OÖ. Heimatblätter 1968, 22. Jahrgang, Heft 1/2

und in der er in seiner Zeit einen glänzenden Namen hatte. 1906 schloß Hayd diese Phase seiner Ausbildung mit bestem Erfolg ab. In der Klasse von G. Niemand hatte er den ersten Preis derAkademiefür Perspektive erhalten. Seine Abschlußarbeit, das Gemälde „Der Schuster", fand in der Ausstellung der Akademieschüler große Beachtung und erregte das Interesse des Kaisers Franz Josef. Da Hayd jedoch die Ausbildung in Wien, die in der Tat schulmeisterlich und „akademisch" war, an verstaubten, historisierenden Idealen sich orientierte und eigentlich mehr das Hand werkliche vermittelte, unzureichend fand, übersiedelte er an die Akademie nach Prag. Dort lehrte Franz Thiele seit 1902, obwohl auch aus der konservativen Schule Griepenkerls stammend, die in Wien offensichtlich im Akademiebetrieb noch nicht hoffähige PleinairMalerei. Thiele, von den Franzosen, vor allem der Schule von Barbizon und den Impres sionisten beeinflußt, pflegte neben dem Porträt in erster Linie das Genre und die Land schaftsmalerei. Er konzipierte seine Bilder grundsätzHch vor dem Motiv im Freien und regte seine Schüler an, das der jeweiligen Naturstimmung unterworfene Licht der freien Land schaft dem kalten Atelierlicht vorzuziehen. Hayd blieb zwei Jahre bei Thiele in Prag, kehrte 1908 nach Wien zurück, um erneut an der Akademie zu studieren. Er ging nun zu Alois Delug, der als Porträtist einen über Österreich hinausreichenden Ruf besaß. So vervoll ständigte er seine Ausbildung als später sehr geschätzter Bildnismaler. In diese Zeit fallt auch seine Bekanntschaft mit dem ganz anders gearteten Egon Schiele, der damals bei Griepenkerl studierte,sich aber bald der Gefolgschaft Gustav Klimts anschloß. Obwohl Hayd und Schiele ganz andere Wege gingen und kaum künstlerische Berührungs punkte hatten, kam es in gegenseitiger Hochschätzung zum Austausch von Zeichnungen. Hayd hatte eine umfassende und vielseitige künstlerische Ausbildung genossen, die ganz seiner Begabung entsprach. Die Kunst seiner Lehrer steht heute in keinem hohen Ansehen mehr, und schon damals waren einige - vor allem Christian Griepenkerl - in Widerspruch zu den künstlerischen Bestrebungen ihrer Zeit geraten. Die Vielzahl der frei gewählten Lehrer zeigt aber, daß es Hayd nicht darum ging, ein künstlerisches Leitbild zu finden, dem er anhängen konnte, sondern daß er bestrebt war, der Vielfalt seiner Interessen und Neigungen nachzugehen. So war es vor allem handwerkliches Können und technische Fertigkeit, was ihm die Ausbildung bescherte. Es ist überraschend, wie sehr er sich - von motivlichen Verpflichtungen abgesehen - von allen künstlerischen Beeinflussungen frei halten konnte. Die frühesten Bilder zeigen bereits eine erstaunliche Selbständigkeit und eine durchaus persönliche Stilsprache. Am ehesten hat vielleicht noch Franz Thiele auf ihn gewirkt, dessen Vorliebe für die Arbeit in der freien Natur Hayd übernommen hat. Neben dem akademischen Unterricht hat vor allem das Reisen, das Kennenlernen fremder Länder, Gegenden und Menschen bestimmend auf seine Kunst gewirkt. 1909 konnte er bereits eine ausgedehnte Studienreise nach Venedig, Dalmatien und Bosnien unternehmen. Zum endgültigen Abschluß des Studiums führte ihn 1911 eine lange Reise nach Holland und Belgien, wo er vor allem die von ihm hochgeschätzten flämischen und holländischen Meister studierte. Ein längerer Aufenthalt auf der Insel Marken in der Ysselsee schloß sich an. Von diesen Reisen brachte er stets viele Zeichnungen, Skizzen und auch fertige Bilder, in erster Linie Landschaften, mit. Seit 1911 lebte Karl Hayd als freischaffender Künstler in Wien. Im Sommer 1912 folgte ein längerer Aufenthalt in Tamsweg (Lungau). 1913 lebte er ein halbes Jahr in Cicale, Lussin piccolo vor der dalmatinischen Küste und in Arco am Gardasee.Im Mai 1914 heiratete

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2