durch den Stein gebohrt worden war, unter welches das Auffanggefäß gestellt wurde, oder die Rinne blieb offen bis zur Felskante, die unterhaut war, um Platz für das Auffanggefäß zu schaffen. Manchmal wurde auch eine kleine Holzrinne oder ein Holzröhrl zur Ableitung verwendet. Das Auffanggefäß war ein Topf oder eine Kanne oder ein Holzschaffei. War das Gefäß voll, so wurde die obere wässerige Schichte abgeschöpft. Das so gewonnene Pech hatte eine dunkelbraune, fast schwärzliche Farbe und hieß Pechöl oder Pechschmiere. Das bei einem Meiler zuerst abtropfende Öl wurde als „Heilsam“ bezeichnet. Nach altem Brauche wurde der zum Brennen hergerichtete Meiler zu Mittag, also beim Sonnenhöchststand, oben angezündet und das Feuer, wie schon erwähnt, von drei Männern — gewöhnlich waren es die Besitzer, Großvater, Vater und Sohn - schweigend durch 24 Stunden genährt. Und das Pechöl, das in diesen 24 Stunden gewonnen wurde, war der „Heilsam“. Der Heilsam durfte nicht verkauft, sondern nur an Nachbarn verschenkt werden. Nach Ablauf der 24 Stunden, also wieder beim Höchststand der Sonne, kamen dann Frau und Kind, brachten Essen und Kurzweil. Das noch weiter gewonnene Pechöl wurde mit Fett aus Schweinedärmen vermengt und als gute Wagenschmiere verwendet. Der Heilsam war also ein Heilmittel. Zu diesem Zwecke wurde er entweder pur angewandt, wenn er eine ölige Konsistenz und eine lichte Farbe hatte, oder mit Butter und Bienenhonig zu einer Salbe verarbeitet. Die chemische Untersuchung des unvermischten 14

Pechöls ergab fast reines Terpentin, das zur Wundbehandlung sehr gut geeignet ist. Besonders bei krankem Vieh wurde der Heilsam benützt. So wurde bei beginnender Maul- und Klauenseuche der Heilsam in das Gebiß der erkrankten Tiere gerieben und soll nach Aussagen alter Bauern gute Wirkung gehabt haben. Bei Hufverletzungen der Pferde und Rinder, bei eiternden Wunden und sonstigen Geschwüren wurde der Heilsam als Helfer herangezogen, ebenso wenn die Schweine verschnitten wurden. Aber auch für die Menschen wurde diese Volksmedizin bei Wunden und Quetschungen verwendet. Da beim Pechölbrennen Holzkohle anfiel, konnte auch diese in den kleinen Handschmieden Verwendung finden, die früher in fast jedem größeren Bauernhof des Mühlviertels vorhanden waren. Einschichtige Bauern schmieden sich ja noch heute Beschläge und Werkzeuge des täglichen Gebrauches selber. Die großen Fortschritte in der Medizin und die Krankenversicherungen haben dazu beigetragen, daß das Pechölbrennen zurückgegangen ist, ja fast ganz aufgehört hat. Auch die städtischen Sommerfrischler, welche die alten Bräuche gern als Aberglauben bezeichnen, dürften den Rückgang beeinflußt haben. Die Plätze, wo Pechöl gebrannt wurde, sind verödet, die Steine, die mit so viel Mühe für das Brennen hergerichtet und gemeißelt worden waren, sind mit Moos und Kräutern überwuchert und allmählich dem Waldboden gleich geworden.Sie sind vielfach kaum mehr kenntlich. Die Generation, die das Brennen noch geübt hat, ist ausgestorben, und die jungen Leute haben kein Interesse mehr daran. Nur ganz vereinzelt wird heute noch gebrannt. Es braucht auch nicht jedes Jahr gebrannt zu werden, da ein Meiler auf einem Stein mittlerer Gföße bis zu 15 Liter Pechöl liefert. Die Brenndauer beträgt hiezu ungefähr zwei Tage und Nächte. Das Brennmaterial wird auch nicht kurz vor dem Brennen gesammelt, sondern bei Schlägerungen im Laufe von einigen Jahren - soferne es stark kienig ist — beiseite gelegt und der Sonnenbestrahlung ausgesetzt, damit es gut austrocknen kann. Wenn dann Zeit zum Brennen ist, jetzt gewöhnlich im Spätherbst, wird es gespalten und zerkleinert, wie eben zum Aufbau des Meilers erforderlich. Eigentlich sollte man nicht vom Brennen sprechen, da das Kienholz nicht zu Asche verbrannt wird. Daß man dennoch von Brennern und nicht von Köhlern spricht, mag seinen Grund darin haben, daß der Hauptzweck eben die Gewinnung des Pechöls und nicht die der Holzkohle ist. Soweit die bisherigen Erhebungen besagen, kommen in ganz Europa die Pechlsteine nur im Mühlviertel vor, und auch hier nur im westlichen Teil. Man kann ihnen daher einen kulturhistorischen Wert wohl zusprechen. Es ist also erforderlich ihre Zahl und Lage festzustellen und womöglich auch das Alter der Steine zu ergründen. In den vierziger Jahren dieses Jahrhunderts soll es noch ungefähr 80 Pechlsteine gegeben haben. Manche wurden gespalten und zu Bauzwecken verwendet, manche sind, wie bereits erwähnt, im Erdboden dem Auge entzogen. Immerhin konnte der Verfasser noch die genaue Lage von 25 derartigen Steinen feststellen und in der beigegebenen Karte vermerken. Außerdem wurden von allen diesen Steinen die Zeichnungen der Rinnen aufgenommen und hier wiedergegeben. Für den Pechölstein von Hundsdorf bei Gutau (Stein 1) führte in dankenswerter Weise die Abteilung Vermessung der Landesbaudirektion (Leitung Hofrat Ing. Franz Sapp) durch Amtsrat Ing. W. Obergottsberger eine sorgfältige Vermessung durch. Sie gestattete in liebenswürdiger Weise die Wiedergabe der dabei angefertigten Profile in der vorliegenden Publikation. Im folgenden werden die bisher aufgefundenen 25 Steine beschrieben, wobei die nachstehenden Abkürzungen verwendet werden: 15

Verbreitung der Pechölsteine im östlichen Mühlviertel (Die Ziffern beziehen sich auf die Objekte im Text.) Gezeichnet v. E. Fietz

Abb. 1: Predellenrelief, Stiftssammlung Kremsmünster. Anbetung durch die Heiligen Drei Könige. Um 1480, Asti-Werkstatt, (82 x45 cm). Abb. 2: Figur eines Königs aus der Weihnachtskrippe von 1695 (Höhe 35 cm, bewegliche, bekleidete Figur). Zu: Kellner, Kremsmünsterer Krippen

Abb. 3: Flucht nach Ägypten. Um 1850 (Höhe 35 cm, Lindenholz). Abb. 4: Bethlehemitischer Kindermord. Johann Georg Schwanthaler. Um 1790 (Höhe 35 cm). Sämtliche Aufnahmen: Dr. Erich Widder, Linz. Zu: Kellner, Kremsmünsterer Krippen

Abb. 1: Hundsdorferstein bei Gutau Abb. 2: Loßbergerstein am Südhang des kleinen Hundsberges £u: Fietz, rechölsteine

Abb. 3: Pechölstein am Fußsteig nach Reith im Irrendergraben Abb* 4: Kastnerstein im Pricklerbühel in Obergschwandt Zu: Fietz, Pechölsteine

Abb. 5: Pechölstein am Waldrand östlich des Dorfes Rechberg 19 Abb. 6: Lehnerstein in Haselbach Abb. 7: Steiningerstein in Weberberg Zu: Fietz, Pechölsteine

Abb. 8: Gruberstein in Lanzendorf Abb. 9: Brennerstein in Prennreith Sämtliche Aufnahmen: Dipl.-Ing. E. Fietz Abb. 10: Mörwaldstein in Wolfgrub ^u: Fietz, Pechölsteine

Abb. 1: Siebenschläferkapelle in Höllersberg bei Munderfing nach ihrer Wiederherstellung. Aufn. Dr. E. Widder, Linz. Abb. 2: Schachingergut-Kapelle zu den Sieben Schläfern in St. Martin im Innkreis. Aufn. Dr. E. Widder, Linz. Abb. 3: Siebenschläferkapelle in Schließledt bei Taufkirchen a. d. Pram. Aufn. OSR. Direktor Josef Schönecker, Taufkirchen. Zu: Schindler, Die Verehrung der Siebenschläfer

Abb. 1: „Fuhr" mit Naturkipfen. Besitzer Dr. Friedrich Morton,Hallstatt. Abb. 2: Kipfenpaar auf „Fuhr" von Dr. Morton Abb. 3: „Sess", Wasserschöpfer, aus der Fuhr von Dr. Morton. Sämtliche Aufnahmen: F. Morton. •i ^u: Fr. Morton, Die letzte „Fuhr" mit Naturkipfen am Hallstätter See

Das „Höllenloch“ bei Anzenau in voller Tätigkeit. Aufnahme W. Fettinger, Bad Goisern. Zu: Fr. Morton, Kessel und Höllenloch

1 2 3 Abb. 1: Das obere Dambachtal — die ursprüngliche Rosenau — ist von Eiszeitgletschern ausgestaltet worden. Der Trogschluß beginnt bei der Laglmauer, oberhalb der die Laglaim (b3) liegt. Die Landgerichtsgrenze zwischen Steyr und Spital begann an der Kreuzmauer (a2) und teilte die Laglalm und das Dambachtal nach dem Rosenauer Bach. Blick von der Gschaidgas- sen auf Puters Rosenau (halbes Rohrmoos, c 1). Im Hintergrund links der Dreylingwald. Die Flur von c 2 nach Süden wurde in den letzten 50 Jahren aufgeforstet. Abb. 4: Vor 100 Jahren, zur Zeit der letzten Blüte der Sensenindustrie, entstand (im Vordergrund) die hölzerne Kohlhütte in Unterebental. Später wurde die Hütte rechts als Haarstube verwendet. Im Mittelgrund Imitzertanzl, ein Häusler des 19. Jahrhunderts. Im Hintergrund das Kleine Warscheneck, über das die Gemeindegrenze von Spital am Pyhrn verläuft. Abb. 2: Die geographische alte Hengstpaßhöhe, früher „toter Bocksgraben“ genannt, von SW. Die Flur im Vordergrund rechts und am Waldrand a 1 waren noch vor 60 Jahren Ackerfelder. 1 Zu: Mitterkalkgruberj Werneck, Siedlungsrawn Ternberg

1 2 1 Zu: Mitterkalkgruber[ Werneck, Siedlungsraum Ternberg Abb. 3: Die Egglalm, früher halbes Dirngrabnerreit, von Osten. Der Eggl am Reit ist die erste Alm, die 1698 zu einem Gut im Forst Molin erhoben wird. Ab dem 18. Jahrhundert ein Gastwirt auf der Paßhöhe, heute im Besitz der Weidegenossenschaft Windischgarsten. Die Gebäude selbst sind erst 100 Jahre alt und nach einem Totalumbau entstanden. Das Dach des vorderen Stalles wurde vor 2 Jahren durch Schneemassen eingedrückt. Im Hintergrund Hochriegel. Abb. 5: Die Disteleben unter der Herrschaft Steyr. Im Hintergrund Lauterpietschstein, durch den die Landgerichtsgrenze verlief. Die Flur im Vordergrund wird aufgeforstet. Abb. 6: Die alte Hengstpaßstraße erklomm über die Langwiese das Hochreith. Im Norden davon (rechts) neu angelegte Straße zur Disteleben. Die Hüttstatt in der Langwiese (b 1) wurde 1965 abgebrochen, nur mehr Mauerreste sind zu sehen. Im Hintergrund Mitte lag die Hüttstatt im Hochreit (a2), die ebenfalls verschwunden ist. Nur mehr ein Obstgarten und ein Heustadel künden von vergangener Besiedlung.

OG = Ortsgemeinde M = Markt D = Dorf W = Weiler (3 bis 9 Häuser) R = Rotte (mehrere Häuser in lockerer Siedlung) ZH = zerstreute Häuser HN = Hausname SN = Schreibname Da die Erhebungen im Jahre 1932 begonnen haben, kann es natürlich sein, daß sich einzelne Schreibnamen durch Tod, Heirat, Vererbung der Eigentümer und durch Verkauf geändert haben. Die Numerierung der Steine erfolgte in der Reihenfolge des Bekanntwerdens. Bei den Abbildungen beziehen sich die jeweils rechts unten angebrachten Ziffern auf die Nummern der im folgenden angeführten Liste. OG G u t a u Nr. 1: Dieser Stein ist der schönste und größte. Er ist 7.50 m lang, 3.50 m breit und ragt (Abb. 1 u. ca. 1.30 m über dem Wiesengrund empor. Seine Neigung ist 1:4. Er liegt frei Maßauf- auf einer Wiese, die zum W Hundsdorf Nr. 9, HN Holzhansl, auch Schmid unterm nahmen Bergergütl genannt, gehört. I u. II) Aber das Wiesenstück, auf dem dieser Stein liegt, hat nicht von jeher zum Holzhansl gehört. Als nämlich die in der Nähe vorbeiführende Bezirksstraße, die von Pregarten nach Gutau führt, renoviert wurde, bohrten die Straßenbauer diesen Stein an, um ihn zu sprengen und zum Straßenunterbau zu verwenden. Der Eigentümer von Holzhansl, ein Maurer namens Alois Rehberger, hatte das Gefühl, daß dieser Stein etwas Besonderes sei und ihm daher nichts geschehen dürfe. Selbst arbeitslos, Familienvater und wenig bemittelt, raffte er seine geringen Ersparnisse zusammen, borgte von seinen Verwandten noch Geld aus und kaufte in letzter Minute das Wiesenstück mit dem Stein, an dessen Rand schon die Sprengschüsse krachten. Heute sind noch 7 Sprenglöcher zu sehen. Die Straßenbauer aber forderten einen anderen Stein, ein Verlangen, dem Rehberger auch noch nachkam. Der Name Alois Rehberger verdient es wahrlich, nicht vergessen zu werden. In den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde auf diesem Stein das letzte Mal gebrannt. Dr. Franz Stroh vom Landesmuseum hat im Jahre 1932 zum erstenmal auf diesen Stein aufmerksam gemacht. Er wird heute als „Hundsdorfer“ Stein bezeichnet. Nr. 2: Im W Hundsdorf, im Gfehratbichl (Föhrabühel) am Nordwesthang des großen Hundsberges unweit des Brandmayrgutes gelegen, gehört aber HN Rosner, SN Püh- ringer. Seine Neigung ist 1:3. Bekannt wurde dieser Stein 1932 durch Schuldirektor Karl Radler aus Hagenberg. Der Stein wird als „Rosner“ Stein bezeichnet. Nr. 3: liegt am Südhang des kleinen Hundsberges am Waldrand, W Hundsdorf, HN (Abb. 2) Loßberger, SN Hefer, Neigung 1:5. Gefunden von Rehberger im Jahre 1934. Am Stein konnten noch Pechreste festgestellt werden. Nr. 4: W Hundsdorf, R Guttenbrunn, südlich des Kirabühels, westlich der Bezirksstraße Pregarten-Gutau gelegen, HN Gusenbauer, SN Sey, Neigung 1:6,5. Dieser Stein hat nur Randrillen. 2 17

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