OÖ. Heimatblätter 1968, 22. Jahrgang, Heft 1/2

das Urbar von Traunkirchen vor 1447 beweist. Die kleinen Gehöfte waren und sind Paarhöfe. Dieses Talstück wurde nicht nach einem bestimmten Plan und um Einnahmen zu erzielen „besiedelt". Es war für die Salzverschiffung seit 1311 und schon vorher für die Verfrachtung des über den Pötschen gebrachten, wahrscheinlich in Lauffen und Ischl „gefertigten" Salzes gleich wichtig wie jedes andere. Man brauchte „Wehrer", die die Ufer verwehrten, Schiffwerker, die Plätten für die Gmundner Fertiger herstellten, und Waldarbeiter, die für jene Kuf- und Schiffholz schlugen und brachten. Solche Facharbeiter konnten nur aus dem Salzkammergut kommen, die sich auch hier Paarhöfe bauten. Bei Begründung des Ebenseer Sudwesens wurden Sudarbeiter aus Hallstatt und Ischl und Waldarbeiter aus Aussee nach Ebensee berufen. Um Ischl grenzt das Verbreitungsgebiet der Zwiehöfe des Trauntales und das der Einhäuser aneinander. Über das „Wolfgangseehaus" und seine Verbreitung wurde im Abschnitt „Aufsteilung der Dächer" berichtet (Abb. 10, 11). Erst außerhalb des Salzkammergutes und seines unmittelbaren Einflußbereiches treffen wir gegen Salzburg zu auf das ebenfalls aufgestellte Dach der dortigen Einhäuser, die zumeist keinen Gewandgang,dafür aber den bescheiden wirkenden Achtelschopfund dasfür Salzburg charakteristische Glockentürmchen auf dem First haben. Schlußbetrachtung Das Salzkammergut ist nicht nur in seinem erdgeschichtlichen Aufbau überaus abwechs lungsreich, sondern auch in seinen Bauformen. Ob wir das Becken von Mitterndorf durch wandern, über Angern nach Bad Aussee gehen, ob wir Bauerngehöfte um den Grundlsee besehen oder die Niederalmen auf der Blaalm, ob wir das Gosautal durchschreiten oder Goiserer Bauernhöfe aufsuchen,ob wir durchs Ischltal zum und um den Wolfgangsee pilgern oder die Mondsee-Attersee-Landschaft durchstreifen, wir sehen, soferne wir mit offenen Augen wandern, in reicher Abwechslung bodenständige Bauformen, die die einzelnen Landschaften charakterisieren und die Geschichte des Salzkammergutes widerspiegeln. Es tut weh zu sehen, daß es im oberösterreichischen Salzkammergut nicht gelingt,ja nicht einmal ernsthaft versucht wird, was im ländlichen Bereich anderer Bundesländer als kul turelle Aufgabe sehr ernst genommen wird: das bodenständige, aus alter Kultur erwachsene Siedlungsbild möglichst unversehrt zu erhalten und es behutsam weiterzuentwickeln. Rücksichtslos werden von verschiedenen Architekten und ortsfremden Bauherren standort fremde Bauten in und um altgewachsene Ortschaften oder auf die schönsten Aussichts hänge und an Seeufer gestellt. Das Makler- und Baugeschäft bemächtigt sich der günstigsten Baugründe, auf denen Bungalowdörfer errichtet werden, die irgendwo konstruiert wurden, anstatt daß man bodenständige Kleinhausformen, an denen das Salzkammergut reich ist, zum Vorbild nähme. Hochhäuser will man vielerorts mit der Begründung durchsetzen, dem Ort eine bauliche „Dominante"zu geben. Schul- und große Siedlungshäuser in moder nem Kasernenstil wachsen aus Salzkammergutboden. Man spricht von Zweckbauten. Solche kann jeder Bautechniker konstruieren. Man scheint nicht mehr zu wissen, daß Baukunst erst in der Verbindung von Zweck und Schönheit und der Einfügung in die landschaftliche und bauliche Umgebung besteht. 134 wig sie ineinandergreifen, wird von Frau Konsulent M.Zierler, Bad Ischl, in einer Studie dargelegt werden.

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