OÖ. Heimatblätter 1968, 22. Jahrgang, Heft 1/2

Der Rauch wurde dadurch aufs beste genützt, und die Getreideernte war vor dem Verderben durch Nässe und Auswachsen auf dem Feld gesichert. Das im „Rau(ch)" getrocknete Getreide war leicht zu dreschen, es fiel gut aus den Ähren. Durch den Rauch gebeizt, war es vor Pilzbefall sicher, blieb jahrelang keimfähig, war ge suchtes Saatgut, für das höherer Preis erzielt wurde. Die Müller schätzten es wegen seiner guten Mahlbarkeit. Da sich Ruß ans Getreide gesetzt hatte, der beim Dreschen in Bewegung geriet, wurden die Drescher rußig. Sicherte das Rauchhaus die Getreideernte, so veränderte sich auch das „Haus"; es wurde zur Küche und zum Arbeitsraum der Bäuerin. Diente der eine offene Herd zum Kochen der Speisen, so der andere über den mittels Schwenkarm ein Kessel geschwenkt werden konnte, hauptsächlich der Bereitung von Viehfutter. Der Backofen wurde entweder über oder unter dem einen offenen Herd gebaut. Doch war das schon eine rationellere, den Raum besser ausnützende Anordnung. War der Backofen unter dem Herd, war eine „Backgrube" erforderlich,die durch Bretter abgedeckt war,wenn nicht gebacken wurde. In drei Rauchhäusern, beim „Hirner", Hof 2, „Unterem Elmauer", Hof 14, und beim „Kögel", Gaisberg 12, alle Gemeinde Tiefgraben, waren 3,20 m lange Feuerhüte. Sie über dachten nicht nur den einen offenen Herd,sondern auch den Rauchabzug des daneben in die Seitenwand eingebauten Backofens. Die Heiz- bzw. Einschußöffnung dieser Backöfen befand sich in bequemer Höhe,so daß man aufrecht stehend backen konnte. Der Verfasser sah das Rauchhaus „Kögel", das wegen des Autobahnbaues entfernt werden mußte, vorher und im Zustand des Abbruches. Der Backofen stand frei neben der Stube im „Haus". Beim „Moosinger" und „Michetshofer", Radau 8 und 10, Gemeinde Oberwang und beim „Höllenstein" stand der Backofen ebenfalls gesondert, aber nicht in die Seitenmauer ein gebaut, sondern frei an der Wand im großen „Haus", anschließend an den rechten offenen Herd. Der Backofen beim Michetshofer war 2,4 m lang, 1,9 m breit und 1,5 m hoch. Die Rauchaustrittsöffnungen dieser Backöfen waren von keinem Feuerhut überwölbt, denn aus dem Backofen kann keine „Gan" aufsteigen, auch nicht aus der nach Erhitzen des Back raumes ausgeräumten Glut. Neben einem oder beiden offenen Herden befand sich auch, vom Feuerhut überdacht, die Heizöffhung für den oder die Hinterlader. Diese wurden bereits im Abschnitt „Rauch küchen" beschrieben. Durch sie wurde die Rauchstube zur rauchfreien, heizbaren Wohn stube. Das Rauchhaus brachte wesentliche Vorteile und Erleichterungen im Vergleich zum Rauchstubenhaus. Bei widrigen Wind- und Luftdruckverhältnissen, die den Austritt des Rauches aus dem Dach erschwerten oder zeitweise verhinderten, blieben die Hausbewohner auchim Rauchhaus nicht von Rauchplage verschont.Doch man wußte injedem Bauernhaus, welche Türen oder Fenster man öffnen oder schließen mußte, um dem Rauch einen anderen Abzugsweg zu eröffnen. Wenn starker Schneefall die Dachfugen verschloß, konnte der Rauch durch Luken neben den Mittelrafen unter dem Dachvorsprung abziehen. Auch die Rauchwärme unter dem Dach schmolz den Schnee rascher als auf „kalten" Dächern. Der Vgl. Rauchabzugstüren beim „Firlinger"(S. 41) und beim Rauchhaus Siezenheim (S. 80).

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