OÖ. Heimatblätter 1968, 22. Jahrgang, Heft 1/2

Auch daraus erhellt die Fürsorge für die „armen arbaiter". Das Hofsehreiberamt nimmt die Kosten der Errichtung eines neuen Bades auf sich, obwohl das Kloster Traunkirchen dazu verpflichtet wäre, dem über die Pfarrkirche Hallstatt die Badegebühren zugesprochen werden. Nicht ein Badmeister, sondern ein „Bader" ist erwähnt. Bader waren auch als Heilpraktiker tätig. 1629 wurde aus Ebensee berichtet, daß der dortige Badmeister Wilhelm Gigl wegen hohen Alters in den Ruhestand trat. Harbad - Harstube - Brechelstube „Der bar"ist das heute noch im Bauerntum lebendige mittelhochdeutsche Wortfür Flachs, Es unterschied sich schon im Mittelhochdeutschen durch das Geschlecht. Es sind zwei ähnlichlautende, stammverwandte Wörter für zwei ähnliche Dinge,nämlich für den Flachs und die aus ihm gewonnene Faser, und das Haar des Hauptes oder des Felles. Harstuben sind oder waren abseits des Gehöftes stehende Hütten, ursprünglich ganz aus Holz, später der Holzersparnis wegen aus Mauerwerk, in denen der Flachs, auf Stangen über den Brechelofen gelegt, durch Hitze geröstet wurde, um anschließend, also noch warm, gebrechelt und geschwungen und später gesponnen und zu Leinwand gewebt zu werden. Das Wort Bad in Verbindung mit Harrösten hatjedenfalls eine andere Wurzel als „baden", nämlich „bähen", das in der Mundart „ba(h)n" gesprochen wird. Es ist mit „backen" verwandt, hat auch ähnliche Bedeutung, nämlich erhitzen, leichtes Backen auf dem Herd oder im Backrohr oder Backofen. Wie das Hauptwort zu „mähen" „Mahd" ist, was einge zäunte Wiese (das Mahd) oder die gemähte Zeile (die Mahd) bedeutet, so wurde, mit größter Wahrscheinlichkeit, aus „bähen" „Bahd" und „Bahdl", dessen Herkunft und Bedeutung aber die Schreiber nicht kannten, daher Bad schrieben. „Haarbad" ist in zwei facher Hinsicht für den Unkundigen irreführend, der an das Haar des Hauptes und an Reinigungsbad denkt, da „Bahd" ohne h geschrieben wird. Vgl. „Dörrbahl", S. 56. Im Attersee-Mondseegebiet, einschließlich des Wangautales, wiegt die Bezeichnung „Bre chelbad" vor, um den Wolfgangsee dominiert der Name „Rauchstuben".In den Archivalien des Salzoberamtes und der Verwesämter finden wir sie als „harstube, bar pad stube" oder kurz „badl" benannt. Die Bezeichnung Harbad, Brechelbad, Badstube lassen fürs erste vermuten, daß diese Ge bäude außer zum Rösten des Hars und des Hanfes auch als Reinigungsbad benutzt wurden. Das wird von Bauern, bei denen bis nach dem 1. Weltkrieg noch oder wieder Har gebaut und geröstet wurde, entschieden bestritten, darauf deutet auch kein Vermerk in den Archi valien hin. Das wäre auch aus der Konstruktion der Heiz- und Dörrvorrichtung unmöglich gewesen. Der Ofen der Brechelstube bestand aus einer Heizöflfnung, die von einem Gewölbe übermauert war,in dem „Züge", Öffnungen, waren,die dureh eine 30-40 cm hohe Schicht faustgroßer Steine abgedeckt wurden, damit wohl Hitze und auch Rauch, aber keinesfalls Flammen oder Funken durch diesen Belag dringen konnten, über den auf Stangen der Har gelegt wurde. Etwa 1% bis 2 Stunden der Hitze ausgesetzt, war er so weit geröstet, daß er, noch warm, sogleich gebrechelt, dann geschwungen werden konnte, was entweder bei gutem Wetter M. Lexer, Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch 1956, S.82.

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