allgemeine Verbreitung fand, ist anzunehmen. Trugen die wichtigsten Amtsgebäude ein Vollwalmdach, so begnügte sich der Bauer, der Kammergutarbeiter, mit einem Dach mit Viertelwalm, was den Vorteil hatte, den auch das Satteldach bietet, daß er den Dachramn an beiden Giebelseiten zu Wohnraum ausbauen konnte. Der Schopf greift nicht in den Dachboden zurück. Er ist der abgeschrägte Dachvorsprung. Größe und Neigung des Schopfes müssen in richtigem Verhältnis zur Hausgröße und übrigen Dachneigung stehen. Ein halber Schopf wirkt zu wuchtig, ein zu kleiner Schopf bescheiden. Der Schopf darf nicht flacher, er soll etwas steiler als das Dach sein. Auf Dächer geringen Neigungswinkels paßt kein Schopf. (Vgl. Abschnitt „Aufsteilung der Legschindeldächer".) Von einstigen Häuserzeilen mit Schopfdächern in Salzkammergutorten sind in Ebensee, Ischl und Lauffen nur mehr kurze Straßenstücke erhalten. Dem wunderschönen Marktplatz in Hallstatt verleihen die brettergedeckten Schopfdächer die Geschlossenheit. Wo neben Bauernhäusern mit Schopfdächern auch Nebengebäude ein solches tragen, wie das Auszughaus oder die Hütte, tritt die Zusammengehörigkeit reizvoll hervor. Der Schopf ist ein charakteristisches Merkmal der Salzkammerguthäuser, der großen wie auch der kleinen. Er, wie andere Einzelheiten, künden jedem Sehenden, wie die Alten es verstanden, nicht nur zweckmäßig,sondern zugleich auch schön zu bauen. Sie nahmen die geringe Mehrarbeit, die der Schopf verursachte, auf sich. (Abb. 6, 7, 9, 12, 23, 24, 29.) Es ist zu bedauern, daß man heute bei Neubauten in allen Teilen des Salzkammergutes, auch im Steildachgebiet, ein ziemlich flaches Satteldach, bis zur Legschindeldachneigung, aus Gründen der „Zweckmäßigkeit und Ersparnis" — wie vorgegeben wird -, bevorzugt. Verglichen mit Schopfdächern wirken Satteldächer härter, durch ihr Überhandnehmen wird der Charakter des Siedlungsbildes verändert. Mit den großen Welleternitplatten, die in hellgrauer Ausführung zu sehr an das Wellblech erinnern, kann man keinen Schopf decken, er nähme sich gewellt auch häßlich aus. Sehr wohl kann man ihn aber mit(dunkel grauen) Eternitschindeln decken, die dem schönsten Deckmaterial, den Holzschindeln, an Aussehen nahekommen und sehr dauerhaft sind. Zur Erhaltung und Weiterentwicklung unseres Siedlungsbildes würde es beitragen, wenn man aufden Schopfzurückgriffe. Architekten mit Einfühlungsvermögen haben esin mehreren Fällen mit gutem Erfolg getan. Verständnisvolle Bauherren und Bauleute sollten erst eine Anzahl Beispielsbauten errichten, solche würden wohl nachgeahmt werden. Gewandgang, Gangmuster Da die Mehrzahl der Häuser im o. ö. Kammergut gemäß der Anordnung von 1563 gemauert wurden und Holz gespart werden mußte,flnden wir an den Häuserzeilen alter Kammergut orte keinen Balkon. Dagegen finden wir an den Wohngebäuden der Zwiehöfe und an den Einhöfen den „Gewandgang", im steiermärkischen Kammergut an der Traufenseite, im oberöster reichischen und salzburgischen an der Giebelseite. Der Gewandgang war kein Balkon, auf dem sich die Bauersleute der Beschaulichkeit hin gaben, er war nicht über ausgebaute Stiegenhäuser oder durch Wohnräume erreichbar, sondern direkt vom Heuboden atis. Sein Zugang und die Luken in der Giebelschalung dienten der Durchlüftung des Heubodens,den in der Regel nur zwei Pfosten breiten Gang benützte manzum Trocknen von Kleidern und Wäsche aufangebrachten Stangen. Durch den weiten Dachvorsprung, der bei den aufgesteilten Dächern des Wolfgangsee-, Mondsee- und Atter-
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