OÖ. Heimatblätter 1968, 22. Jahrgang, Heft 1/2

Der akademische Maler Karl Hayd (1882—1945) Edgar Hertlein (Münster, Westfalen) Fotos: M. Eiersebner, Linz Der Maler Karl Hayd gehörte zu seinen Lebzeiten zu den profiliertesten Künstlern Ober österreichs. Auch heute ist die Erinnerung an seine Persönlichkeit und an sein Werk noch sehr lebendig, wie die fast regelmäßig zu Geburts- und Sterbetag erscheinenden Gedenk berichte in der Linzer Tagespresse, den Kulturorganen Oberösterreichs und den Sendungen des Rundfunks bezeugen. Die von Zeit zu Zeit im Atelier des Künstlers in Linz, Volksfest straße 22, veranstalteten Ausstellungen, die immer wieder neue, bisher unbekannte Bilder, Zeichnungen und Graphiken zeigen, sind stets gut besucht. Karl Hayds Bedeutung für die Dokumentation des historischen, sich heute allzu rasch wandelnden Stadtbildes von Linz und für das alte gewachsene,jedoch aussterbende bäuer liche Brauchtum Oberösterreichs ist unbestritten. Trotzdem wäre es ungerecht, den Künstler als nur lokalgeschichtlich bedeutsamen Heimatmaler abzutun. So sehr seine Kunst im donauländischen Kulturraiun wurzelt, verdient sie doch darüber hinaus allgemeine Be achtung. Daß der Maler Karl Hayd außerhalb seiner engeren Heimat heute noch weitgehend unbe kannt ist, hat vor allem zwei Gründe. Hayd war nie ein avantgardistischer Künstler. Er stand abseits der beherrschenden Stilströmungen, welche unsere Vorstellungen und auch unseren Geschmack von moderner Kunst geprägt haben. Seine Kunst erscheint deshalb weniger aktuell und interessant und nur schwer klassifizierbar. Zum anderen ist das Werk des Künstlers in seinem ganzen Umfang noch nicht überschaubar. Neben der großen Anzahl von Bildern, die in Museen, Archiven oder sonstigem öffentlichen Besitz und in Privatsammlungen des In- und Auslandes zerstreut sind, ruht noch ein umfangreiches, ungesichtetes Material im Nachlaß des Künstlers in Linz. Daher ist eine Darstellung der künstlerischen Entwicklung des Malers und eine abschließende Würdigung noch verfrüht. Karl Hayd wurde am 8. Februar 1882 in Hainburg (Niederösterreich) geboren. Sein Vater, aus einer Forstmeisterei in Altaussee (Steiermark) kommend, war dort Oberleutnant an der Kadettenschule. Die Mutter entstammte der Familie Hörzinger, Gründer der Kleinmünchener Spinnerei AG in Linz. Der Berufdes Vaters brachte einen häufigen Ortswechsel der Familie mit sich. So wuchs Karl Hayd in Klosterneuburg, Salzburg, Linz und Wien auf. In Salzburg und Wien besuchte er die Realschule. In Wien studierte er an der Staatsgewerbe schule für Architektur bei den Professoren Sitte und Deininger. 1901, nach der Matura, absolvierte er als Praktikant eine Maurerlehre und machte anschließend das EinjährigFreiwilligen-Jahr bei den Tiroler Kaiserjägern in Innsbruck. Gegen den Willen des Vaters, der den Sohn gerne in der Offizierslaufbahn gesehen hätte, begann er noch 1902 das Kunst studium an der Akademie in Wien, nachdem er die Aufnahmeprüfung unter 300 Anwärtern glänzend bestanden hatte. Ein Lehrer der Realschule in Salzburg hatte das künstlerische Talent des Knaben entdeckt und gefördert. Hayd studierte an der Akademie - offiziell in der Klasse Chr. Griepenkerls eingeschrieben - bei mehreren Professoren. Bei Griepenkerl wurde vor allem das Kompositionsfach gepflegt, beiJ. Schmid erlernte er das Aktzeichnen, bei G. Niemand die Perspektive. Hayd arbeitete auch bei William Unger, der seit 1894 an der Wiener Akademie graphische Techniken lehrte, besonders die Radierung, der er sich auf Anraten Wilhelm von Bodes zugewandt

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