Am darauffolgenden Tage gingen die Brautleute in der Pfarrkirche zur heiligen Beichte; anschließend unternahmen sie eine kleine Wallfahrt (Falkenstein, Lauffen, Maria Piain). Am Hochzeitstage kündeten schon um vier Uhr früh die Böllerschüsse den Festtag an. Der Ladmann holte den Bräutigam ab und begab sich mit ihm ins Gasthaus (Schwarzinger). Allmählich fanden sich auch die Hochzeitsgäste ein, die von der Kranzlbraut und ihren Helferinnen ein Rosmarinzweiglein angesteckt bekamen und zum Frühstück eingeladen wurden. Bald darauf erschien dann auch die Braut, geführt vom Ersten Brautführer und begleitet von ihren Eltern. Brautleute und Hochzeitsgäste wurden auf geschmückten Wagen herbeigeholt; oft wurde dabei das Gespann des Bräutigams durch ein über den Weg ge spanntes Seil am Weiterfahren gehindert, dann mußte er sich freikaufen. Vor dem Tore des Gasthauses empfing der Bräutigam seine Braut und überreichte ihr einen aus Weiß und Grün bestehenden Blumenstrauß („den Brautbuschn"). Nachdem auch der Ortspfarrer und sein Kaplan sich eingefunden hatten,stellte der Ladmann den Festzug zusammen. Der Zug zur Kirche, an Schaulustigen auf den beiden Seiten der Straße und auf der Kirch hofmauer vorbei, begann. An der Spitze schritt der Ladmann, den geschmückten Ladstock in der Hand; nach ihm kamen die Spielleute (Baßgeige und zwei Violinen), die seit den ältesten Zeiten jedem Hochzeitszuge voranschritten und später bei der anschließenden Hochzeitsfeier beim Mahle und zum Tanze aufspielten. (Erst seit der Jahrhundertwende wurden anstatt der Hochzeitsgeiger Blechblasmusiker eingesetzt.) Dann folgten der Bräu tigam,rechts von ihm der Ortspfarrer,links der Gastwirt; hinter ihnen die beiden Trauzeugen („die Beiständ"), also die Väter von Braut und Bräutigam, anschließend die Tauf- und Firmpaten („die Göden"),dann die verheirateten Männer und die Burschen. Weißgekleidete kleine Mädchen aus der engsten Verwandtschaft, in den Händen Körbchen mit Blumen, gingen vor der Braut, die nun folgte, rechts von ihr der Kaplan,links der Erste Brautführer; hinter ihnen der Zweite Brautführer mit der Mitbraut, dann der Dritte Brautführer mit der Kranzlbraut,die ein Wachsstöckl in der Hand trug, das sie vor der Trauung anzündete. (Es hätteja den baldigen Tod eines der beiden Brautleute nach sich gezogen, wenn während der kirchlichen Handlung auf dem Altare plötzlich eine Kerze erloschen und nicht bereits ein Ersatz dafür vorhanden gewesen wäre.) Nun folgten im Hochzeitszuge die Mütter von Bräutigam und Braut, dann die Tauf- und Firmpatinnen („die Goden"), anschließend die verheirateten Frauen und die Mädchen. Böllerschießen begleitete den Zug. Beim Kirchenportal trat die Braut durch das Spalier der Männer und Burschen neben den Bräutigam, und nun zogen unter den brausenden Klängen der Orgel das Brautpaar und die Trauzeugen, gefolgt von den Hochzeitsgästen, in die Kirche ein. Vor dem Hochaltare nahmen das Brautpaar und die Trauzeugen Aufstellung; die Kranzlbraut entzündete inzwischen ihren Wachsstock und stellte ihn vor dem Betschemel auf, auf welchem nach der Trauung die Neuvermählten während des feierlichen Hochamtes knieten. Beim Auszug aus der Kirche, bei welchem nunmehr das Brautpaar an der Spitze schritt, hatten sich dieses und die Hochzeitsgäste bei den Ministranten, die den Weg aus der Kirche versperrten, loszukaufen. Wieder stellte der Ladmann den Festzug zusammen; an der Spitze das neuvermählte Paar, anschließend nunmehr zu Paaren die verheirateten Männer und Frauen, dann die Burschen imd Mädchen;Jauchzen und Böllerschießen begleiteten den Zug. War dieser im Gasthaus angekommen, dann führte der Ladmann die Brautleute, den Pfarrer, den Kaplan und die
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