OÖ. Heimatblätter 1968, 22. Jahrgang, Heft 1/2

Früher stiegen alle Almbesitzer^^' im Frühjahr mit allen verfügbaren Arbeitskräften, mit Söhnen und Töchtern, Knechten und Dirnen, hinauf, um die Almweide zu „schwenden", mit Hacke und „Schwendkralle" alle nachwachsenden Bäume, gleich welcher Art, auszu hacken, damit der Weideboden nicht verwachse. Wo heute nicht mehr geschwendet wird, ändert die Natur die Almlandschaft. Einst hat der Mensch in den Bergwald eingegriffen, Wald gerodet und Almen angelegt. Heute ergreift der Wald wieder von seinem Rand her von den Almgründen Besitz. Da auch Buche ge schwendet wurde, die keinen Flugsamen hat, wächst ohne jedes Zutun schöner Fichtenund Lärchenwald auf, nur die Tanne, der für den Schwarzwald so wichtige Baum, kann nicht hochkommen, da ihre Zweiglein der Leckerbissen für jegliches Wild sind, das zahlen mäßig ein Vielfaches des einstigen Standes beträgt. Doch noch stehen die Almhütten, und jede bewirtschaftete bringt Leben in die Höhen. Dem aufmerksamen Beschauer tritt die Eigenständigkeit bäuerlicher Baukultur also auch auf Almwanderungen entgegen, die zur Ausbildung verschiedener Hüttenformen führte. Alle diese „Zweckbauten"sind schön. Sie sind in Maßen erbaut, die der Bauer oder Zimmer mann nicht lernte, die in ihm lagen, die es ihm ermöglichten, das Notwendige zugleich schön zu bauen. Die Abgewogenheit der Maße vor allem und die Besonderheiten der ein zelnen Gebiete sind es, die uns freundlich ansprechen, die uns überzeugender und klarer als im Tal, in dem sich störende Einflüsse breitmachen, zeigen und sagen, daß Bauen die augenfälligste Kulturleistung ist, daß ihre Eigenständigkeit aus Gaben der Wesensart und handwerklicher Geschicklichkeit der Bewohner erwächst, daß sie der Landschaft ein charakteristisches Gepräge verleiht. Einzelheiten an Gebäuden Über Einzelheiten an Gebäuden im Salzkammergut ließe sich viel schreiben. Hier seien nur einige Besonderheiten festgehalten. Der Schopf Vom Schopf oder Walm wurde schon angeführt, daß er den Steildachhäusern Traulichkeit verleiht. Im Salzkammergut wurde er einst als Zierstück des Daches empfunden, auf das man, wie alte Abbildungen und alte Häuser zeigen, weder aufSalinengebäuden und Wohn häusern noch auf Gehöften verzichtete, es auch auf Almhütten und Holzknechtstuben anbrachte. Daß der Schopf aus den in den Städten verbreitet gewesenen „gotischen" Dachformen übernommen wurde, aber auch in Nachahmung von Vorbildbauten des Salzkammergutes Nachstehend seiein Beispielangeführt,welche Mühen Bewohner dessteiermärkischen und oberösterreichischen Salzkammergutes auf sich nahmen, um eine gute Alm auf Salzburger Boden zu erwerben und zu bewirt schaften. In einer südseitig offenen Mulde des 2028 m hohen Gamsfeldes liegt in 1400 m Höhe die Anger karalm.Sie wurde gegen die Mitte des vorigenJahrhundertszu ^/g von dem Ausseer Köberl und zu'/g von dem Goiserer Pernkopfeinem Rußbacher Bauern abgekauft.Der Auftriebswegführtvon Aussee(Michler,Lerchen reith 4) über den Pötschenpaß um das Nordwestufer des Hallstätter Sees durch das Gosautaltmd über den Paß Gschütt nach Rußbach Saag,durch das Rinnbachtal aufwärts und von diesem abzweigend ins Angerkar, wozu man 15 Stunden benötigt. Heute wird sie von Verwandten Köberls (Reisenbichler) aus Goisern, Reh kogel 5, befahren, was auch noch 13 Stunden in Anspruch nimmt. Ausruhen und weiden dürfen die Rinder auf dem Paß Gschütt. Die Bäuerin erzählte, daß eine Kuh, die schon früher auf dieser Alm war, bei jedem weiteren Auftrieb aus dem Stall in Rehkogel Uef und allen weit voran die ganze weite Strecke allein zurück legte,ohnejemals den Wegzu verfehlen. Sie lag schon satt gefressen im Mahd,wenn die Herde mit den Alm leuten am Abend ankam.

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